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Kinderschutz-Medizin: "Lieber mit Maske in der Schule als alleine zuhause"

Die Österreichische Gesellschaft für Kinderschutz Medizin (ÖGKiM) warnt am Dienstag in einer Aussendung vor der Zunahme von Gewalt, Missbrauch oder auch Vernachlässigung durch geschlossene Schulen bzw. Kindergärten in Lockdown-Zeiten. Außerdem fürchtet Universitätsprofessorin Susanne Greber-Platzer, Leiterin der Kinder- und Jugendheilkunde der Med-Uni Wien und Vorsitzende der ÖGKiM durch wirtschaftliche Unsicherheiten mehr Stress in den Familien sowie bei Kindern und Jugendlichen selbst. Daher sei es auch aus diesen Gründen wichtig, dass Kindergärten und Schulen offenbleiben.

Internationale verfügbare Zahlen reichten von einer 20%-igen Zunahme von Gewalt, Missbrauch und Vernachlässigung reichen in Frankreich bis zu einer deutlichen Reduktion in Dänemark (minus 42%). Die Kinder-Schutz-Medizin – Dachorganisation der österreichischen Kinderschutzgruppen – ortet dabei einen direkten Zusammenhang Relation zu geschlossenen oder offenen Kindergärten, Schulen und Vereinen. So kommt rund eine Viertel aller Gefährdungsmeldungen von Schulen und Kindertagesheimen. Damit relativerten sich aber, so die ÖGKiM auch Rückgangs-Zahlen, denn wo Einrichtungen für Kinder und Jugendliche geschlossen sind, erfolgen auch weniger bis keine Meldungen.

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Schulen und Kindergärten wichtig als soziale Orte

Die Bedeutung der Schulen, Kindergärten, Betreuungseinrichtungen und Sportvereine beschränkt sich nicht nur auf Lernen und Testen. Die vielen Begegnungen schulen die Interaktionsfähigkeit und soziale Kompetenz als wichtige Faktoren für das Wohlbefinden von Kindern. Lehrkräfte und Betreuungspersonal lernen im Laufe eines Schuljahres ihre Schülerinnen und Schüler bzw. die ihnen anvertrauten Kinder und Jugendlichen kennen, fördern sie in ihrer Entwicklung und erkennen Sorgen und Nöte. Vor allem jene Kinder und Jugendlichen mit einem hohen Potenzial, alleine nicht zurecht zu kommen, überfordert zu sein, wegzudriften und Gefahr zu laufen, in Abhängigkeiten zu geraten oder physischer bzw. psychischer Gewalt ausgesetzt zu sein, müssen und können erkannt, unterstützt und behandelt werden.

Die Österreichische Gesellschaft für Kinderschutz Medizin (ÖGKiM) ist die Dachorganisation der österreichischen Kinderschutzgruppen und sieht ihre zentrale Aufgabe darin, Gewalt und Unterdrückung von Kindern und Jugendlichen zu erkennen, zu bekämpfen und langfristig zu verhindern. oegkim.at

Wohlergehen der Kinder und Jugendlichen ebenso wichtig wie Schulstoff

Distance Learning hat die Schule verändert. Das primäre Ziel war es, den Schulstoff über Videomeetings und Arbeitsaufträge zu bewältigen und abzuprüfen. Doch noch wichtiger wäre es, von Beginn an das Wohlergehen der Kinder und Jugendlichen zu erfragen und zu protokollieren, ihre Ängste und Schuldgefühle aufzunehmen und ihren Tagesablauf zu erfassen. Weiters sollten Lehrer und Betreuungspersonal ausgebildet sein, Risikofaktoren für Benachteiligung und Kindeswohlgefährdung rasch zu erkennen, gezielte Fragen über den Umgang und die Interaktion der Familienmitglieder zu stellen, um bei Hinweisen auf Gewalt und Vernachlässigung aktiv zu werden.

„Lieber mit Maske in der Schule, als alleine zuhause“

Dies sind alles eindeutige Gründe, weshalb Kinder und Jugendliche in eine geordnete Tagesstruktur in den Schulen, Betreuungseinrichtungen und Freizeitaktivitäten zurückkehren sollten. Nur so können ein Verlust an Wissen und Lernstoff sowie sozialen Kompetenzen verhindert, Ängste über eine ungewisse Zukunft mit weitreichenden wirtschaftlichen und sozioökonomischen Folgen wahrgenommen und der jungen Generation ausreichend Sicherheit und Schutz geboten werden (Thomas EY et al 2020). Es wäre falsch nun auf reines Nachholen von Lernstoff und Prüfungen zu setzen, vielmehr sollte ein offener Unterricht, mit der Möglichkeit sich wieder zu integrieren und in der Klasse zurechtzufinden, ermöglicht werden. Die lange Zeit im Lockdown muss aufgearbeitet werden, die Erwartungen müssen entsprechend der Situation und den Möglichkeiten der Schülerinnen und Schüler angepasst werden, um individuelle Lernziele auszuarbeiten, klar zu kommunizieren und erst dann einzufordern.

Die Einhaltung der Hygiene- und Schutzmaßnahmen sowie der regelmäßigen Covid-19 Testungen sind als fixer Bestandteil einer offenen Schule zu sehen. Den Kindern und Jugendlichen ist die Notwendigkeit der Maßnahmen klar und diese werden auch überwiegend gerne angenommen. Die Schülerinnen und Schüler wollen selbst „lieber mit Maske in der Schule, als alleine zuhause“ sein. Der Effekt der Masken zur Minimierung der Viruslast und deren gute Verträglichkeit wird mittlerweile auch durch Literatur bestätigt (Robert-Koch Institut 2020; Huppertz HK et al 2021).

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Kinder und Jugendliche müssen gehört werden

Schlussfolgernd ist festzuhalten, „dass wir auf unsere Kinder, Jugendlichen und Studierenden hören und sie in Entscheidungen, die sie betreffen, einbinden müssen. Wie müssen ihnen vermitteln, dass mit all den Regeln ihre Bedürfnisse, ihre Entwicklung und ihre Zukunft ebenso im Mittelpunkt stehen und nicht vergessen werden, wie jene von Erwachsenen. Die Kinder und Jugendlichen sind unsere Zukunft, die wir als Gesellschaft brauchen. Sie alleine sind die Garantie für Entwicklung, Erfolg und Wohlstand in den kommenden Jahren. Alles was wir in unsere Kinder und Jugendlichen investieren, rechnet sich um ein Vielfaches.“

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