Leben

Studio 54: Sex, Drogen, Disco und die Rolling Stones

Heroen des Rock konnten Disco nicht widerstehen. Auch die Rolling Stones nicht. Einer ihrer bekanntesten Hits, "Miss You", der 1978 erschien, ist voll von funkigen Klängen und Dancefloor-Schweiß.

Drummer Charlie Watts  erinnert sich gerne an die Glitzer-Ära: "Mick und ich gingen viel in Discos. Das war eine grandiose Zeit. Ich erinnere mich, als ich mit Mick in München von einem Club heimging, da sah er einen dieser Village People-Songs. Es muss Y.M.C.A gewesen sein. Keith rastete aus, aber das hörte sich einfach toll am Dancefloor an", sagt er laut einem kürzlich erschienenen Artikel des Far Out Magazine. 

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Und Mick Jagger und seine damalige Frau Bianca gingen im legendären Studio 54 ein und aus. Nicht nur gingen: Das damalige Fotomodel ritt 1977 auf einem Schimmel an ihrem 27. Geburtstag (andere munkelten fälschlicherweise einer über 30) auf die Tanzfläche. Ein pudelnackter Mann hielt die Zügel fest in der Hand. Das Spektakel ging gleich eine Woche nach Eröffnung der New Yorker Disco über die Bühne.

Viele weitere Spektakel sollten folgen. Das nährte den Ruhm. Und dass auch nicht jeder rein konnte, der hinein wollte.  Zwei Damen wollten es Bianca Jagger gleichtun und kamen mit einem Ross. Das Tier wurde eingelassen, die Ladys mussten draußen bleiben, berichtete der Spiegel.

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Türsteher Marc Benke selektierte knallhart. Hinein kam, wen er für partytauglich befand - so wie man das halt heute von den Clubs in Berlin kennt. Prominent konnte, musste man aber nicht sein. Hauptsache schrill. Und außerdem sollte man sich stets was Neues einfallen lassen. Disco-Queen Grace Jones kam gerne nackt. Das habe dann aber zusehends gelangweilt, wie ein Vize-Türsteher verriet.

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Jede Nacht hatte dort ein eigenes Motto. So kam einmal ein Truppe Kleinwüchsiger, ein anderes Mal, beim "Saturday Night Fever" ließ man weiße Tauben frei. Die flogen aber fatalerweise ins Scheinwerferlicht. Einige verkohlten sogar. 

Menschen mit Ruhm waren auch da - en masse. Zu den Stammgästen zählten Liza Minnelli, Andy Warhol, Truman Capote, die Jaggers, Diana Ross, Sylvester Stallone. Arnold Schwarzenegger, Elizabeth Taylor, Michael Jackson oder John Travolta.

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Ausschweifung stand an der Nachtordnung. Illegale Drogen gab es in rauen Mengen, ohne die wäre es wohl auch nie so lang und so exzessiv geworden. Versteckt hat man das hier aber ohnehin nicht.

So berühmt wie Bianca Jaggers Ritt wurde auch der große Mond, der sich über der Tanzfläche regelmäßig einen Dosierlöffel zur Nase führte. Und auch die Betreiber Steve Rubell und Ian Schrager sollen beim Geschäft mit dem unerlaubten Party-Treibstoff befeuert haben.

Razzia wegen Steuerbetrugs

Der Laden brummte. Millionen Dollar offiziell eingenommen - inoffziell noch viel mehr. "Ein gefeuerter Mitarbeiter verpfiff seine Ex-Chefs schließlich bei der Steuerbehörde IRS. Bei einer Razzia im Dezember 1979 fanden 50 IRS-Agenten in einem Safe des "Studios" die echten Bücher, hinter den Wänden Mülltüten mit einer Million Dollar Bargeld - und Kokain", schreibt der Spiegel

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Neben substanzinduzierter (oder auch mit) gab es auch sexuelle Eskapaden. In einem Stockwerk über der Tanzfläche gab es den Rubber Room mit Gummiwänden zum Abwaschen. 

Modemacher Prinz Egon von Fürstenberg sagte laut Spiegel auf die Frage, warum das Studio 54 so besonders war, ganz kühl: "Es war der einzige Nightclub, in dem man Sex haben konnte." Gut, das ist  in Berlin - und seit geraumer Zeit auch in Wien - heutzutage nicht mehr ganz was Besonderes.

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Und auch wenn es eigentlich so schien, als würde die Party niemals aufhören, war es doch schnell vorbei. Rubell und sein Partner wurden im Januar 1980 wegen Steuerhinterziehung  zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilt (sie kamen beide nach 13 Monaten wieder raus).

Das Studio 54 in dieser Form schloss am 4. Februar 1980 mit einer Party mit dem Motto "Das Ende des modernen Gomorrah". Sylvester Stallone soll den letzten Drink bestellt haben.