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Seife macht die Viren zu Nackerbatzln

Detektivin Birgit sucht nach klein-winzigen Krankheitserregern – Bakterien und Viren. Letztere sind ja seit mehr als drei Monaten ein Dauer-Thema. Viele der kleinsten Dinger machen nix, andere helfen uns Menschen sogar und dann - genau da gibt’s solche wie Corona und seine Kumpane. Knapp, einfach und anschaulich erzählt die Fachfrau für Hygiene (kommt aus dem Altgriechischen -  Hygieia war die Göttin der Gesundheit) über diese Mikroorganismen.

Ihr zu Hilfe kommt eine Kollegin, deren Spitzname, mit dem sie sich in dem rund vierminütigen Video ungefähr in der Mitte vorstellt, schon (fast) alles sagt: Miranda, „die Händewaschfee“. Der Vorname ist nicht extra erfunden, sondern echt. Frau Suchomel, so ihr Nachname, beschäftigt sich wissenschaftlich mit Händewaschen und Desinfektion, einem Spezialgebiet der Hygiene.

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Doch nicht fad

Hääääääh, laaaaaaaaangweiliiiig – könnte vielleicht der Gedanke aufkommen. Haben wir eh schon Trillionen-Mal gehört in den vergangenen Wochen. 30 Sekunden, ungefähr so lang wie zwei Mal Happy Birthday singen dauert und ganz gründlich und oft Hände waschen …

Stimmt – das ist auch der Kern dieser beiden Videos, die die beiden Wissenschafterinnen – in Zusammenarbeit mit anderen und einem Profi-Filmteam gedreht haben. Der kürzere rund vierminütige Film richtet sich an Kindergarten- und Volksschulkinder, das ungefähr doppelt so lange Video an Jugendliche aber mindestens so gut an Erwachsene. Das ist kein billiger Schmäh, um die beiden Videos dem Kinder-KURIER für die Veröffentlichung schmackhaft zu machen. Miranda Suchomel, wie ihre Kollegin Birgit Williger, Wissenschafterin und Professorin an der Medizinischen Universität Wien, erzählt im Interview: „Was glauben’S, wie oft wir unseren Studierenden an der Universität – und nicht nur ihnen – das richtige Händewaschen vorzeigen müssen!“

Kein "Hit", aber!

Sie schränkt gleich ein, ohnehin zu wissen, „dass das kein besonders cooles Thema ist, aber es ist urwichtig und bringt viel“. Mehr als vier von fünf ansteckenden Krankheiten werden über Hände übertragen – von Grippe bis Magen-Darm-Infektionen kommen die Krankheitserreger über Hände in Mund, Nase oder Augen und so in den Körper heißt es schon im Video.

Sie sei als junge Wissenschafterin in diese Forschungs-„Nische“ reingerutscht. „Ich fand es urspannend, wie wichtig Hygiene in der Geschichte der Medizin war. Der seit eineinhalb Jahrhunderten anerkannte „Papst“ auf diesem Gebiet, Ignaz Semmelweiss, sei zu seinen Lebzeiten auch nicht immer so der Star gewesen. Dabei kam er drauf, dass viele gebärende Frauen in den Krankenhäusern deswegen häufig an Kindbettfieber erkrankten oder sogar starben, weil medizinisches und Krankenhauspersonal zu wenig auf Hygiene geachtet hatte – und so wurden dank seiner Erkenntnisse und seines Einsatzes die Hand-Hygiene erfunden und entsprechende Standards für Spitäler entwickelt.

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Seife macht Viren nackt

Warum und wie Händewaschen so super wirkt, bringt sie im KiKu-Gespräch so auf den Punkt: Viren haben eine Hülle mit Fettanteil. Seifen – in der Fachsprache von der Zusammensetzung her Tenside – sind „fettlöslich“, zerstören diese Hülle „und die Viren sind dann Nackerbatzln“, was ihre Ansteckungskraft stark verringert.

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Seife? Jaaaa, unbedingt! Desinfektionsmittel? Eher nein

Was sie im ausführlichen Interview fast auf die sprichwörtliche Palme bringt, ist der „Desinfektionswahn“. Desinfektionsmittel sind nur dann angesagt, wenn es keine Möglichkeit zum Händewaschen gibt, sagt schon ihre Kollegin Birgit Willinger im Film. Ansonsten: Hände weg davon, vor allem von Sprays. Der Sprühnebel könnte eingeatmet werden und das ist nicht gesund. Aber selbst flüssige Mittel greifen die Haut an, sie wird rissig und dadurch können erst recht Mikororganismen leichter in den Körper eindringen.

Das willkürliche und viel zu häufige Verwenden solcher Mittel – oft undefinierter Zusammensetzung – war neben dem Stress durch eben die Pandemie und vor allem den vielen selbstgebauten Elementen für die Videos mit ein Grund, dass sie erst jetzt fertig geworden sind.

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Hände g’scheit waschen reicht

Völlig unsinnig erklärt sie, sind Desinfektions-Sprühnebel auf die Straße, in Gebäuden oder auf andere Oberflächen zu verteilen, die in Sachen Ansteckung nicht wichtig sind. Das braucht’s genau gar nicht. Wenn du dich über den Boden infizieren wolltest, müsste sich eine infizierte Person vor dir auf den Boden knien, hinspucken oder -rotzen und du müsstest dich unmittelbar danach ebenfalls auf den Boden begeben und das aufschlecken. Ähnliches gilt für Hefte in der Schule. Hände g‘scheit waschen – wer’s (noch) nicht weiß, sieht’s in den beiden Videos – dort ist es mit Hilfe von Fingerfarben deutlich sichtbar gemacht.

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Jugendliche steuerte Wasserrutsche bei

Ach ja, während die „Handwaschfee“ die riesig vergrößerten Mikroorganismen händisch mit Stiften auf Papier malte, ausgeschnitten und foliert hat, fertigte Marlene Willinger, die Tochter von Mirandas schon mehrfach erwähnter Wissenschaftskollegin, Zeichnungen wie die Wasserrutsche am Computer an. Die beiden Fachfrauen sind übrigens nicht nur Professorinnen an der MedUni Wien, Birgit Willinger ist auch Präsidentin der Österreichischen Gesellschaft für Hygiene, Mikrobiologie und Präventivmedizin (ÖGHMP) und Miranda Suchomel ist ihre Assistentin. Die ÖGHMP hat die zwei Videos in Zusammenarbeit mit Open Science – Lebenswissenschaften im Dialog produziert, umgesetzt von Profis von „zimtfilm“.

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Das Video für die jüngeren Kinder (4 Minuten) findest du hier unten:

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Den rund 8-minütigen Film gibt’s hier unten:

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Mehr Infos

Noch mehr und regelmäßige Information zum Thema Hygiene ist hier zu finden:

ÖGHMP

Openscience -> Richtiges Händewaschen

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