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Heimkommen ins wieder eröffnete Kino

Begleitet von Samba-Trommelwirbel, einer Stelzengeherin und spielenden Kindern am Platz gegenüber – Teile des am selben Tag stattfindenden Gauklerfests – eröffnete Freitagnachmittag und -abend das Kino und Kulturzentrum in Oberpullendorf nach der langen Corona-bedingten Zwangspause wieder. Für viele langersehnt wie eine Art Nach-Hause-kommen. So bezeichnet Christa Gneist aus Oberpetersdorf das seit vier Generationen betriebene Kino als „mein zweites Wohnzimmer“. Evamaria Klietmann aus Kobersdorf erinnert sich im Gespräch mit dem Kinder-KURIER, „dass ich schon mit sechs Jahren da war, es war mein erstes Mal im Kino, gesehen hab ich Das Dschungelbuch“.

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Aber auch Gäste, die zum ersten Mal – über Freundinnen oder den KURIER-Artikel in der Vorwoche –gekommen waren, fühlten sich gleich heimisch und warmherzig aufgenommen. Familie Treiber, die das Kinos seit vier Generationen führt, schafft diese Atmosphäre, weil nicht nur meist qualitätsvolle Filme abseits der Blockbuster abgespielt werden, sondern die kleine Bar samt Sitzplätzen im Freien zum Gedankenaustausch einladen und Begegnungsort sind.

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Buch- und Büchlein-Vorstellung

Bevor die ersten Filme in den beiden kleinen – seit fünf Jahren digitalisierten – Säle im Nebengebäude gezeigt wurden, stellte Jutta Treiber, die vor allem als Kinder- und Jugendbuchautorin bekannte Schriftstellerin ihre während der Zwangspause erschienene mehrsprachige Version von „Na ja“ vor. Dieses Bilderbuch für alle Generationen dreht sich um einen Kreis, ein Drei- sowie ein Viereck, die mit ihrem Aussehen unzufrieden sind und zum Figurendoktor gehen (Illustrationen Susanne Eisermann). Die deutschen, englischen sowie serbisch/kroatisch/bosnischen Texte las die Autorin selbst auf der Bühne, über die türkischen und arabischen traute sie sich nicht drüber.

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„Keine Pandemik auf der Tandemik“

Anschließend gaben sie, sowie ihr Sohn Oliver, Geschäftsführer des Kinos, und Ehemann Hans Peter, von allen nur Joe genannt, die während der Corona-Zeit produzierten witzigen Facebook-Postings – Montagen aus Fotos und Anklängen an Filmtitel – zum Besten: Von Oli allein zu Haus bis zu Keine Pandemik auf der Tandemik. Auf humorvolle Art hatten sie so versucht, das Kino nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Und obendrein noch ein wenig diese für alle doch seltsame Zeit des Lockdown zu spiegeln – vom Putzwahn übers Kochen bis zur Kurzarbeit. Daraus hatten die Treibers ein kleines Büchlein produziert, das sie den Gästen des Eröffnungsfestes als Geschenk mitgaben.

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Bürgermeister

Buch bzw. Büchlein-Präsentationen verfolgte im Veranstaltungssaal – selbstverständliche alle mit Abstand – auch Bürgermeister Rudolf Geißler. Er schätze Jutta Treiber als Autorin und große Ideengeberin für das kulturelle Leben der Stadt und das Kino und Kulturzentrum als Begegnungsort dafür. Er selber besuche weniger das Kino als mehr die Lesungen.

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Gutscheine

Die schon oben zitierte Christa Gneist, ursprünglich aus Deutschland, seit 45 Jahren in Österreich, davon seit 34 Jahren in der Gegen um Oberpullendorf, hält im Interview mit dem Kinder-KURIER ein kräftiges Plädoyer „für Regionales, vom Einkaufen bis zur Stärkung kultureller Initiativen, deswegen finde ich es wichtig, dieses Kino und Kulturzentrum zu unterstützen“. Dafür hat sie während der Schließung in ihrem Freundes- und Bekanntenkreis ein Initiative gestartet, „Gutscheine fürs Kino zu kaufen, insgesamt sind so schon 30 Kinokarten gekauft worden, aber wir haben auch beschlossen, die bei den ersten Filmen, die wir uns anschauen, gar nicht einzulösen, da kaufen wir zusätzlich Karten.“ Aber auch Charlotte Ruf, eine Freundin von ihr, die an diesem Tag zum ersten Mal aus Wien hierher kam, sprach schon von „unserem Kino“.

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Schon als Kind

„Mein allerstes Mal im Kino war ich da, da war ich sechs“, erinnert sich Evamaria Klietmann aus Kobersdorf. Zunächst wusste sie „nur“, dass „es ein Disneys war“, später kam sie noch einmal auf den KiKu-Reporter zu, „mein Bruder, der jetzt auch gekommen ist, wusste es, es war Das Dschungelbuch.“ Das Kino wurde später „mein Stammkino, unsere Familie hat sich auch mit der Familie Treiber angefreundet“. Ein bisschen komisch sei’s nur gewesen, als ich in der Schule (Gymnasium Oberpullendorf in dem Jutta und Hans Peter – sie Englisch und Deutsch, er Deutsch und Turnen – unterrichteten) den Joe im Skikurs als Lehrer hatte“, so die ausgebildete Rechtsanwältin, die nunmehr in einer Bank arbeitet, „weil ich nicht mehr als Selbstständige tätig sein wollte“.

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Persönlich

Ihr Mann, Thomas Fritzenwallner, der über Salzburg und Wien ins Burgenland zugewandert ist, und sie „haben zufällig einen ähnlichen Filmgeschmack. Er schätzt „die Art wie das Kino hier geführt wird, das ist alles viel persönlicher, ein bissl wie ein Wohnzimmer. Und du bist auch keine Nummer, wenn du Karten reservierst, dann wirst du im Sitzplan mit deinem Namen eingetragen“.

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Wiener Lehrerin

Aus Wien reiste extra – sie hatte die Voraus-Geschichte im Kinder-KURIER gelesen – eine Volksschullehrerin an, „vor allem, weil ich mit der Autorin reden will, ob sie zu einer Lesung in unsere Schule kommen will“.

Follow@kikuheinz

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