Leben/Gesellschaft

Studie: Corona-Krise machte die Österreicher konservativer

Die Covid-19 Pandemie verstärke den Trend, dass die Österreicherinnen und Österreicher zunehmend konservativer werden und Konformität (also die Übereinstimmung mit Normen) schätzen. Das zeigen Salzburger Forscherinnen und Forscher in der internationalen Studie "Value in Crises - Austria". Dass die Menschen hierzulande unabhängiger werden und sich dem Genussstreben hingeben könnten, rücke immer mehr in den Hintergrund. Außerdem starteten sie als "Zuversicht-Weltmeister" in die Pandemie, resignieren aber mittlerweile leicht.

Laut Befragungen von über 2.000 Personen habe sich die Einstellung der Österreicherinnen und Österreicher nach einem Jahr Pandemie bis April 2021 verändert. Bereits seit der globalen Finanz- und Wirtschaftskrise 2008 ist ein Trend zu konservativen Werten erkennbar, und nach einem Jahr Corona-Krise seien diese weiter im Aufwind, so die Forscherinnen und Forscher.

Unabhängigkeit - ein rückläufiger Wert

Außerdem gehen Werthaltungen wie Unabhängigkeit und Hedonismus, also das Streben nach Sinneslust und Genuss, zurück. Dagegen werde Konformität als Grundwert in der Bevölkerung stärker erkennbar, erklärte Wolfgang Aschauer vom Fachbereich Politikwissenschaft und Soziologie der Universität Salzburg, der die Studie in Österreich gemeinsam mit seinem Kollegen Alexander Seymer und Soziologen der Universitäten Graz und Linz durchgeführt hat.

Im internationalen Vergleich war Österreich zu Beginn der Pandemie "Zuversichts-Weltmeister", so der Forscher in einer Aussendung. In keinem der anderen 16 Länder weltweit, wo solche Befragungen durchgeführt worden sind, wäre im Mai 2020 die Angst der Leute geringer gewesen, dass sie selbst oder Nahestehende lebensbedrohlich erkranken könnten. Auch wirtschaftliche Sorgen gab es hierzulande kaum.

Unzufriedenheit mit Regierung hat zugenommen

Damals hätten die Menschen auch das staatliche Krisenmanagement als "gut" angesehen. Seitdem hat die Unzufriedenheit mit den Regierungsmaßnahmen stark zugenommen, und die gefühlte Solidarität zwischen Mitmenschen ist geschwunden, erklären sie. "Bezüglich der Zukunftserwartungen stellte sich eine leicht resignierende Haltung ein", erklärte Aschauer, der in den Umfrageergebnissen "deutliche Pandemiemüdigkeit" konstatiert.