Kolumnen

Barbara Kaufmann: Es ist Zeit für einen Aufstand

Es ist der Geburtstag meiner Tochter, sagt der Kollege. Wenn du für mich einspringen könntest, wär ich dir wirklich dankbar. Es ist der dritte Samstag hintereinander, sagt der Mitarbeiter. Ich kann für die Überstunden nicht immer Zeitausgleich nehmen, sonst kann ich ab September ganz zu Hause bleiben. Es ist nichts zu machen, sagt der Abteilungsleiter. Die Firma will die Überstunden momentan nicht bezahlen, die Auftragslage ist bekanntlich schwierig.

Es ist nicht mein Problem, sagt die rechte Hand vom Chef. Die Leute sollen eben schneller arbeiten, dann müssen sie auch keine Überstunden mehr schreiben. Es ist immer der andere, sagt der Controller. Die Angestellten sollten sich zuallererst fragen, was sie an ihrer Performance verbessern können, um ihre Effizienz zu steigern. Es ist die generelle Schieflage, sagt der Betriebsrat. Seit sieben Jahren gibt es schon keine Inflationsanpassung bei den Gehältern, die Leute haben jedes Jahr weniger Geld. Es ist hart da draußen ohne Arbeit, sagt der Chef. Besonders für Leute ab 50. Dann trinkt er seinen Espresso aus und schließt die Tür.

Es ist wirklich dringend, sagt die Kundin. Die Hochzeit ist in einer Woche und so viele haben erst jetzt zugesagt. Es geht sich schon aus, sagt die Grafikerin. Ein paar Nachtschichten schaff ich noch, bevor das Kind kommt. Es ist der vierte Abend hintereinander, sagt der Lebensgefährte. Wir sehen uns ja gar nicht mehr. Es ist doch Wahnsinn, sagt die Tante. Wie du ein Kind kriegen kannst als Selbstständige, du wirst doch ein Sozialfall.

Zu spät

Es ist jetzt schon zu spät dafür, sagt die Mitarbeiterin der Sozialversicherung. Aber ab der nächsten Rechnung können Sie gerne die Ratenzahlung bei den Beiträgen in Anspruch nehmen. Es ist unmöglich, sagt die Bankbeamtin. Für einen Kredit haben sie beide zu wenige Sicherheiten.

Es ist nicht bös gemeint, sagt der Schulfreund. Aber wir stellen Leute in deinem Alter ungern neu an, sie sind einfach zu teuer. Es ist ein Mädchen, sagt die Hebamme. Sie hat die Strapazen gut überstanden. Dann legt sie das Kind zur Mutter und deckt beide zu.

Es ist natürlich nicht viel, sagt der Agenturchef. Aber das, was du leistest, ist ohnehin unbezahlbar. Es ist nichts Persönliches, sagt der Projektleiter. Aber Führungspositionen sind eine härtere Sportart und dafür bist du nicht trainiert. Es ist eine Frage des Willens, sagt der Vorstand. Wenn Frauen wollen, können sie alles schaffen.

Es ist wirklich das letzte Mal, sagt die Kindergärtnerin. Die anderen Mütter halten sich alle an die Zeiten und wir müssen auch irgendwann nach Hause gehen. Es ist schwierig, sagt die Krankenschwester. Wenn Sie Ihre Mutter weiterhin zu Hause pflegen wollen, müssen Sie sich eine Hilfe leisten.

Es ist nichts gegen dich, sagt der Auftraggeber. Aber solche Honorare kann ich nicht mehr zahlen, deshalb muss ich jemand nehmen, der es mir um die Hälfte macht. Es ist kein Problem, sagt die Praktikantin. Ich bleibe gerne länger, ich liebe diesen Job. Es ist Zeit für einen Aufstand, sagt meine Mutter. Wie lange wollt ihr euch das noch gefallen lassen?

Es ist das letzte Lachen vor dem Umfallen, sagt die Frau in der Straßenbahn müde. Dann lacht sie.

barbara.kaufmann@kurier.at