Fizzing: Was es mit dem Dating-Trend auf sich hat – und wie man damit umgeht
Folgendes Szenario: Man lernt jemanden kennen, entwickelt romantisches Interesse, das auf Gegenseitigkeit zu beruhen scheint. Man trifft sich regelmäßig und über einen längeren Zeitraum. Tauscht sich aus, kommt sich näher. Der Sache einen Namen zu geben, scheint zunächst nebensächlich.
Und plötzlich: Funkstille.
Vielleicht hätte sich ein Part – oder gar beide – ein weiteres Treffen, ein klärendes Gespräch gewünscht. Nur macht sich niemand die Mühe, die Kommunikation anzustoßen. Und schließlich verläuft sich die Bekanntschaft im Sand.
Verpuffte Gefühle
Was verdächtig nach Ghosting klingt – hierbei verschwindet die Person, die man gedatet hat, von einem Tag auf den anderen ohne Vorwarnung oder Erklärung – hat einen eigenen Namen: Fizzing, abgeleitet vom englischen Wort "to fizz" für "entweichen" oder auch von "to fizzle out" für "zu nichts führen" oder "verpuffen".
In der US-Ausgabe des Magazins Men's Health wurde das neue Dating-Phänomen erstmals beschrieben. "Fizzing ist nicht dasselbe wie Ghosting, bei dem sich eine Partei mit der Frage quälen muss, was er oder sie falsch gemacht hat. Fizzing ist, wenn man sich ein paar Monate lang mit jemandem verabredet und die Dinge ohne ein förmliches Trennungsgespräch enden", steht da geschrieben.
Was das Phänomen so verwirrend macht: Die gewissermaßen verbindliche Beziehung findet ein abruptes Ende. "Nachdem man dutzende Dates hatte, würde man meinen, dass es etwas zu sagen gibt", heißt es im Artikel weiter.
Bequem, aber auch dysfunktional
Nun kann Fizzing einerseits ein durchaus bequemer Weg sein, um sich eine mühselige Konversation über die möglicherweise doch nicht so großen Emotionen zu ersparen. Beruht dieses Gefühl auf Gegenseitigkeit, löst sich das Problem durch Fizzing tatsächlich von selbst. Doch es kann auch zur emotionalen Zerreißprobe avancieren, wie Caroline Madden, US-amerikanische Ehe- und Familientherapeutin im Interview mit Men‘s Health erklärt.
"Während Fizzing normalerweise impliziert, dass einer oder beide jemanden anderen gefunden haben, den sie besser finden, kann es auch sein, dass eine Person verletzt ist und dennoch Spielchen spielt." So könne es zum Beispiel vorkommen, dass ein Part sehnsüchtig darauf wartet, dass sich der andere zuerst meldet – jedoch zu stolz ist, den ersten Schritt zu machen.
Letztendlich fühlt man sich im Stich gelassen – und muss sich mit den unangenehmen Gefühlen abfinden. Gail Saltz, Professorin für Psychiatrie am New Yorker Weill Cornell Medical College dazu: "Es kommt eher selten von, dass beide genau die gleichen Gedanken haben, was passiert ist und was es heißt, nicht darüber zu sprechen."
Laut Saltz sei es daher jedenfalls besser, ein Abschlussgespräch zu führen. Denn es sei immer schmerzhafter, im Ungewissen gelassen zu werden.
Reife Aussprache
"Das Gespräch vermeiden, erschwert, einen Abschluss zu finden. Zudem wird man davon abgehalten, über sich selbst etwas zu lernen und möglicherweise herauszufinden, ob es etwas gegeben hätte, dass die Beziehung hätte retten können", sagt Saltz und fügt hinzu, dass derart schwierige Gespräche "auch ein Zeichen von emotionaler Reife" seien.
"Auszusprechen, warum man sich entscheiden hat, die Dinge zu beenden, oder was man an der anderen Person dennoch schätzt, kann hilfreich sein."