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Gewählte Sprecher_innen wollen auch außerhalb der Schule wählen dürfen

Wählen darf er zwar auch nicht, aber in Sachen demokratischer Mitbestimmung bringt sich Bilawal Hussein Shaha schon lange ein. Der Schüler der HTL Donaustadt ist Vertreter von 400 seiner Kolleg_innen als Abteilungssprecher für den Bereich Informatik. Heuer kandidiert er als Schulsprecher. Schon in der Mittelschule war er Klassensprecher. „Ich hab mich damals mit einem Anliegen an den Klassensprecher gewandt. Der hat gemeint, er hätte Angst, sich für irgendetwas einzusetzen, weil er dann schlechtere Noten befürchtete. Aber ich finde, man muss sich als gewählter Vertreter für die Anliegen anderer einsetzen. Notentechnisch hatte ich nie ein Problem.“

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Als Abteilungssprecher hatte er sich – was dann im Corona-Lockdown untergegangen ist – dafür stark gemacht, dass einzelne Fächer für die Matura schon aus dem Abschlussjahr in die vorletzte, die 4. Klasse vorgezogen werden könnten. „Das werden wir aber jetzt in den SGA (SchulGemeinschafts-Ausschuss) einbringen.“

Ein wichtiges Anliegen war im vergangenen Schuljahr, gerade wegen Corona und dem Lockdown, Lehrerinnen und Lehrer dazu zu bewegen, auch in den Ferien für Fragen von Schüler_innen zur Verfügung zu stehen. „Bei einigen ist uns das schon gelungen.“

Auch wenn er nicht wählen dürfe, „mach ich mich schlau und informiere mich über die Forderungen und Programme der kandidierenden Parteien. Wir diskutieren darüber auch viel im Freundeskreis, in der Familie und mit den Schulkolleginnen und -kollegen.“

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Stellvertretende Schulsprecherin

Schülervertreterin ist auch Sihaam Abdillahi. Die 17-Jährige war im Vorjahr stellvertretende Schulsprecherin im Gymnasium Geringergasse (Simmering) und ist nun in der Landesschüler_innen-Vertretung. Im Kinder-KURIER kam sie als eine der Sieger_innen des mehrsprachigen Redebewerbs „SAG’S MULTI!“ vor – mit einer äußerst eloquenten, kämpferischen, feministischen Rede – siehe hier unten:

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Genauso eine Wienerin

Auch sie zählt zu der halben Million Wiener_innen, darunter fast 75.000 von 16 (Erstwahl-Alter) bis 24, die am 11. Oktober weder über die Zusammensetzung des Gemeinderates (weil in Wien auch Landtag) noch der Bezirksvertretungen (die dürfen EU-Bürger_innen wählen) abstimmen dürfen. Das ist bei dieser interessierten, engagierten, aktiven jungen Frau fast unvorstellbar. „Natürlich würde ich gerne wählen, ich bin genauso Wienerin wie Dominik Nepp ein Wiener ist. Ich lebe hier, engagiere mich für die österreichische, die Wiener Community als Schülervertreterin, aber nicht nur. Und nur weil ich das Papier der Staatsbürgerschaft nicht habe!? Das sagt doch nicht über meine Identität, mein Engagement für die Demokratie aus.“

In der Schule rede und diskutiere sie viel mit ihren Schulkolleg_innen über Politik im Allgemeinen und die bevorstehende Wien-Wahl im Besonderen. „Die meisten verstehen auch nicht, weiso gerade ich nicht wählen dürfen soll. Andere verstehen wieder gar nicht das Privileg, das sie haben, wählen zu dürfen. Manche meinen, sie gehen vielleicht wählen, wenn sie gerade Bock haben. Denen muss ich dann sagen: Du weißt schon, dass das ein wichtiges Recht ist, das viele auf der Welt nicht haben. Weil’s für sie selbstverständlich ist, können einige es gar nicht richtig schätzen.“

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