Laptop-Challenge für ärmere Kinder
Von Heinz Wagner
Vier Wiener Kinder und Jugendliche bekamen kürzlich eigene Laptops - die sie behalten können (die aus öffentlichen Händen sind nur leihweise). Zwei Anwaltskanzleien haben die hochwertigen Geräte gekauft und Schüler_innen übergeben. „Wenn Anwaltskanzleien bei Fun-Challenges die auch Zeit & Geld kosten, mitmachen können, dann können wir auch bei einer Laptop Challenge helfen“, meint Robin Lumsden, dessen Kanzlei in Wien und New York sowie Washington D.C. agiert, dem Kinder-KURIER seine Initiative.
Dank dieser bekamen zunächst die 12-jährigen Theodouli, Ardian und Teofil Laptops. Erstere, ein rumänisch-griechisches Mädchen kam mit ihrer Mutter vor drei Jahren nach Österreich. „Ardian (mit serbisch-albanischen Wurzeln) wurde mit seinen zwei Geschwistern zuhause mit viel Liebe und Geduld während des Homeoffice/Home-Schoolings unterstützt“, so beschreibt Ludmilla (Lucy) Schindler, die Lehrerin, die Situation. Teofil schließlich, so die Sonderpädagogin an Mittelschulen in Wien-Favoriten, „lernt erst seit zwei Jahren Deutsch und als der fleißigste Schüler der Klasse hat der rumänische Bub im Distance-Learning ALLE HAUSAUFGABEN (Hervorhebung von der Lehrerin), die auf der Schulhomepage von den LehrerInnen reingestellt wurden, von seinem Handy aus gemachte, weil er keinen Computer zu Hause hatte.“
In der Klasse Deutsch gelernt
Schindler ist seit fast 20 Jahren Lehrerin, mit neun Jahren aus Polen nach Wien gekommen und hat „kein Wort Deutsch gesprochen, aber mit Hilfe von engagierten PädagogInnen und einem ausländerfreundlichen Klima bin ich in einer Klasse mit vielen anderen Kindern (und nicht in einer Deutschklasse, bei der kein gleichaltriges Kind mir die Sprache beibringen kann) gefördert worden“. Sie hatte den Kinder-KURIER von der privaten Computer-Initiative informiert.
Sie und der ehemalige Landesschulinspektor Wolfgang Gröpel aus der Bildungsdirektion Wien hatten begonnen, sich um – eigene – Laptops für benachteiligte Schüler_innen (leihweise organisierte die Stadt Wien 5000 Laptops für Pflichtschüler_innen) zu kümmern. Da kamen sie in Kontakt mit dem oben genannten Anwalt.
Als Vater Ungleichheit bemerkt
Lumsden meinte: „Als Vater dreier schulpflichtiger Kinder ist mir besonders in der Corona-Zeit eine deutliche Ungleichheit in unserem Schulsystem aufgefallen. Während viele Kinder (vor allem jene aus akademischen Familien) durch das Home-Schooling die beste Bildung überhaupt durch täglichen Privatunterricht durch die Eltern erhalten haben, gibt es auch viele Kinder, die hier leider von unserem System zurück gelassen wurden. Es sind jene Kinder, wo aufgrund des familiären Backgrounds nicht einmal die technische Ausrüstung (Laptop, Internet) für einen sinnvollen Distanzunterricht über E-Mail, Skype & Co. vorhanden ist.“
Das ist ihm aber nicht nur aufgefallen, er wollte auch was zur Überwindung der Ungleichheit beitragen, schreibt er dem Kinder-KURIER. „Ich glaube, dass es unsere gesellschaftliche Verantwortung ist, dass jedes Kind die gleichen Chancen bekommt und das Einkommen der Eltern nicht über die Zukunft der Kinder entscheiden soll. Deswegen bin ich auf die Idee gekommen, Laptops selbst anzuschaffen um diese an „bedürftige“ Kinder zu spenden. Ich habe die ersten drei hochwertigen Laptops privat bezahlt, neu angeschafft und ausgerüstet (nach Erfragung des genauen technischen Bedarfes). Rechtsanwälten geht es trotz corona-bedingten Geschäftsrückgängen in der Regel überproportional gut, so dass ich das als Anlass genommen habe, meine Kollegen aufzufordern um mitzumachen.“
Kollege schloss sich an
„Kollege Kazim Yilmaz hat sofort zugesagt, mitzumachen und ist ein perfektes Beispiel für einen hilfsbereiten Kollegen, mit Herz und Anliegen.“
Dank ihm konnte vor wenigen Tagen auch Alteka (8 Jahre) in der Integrationsklasse der Volksschule Phorusgasse (Wien-Wieden) einen neuen Laptop für sich - und ihre drei Geschwister - entgegennehmen.
Integrationsbotschafter
Anwalt Kâzım Yılmaz schloss sich der Initiative an. „Robin und ich sind beide Integrationsbotschafter und engagieren uns aufgrund unserer eigenen Wurzeln sehr stark für eine erfolgreiche Integrationspolitik in unserem Land“, schreibt er dem KiKu. Über seinen Kollegen und Freund ergänzt er noch „er ist jemand, der nicht nur über gesellschaftliche Verantwortung spricht, sondern diese wirklich lebt“.
Und dieser Kollege und Freund meint noch: „Ideal wäre, dass hier eine positive Spirale entsteht und auch die größeren Kanzleien (die ja auch ein Vielfaches an wirtschaftlicher Stärke haben) sich gegenseitig in der Anzahl der Laptops überbieten. Geplant ist auch, dass wir weiterhin diese Aktion fortführen und auch ähnliche Aktionen starten. Wir hoffen, dass wir mehr Momentum erzeugen können. Corona überdeckt vieles und kämpfen wir um Aufmerksamkeit für interessierte Laptop-Spender-Kanzleien.“
Update: 17. Juni 2020, 10.23 Uhr: Titel geändert, um nicht Challenges für gute Anliegen gegeneinander auszuspielen, da auch die Ice-Bucket-Challenge einen guten Zweck hatte, Geld für Erforschung der Krankheit ALS zu sammeln. Auch der Anwalt hat den Vergleich auf Fun-Challenges geändert.