Kolumnen

Die stärkste Disziplin

Eine drollige Schlagzeile stand am Nikolotag frühmorgens auf ORF: „Kurz wirbt für Disziplin nach Lockdown-Ende“. In Österreich für Disziplin werben? Da kann man auch gleich für nässenden Nasenausschlag werben. Das will keiner. Disziplin ist nicht die stärkste Disziplin der Österreicher. Übrigens leider auch nicht mehr die Abfahrt, sondern eher die Abfuhr (die man der Regierung erteilt).

Und so kommen nur wenige zu den Corona-Massentests. Einige haben dafür gute Gründe (Fieber, Selbstschutz, EDV-Probleme ...), andere haben noch bessere Gründe: „Dem Kurz wisch’ ma eins aus.“ Das sind dann oft auch jene, die in großen Runden feiern, dabei für Virusfortpflanzung sorgen und angesichts steigender Infektionszahlen ein kapitales Regierungsversagen orten.

Die, die zu den Teststraßen kommen, sind eher die Disziplinierteren, unter denen aber nur wenige verdeckt Infizierte sind, weil die sich an die Verordnungen halten. Und heraus kommt dann eine scheinbare Bestätigung für die Verweigerer, die sich entspannt zurücklehnen und sagen: „Wenn die Dunkelziffer eh niedrig ist, können wir ja weiterfeiern.“ Die stärkste Disziplin mancher Österreicher ist und bleibt der Selbstbetrug.