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HOG – Zauberhafter Präsenz- und Online-Unterricht in der Großfeldsiedlung

„Weil ich klug sein will und zu Hause keinen Drucker habe“, sagt Siad, weshalb er im Lockdown in der 3b sitzt. Seine Kollegin Ina kommt „täglich her, weil wir schon Computer zu Hause haben, drei Stück, aber wir sind viele Kinder und meine Geschwister in der Oberstufe brauchen die ständig“. Auch bei Emma sind sieben Kinder im Haushalt und Selima mit einem Stirnband ihrer japanischen Lieblingsserie Naruto am Kopf findet, dass es jetzt hier in der Schule besser ist als über Zoom beim ersten Lockdown. Der Kinder-KURIER durfte – selbstverständlich unter Einhaltung aller Auflagen – etliche Einblicke ins Geschehen in der Volksschule Herzmanovsky-Orlando-Gasse (bei der Großfeldsiedlung in Wien-Floridsdorf) nehmen. Fast 40 Prozent der 284 Kinder sind täglich am Vormittag in der Schule, die Nachmittagsbetreuung nehmen mehr als ein Viertel der Schüler_innen in Anspruch.

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Parallel

Während die Genannten und noch einige Kolleg_innen lesen, schreiben oder zeichnen, kommuniziert Lehrerin Ursula mit Angesa, Maya, Elias, Hawina, Jakob, Daniela, Shaimaa, Elena, Ecrin und anderen der Home-Schooling-Kinder via Zoom, um dort über Aufgaben zu reden und neue zu geben. „Es passt schon“, kommentiert Angesa wie ihr Distance-Learning gefällt. Jakob findet’s „lustig“. Für Karoline ist der Heim-Unterricht „cool“ und Jasmit mag das Lernen auf diese Art „sehr gern“, Shaimaa schätzt es, „dass ich lerne, mir alles selbstständiger einzuteilen“.

„Ich hab die Home-Schooling-Kinder in zwei Gruppen geteilt“, schildert sie eine der Erfahrungen aus dem Frühjahr gegenüber dem Kinder-KURIER. Erstens sei die Gruppe zu groß und unübersichtlich gewesen, nicht jede und jeder sei so leicht zu Wort gekommen.

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Verschiedene Wege

Außerdem halte sie es nicht gerade für zielführend, wenn die Kinder die ganze Zeit vor dem Bildschirm verbringen. Lieber Aufgaben geben und besprechen und später die Ergebnisse. Oft kommen die auch digital. Beispielsweise schicken die Kinder Fotos beim Lesen der Klassenlektüre – ob auf der Couch, im Bett oder wo auch immer in ihren Wohnungen. Das Buch kommt übrigens mit allen anderen erledigten Arbeitsblättern oder Zeichnungen am Freitag in ein Köfferchen, das sie oder Eltern in die Schule bringen um es gegen neue Unterlagen auszutauschen.

Abwechselnd widmet sich die seit 37 Jahren unterrichtende Pädagogin den Kindern in der Klasse und den zwei Gruppen via Online-Meeting. Ein bisschen mehr Zeit zwischen der Kanzler-Lockdown-Verkündung am Samstagnachmittag und dem Start am Dienstag früh hätte sie sich, den Kindern, ihren Kolleg_innen sowie Direktorin Petra schon gewünscht, um sich auf diese Form des hybriden Lehrens und Lernens einzustellen. Dass sie – und viele andere – sich im Frühjahr einen neuen, Laptop samt dazugehörigen Softwarepaketen vom eigenen Gehaltskonto anschaffen „durfte“ erwähnt sie nur nebenbei.

Noch eine praktische Erkenntnis möchte Ursula in die Diskussion rund um Distance-Learning einbringen, weil so viel von einer einzigen Plattform gesprochen wird, über die alles abzuwickeln sein sollte. „Wir müssen jene Wege wählen, auf denen wir die Kinder und ihre Eltern erreichen, und wenn’s eben Handy und WhatsApp ist!“

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Heimelige Atmosphäre

Entspannt und familiär wie in der 3b oder auf den Gängen und im – ausgedünnt, gestaffelt besuchten – Speisesaal geht’s auch in den anderen Klassen zu, in die wir mehr als einige Blicke werfen dürfen. In der Deutschfördergruppe hebt Lehrerin Sandra das Drachen-Maskottchen namens HOGI von Herzmanovsky-Orlando-Gasse) von einer hölzernen Kiste, der (Wort-)Schatztruhe. Dabei zieht die Lehrerin „nur“ Kärtchen mit Bildern aus der Kiste. Erst Denis, Yaren, Hüseyin, David, Emir und Ismail machen daraus die Worte – von der Hose über Socken und Pullover bis zur Haube. Mit Daumen rauf und runter reagieren sie, ob die entsprechenden Kleidungsstücke in dieser Jahreszeit gerade passend sind. Und damit sie dem Schriftzug auf der Klassentür – Bewegte Sprachwerkstatt – alle Ehre erweisen, gehen sie so viele Schritte wie das jeweilige Wort Silben hat.

