Ein Hotel, so rosa wie ein Bonbon
Ist es die Farbe Mauve, Rosa, Altrosa, Lachs oder doch Rosé? So genannte „Tetrachromaten” können diese Frage sicher eindeutig beantworten. Solche Menschen verfügen über vier funktionstüchtige Sehzapfen im Auge statt der gängigen drei Typen von Sinneszellen für das Farbsehen. Deswegen sehen sie mehr Farbnuancen als der Durchschnitt. Das Klischee, dass es vor allem Frauen sind, die eierschalengelb von elfenbein und hellbutterkaramellfarben unterscheiden (können) oder Blau in Tauben-, Veilchen-, Marine-, Königs-, Stahl-, Schiefer- und Himmelblau einteilen, stimmt. Nur (manche) Frauen haben diese Farb-Super-Sehkraft – das hängt laut Forschung von der Zahl der Chromosomen ab.
Boutique-Hotel „Republica Rosa”
Egal, ob die Fassade nun als lachsfarben oder zuckerlrosa empfunden und beschrieben wird: Tatsache ist, das Hotel „Republica Rosa” im historischen Zentrum von Ecuadors Hauptstadt Quito fällt auf.
Der Kunde Casa Anabela Boutique Hotel gab die Modernisierung des Gebäudes in Auftrag – mit der Vorgabe, auf 700 Quadratmetern ein 11-Zimmer-Hotel zu schaffen. Dabei sollte ein Boutique-Hotel mitten im kolonialen Zentrum der Hauptstadt Ecuadors entstehen, das Elemente der regionalen Architektur aufgreift und auch Teile des republikanischen Erbes erhält.
Aber das um 1890 erbaute Haus sollte doch „irgendwie anders” aussehen, als andere Boutique-Hotels in der auf 2.850 Metern am höchsten gelegenen Hauptstadt der Welt.
Der Entwurf von nicolas&nicolas bewahrte die gut erhaltenen ursprünglichen Elemente des bereits bestehenden Gebäudes, wie zum Beispiel die Lehmwände, Ziegeldächer und Holzböden – deren Farbpalette im Übrigen ausgezeichnet zu Lachs beziehungsweise Rosa passt. Bei den übrigen Beschichtungen und Bodenbelägen wiederum bediente man sich moderner, aktueller Produkt- und Materialwelten.
Auch ein neues Beleuchtungsdesign wurde umgesetzt, um die gemütliche Atmosphäre zu betonen.
Patio mit markantem Innenleben
Der Patio, der klassische Innenhof im Zentrum eines Stadthauses im spanischen und portugiesischen Sprach- und Kulturraum, wurde neu interpretiert. Ergebnis ist eine markante und ungewöhnliche Innenfassade.
Im Zuge der Restaurierung kamen die verschiedenen Texturen und Farben unter den über die Jahrzehnte aufgetragenen Schichten zum Vorschein. Darunter eben auch der Lachsrosa-Ton, der zur Hauptfarbe der neuen Identität des Hotels erkoren wurde.
Einblick in zeitgeschichtliche Metamorphosen
Der zentrale Innenhof dient als gemeinsamer Aufenthaltsbereich für alle elf Zimmer. Das neue Mosaik, das auf dem Boden verlegt wurde, verleiht dem Innenraum einen modernen und frischen Touch. Die Wände, die den Innenhof umgeben, wurden mit Gipskartonplatten verkleidet. So konnte man alle neuen Installationen unterbringen, ohne die tragenden Lehmwände zu gefährden.
Freiliegende Details des ursprünglichen Materials des Gebäudes bieten interessante Einblicke in die Verwandlungen des geschichtsträchtigen Hauses. Der Rest der Wände und Decken ist in Dunkelgrau gehalten, was mit der Leitfarbe gut und doch kontrastvoll harmoniert.
Wandlungsfähige Räume
Als Reaktion auf zeitgemäße Bedürfnisse von Hotels haben die beiden leitenden Architekten Nicolás Vivas und Nicolás López Ayoub die Zimmer so vorgesehen, dass sie flexibel angepasst werden können. Die relativ engen Räume der ursprünglichen Architektur bedingten maßgeschneiderte Lösungen. Lokale Handwerker haben ein Mobiliar hergestellt, mit dem man mit wenigen Handgriffen aus einem Einzel- ein Doppelzimmer machen kann.
Text: Linda Benkö Fotos: JAG Studio
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