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„Wackelpudding“ und Sticken

In der 4c bei Lehrer Nick erzählen Emir und Celin von der aktuellen Klassenlektüre „Wackelpudding“. Ein neuer Schüler wird, so schildern die beiden, voll gemobbt. Aber zum Glück gibt’s dann mit Thomas einen Schüler in der neuen Klasse, der aufsteht und sich auf die Seite von Pit, so heißt die Hauptfigur, stellt. Andere wie Armandeep erledigen Handarbeits-Aufgaben und sticken Zier-Leisten auf einem quadratischen Tuch.

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Eisenbahn, Fenstermalen

Wir durften auch noch mehr als einen Blick in die Vorschul- und die Löwenklasse (1. Klasse) mit Tisch-Deck-Übungen und Deutsch-Spielen am Computer werfen. „In der Vorschulklasse sind fast alle Kinder anwesend, weil genau diese Kinder ganz besonders intensive Förderung im sozialen, sprachlichen und motorischen Bereich brauchen und es hier wirklich speziell ausgebildete Expertinnen wie Martina, Susanne, Sandra und Christian, braucht“, betont die Schulleiterin Petra. Übrigens: Christian, der eine Vorschulklasse leitet hat im Vorjahr für die Galanacht des Friedens im Wiener Rathaus mit Kindern Theater-Szenen erarbeitet und einen Song aufgenommen - YouTube-Link unten. Einen weiteren spielte er im Frühjahr im ersten Lockdown ein: Links hier.

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Computer

Und in der Löwenklasse zeigt Lehrerin Sabine, was alles in digitaler Bildung steckt. So erstellte sie selber Videos, in denen jeder Buchstabe animiert nachgezeichnet wird –als immer wieder aufzurufendes Vorbild beim Erlernen der Buchstaben-Schreibung. Vor allem aber führte sie Padlet ein und stellte diese digitale Pinnwand auf der sowohl Texte als auch Bilder, Videos und andere Materialien dargestellt – und via Internet von mehreren bearbeitet werden können - der gesamten Lehrer_innenschaft vor.

Die nachmittägliche Freizeitgruppen werden von einem Team des Vereins BIM (Bildung im Mittelpunkt) unter Leitung von Bettina betreut. 46 der sonst üblichen 167 Nachmittagskinder kommen auch im Lockdown und spielen und lernen mit Olympia, Christina, Nena und Bella, Christa und Mario – vom Bauen hölzerner Eisenbahnschienen fast durchs ganze Klassenzimmer übers Malen von Fensterbildern bis zur Ruhephase mit vielen Puzzlebildern.

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Kleinere Klassen

Die verkleinerten Präsenzgruppen wären eigentlich die ideale Klassengröße findet etwa Lehrer Nick. Das hatten auch viele Kinder bei Umfragen rund um den internationalen Tag der Kinderrechte angegeben.

Trotz der überfallsartigen Umstellung auf den zweiten Lockdown samt Wochenend-Schicht vom

+ massenhaften Kopieren von Arbeitsunterlagen bis zum

+ Erheben des Bedarfs, welche Kinder in die Schule kommen und

+ welche via Distanz unterrichtet werden,

+ welche die Nachmittagsbetreuung brauchen sowie

+ der schwierigen Ausgangsbedingungen nicht ausreichender Ausstattung mit technischen Geräten in den Haushalten und

+ dem gleichzeitigen Präsenz- und Online-Unterricht

strahlen Kinder in der Schule und via Laptop-Monitor und die Pädagog_innen keine Spur von Stress aus. Entspanntes gemeinsames Lernen und Lehren, ein Team, das die Herausforderungen annimmt und sicher meistert.

Obendrein wissen die Pädagog_innen Bescheid über praktisch alle Ressourcen und Probleme der Familien ihrer Kinder. Und trotz Ärger über so praxisferne Lockdown-Entscheidung – Stichwort Samstagnachmittag bis Dienstagfrüh – bewältig(t)en sie auch diese – wie Zehntausende andere ihrer Kolleg_innen - im Interesse der Kinder/ Jugendlichen. Und so drängt sich fast zwangsläufig die Assoziation von HOG (Herzmanovsky-Orlando-Gasse) zu Hogwarts (Harry Potters Zauberschule) auf.

Follow@kikuheinz

herzmanovsky-orlando.schule.wien.at

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