Chronik/Wien

Wie ein Wiener Beisl humorvoll die Bundespolitik kommentiert

Das Café Monic in der Gumpendorfer Straße in Mariahilf schätzt man, weil es in einer verhipsterisierten Gegend Wiens noch ein bisschen so etwas wie Ursprünglichkeit vermittelt. Von außen schaut es noch immer so aus wie früher, als das Lokal tatsächlich noch von einer Monika geführt worden ist. 

Es gibt Spritzer und Bier und meistens steht vor dem Lokal eine Tafel - mit den aktuellen Angeboten. 

Seit Montagabend ist diese Tafel neu beschriftet. "Täglich geöffnet bis 23 Uhr. Außer Sie sind der Bundeskanzler Bundespräsident" ist dort zu lesen. "Bussis, eure Monika".

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Die Monika gibt es nicht mehr, der Chef dort heißt jetzt Raphael und führt das Café Monic seit zwei Jahren. "Ich mag ja Van der Bellen eigentlich, aber so viel Fairness muss sein", sagt Raphael Frei. Der Bundespräsident ist ja nicht der einzige, der sich in der Corona-Krise einen Fehltritt geleistet hat. Und er ist nicht der einzige, der auf der Tafel vor dem Lokal gelandet ist.

Nachdem bekannt wurde, dass Bundeskanzler Sebastian Kurz mit Entourage das Kleinwalsertal besucht hatte (wir erinnern uns: Die Kleinwalsertalerinnen und Kleinwalsertaler hatten zwar den Abstand zum Kanzler gehalten, aber nicht untereinander und der Kanzler hat keine Maske getragen), stand auf der Tafel vor dem Café:

"Maximal vier Personen pro Tisch. Außer Sie sind der Bundeskanzler."

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Vodka-Red Bull und Festplatte schreddern

"Wir verarbeiten das mit Humor", sagt Frei. Was soll man auch sonst sagen, wenn alle angehalten sind, sich an die neuen Regeln in der Gastronomie (maximal vier Erwachsene pro Tisch, Sperrstunde um 23 Uhr, etc). halten sollen, aber gerade die höchst rangingen Repräsentanten dieses Landes tun dies nicht.

Dass der Bundespräsident zu lange aus war und der Bundeskanzler ein Bad in der Menge genommen hat, waren übrigens nicht die einzigen beiden Polit-Vorkommnisse, die vor dem Monic kommentiert worden sind. 

Im Mai vor einem Jahr, als Teile des Ibiza-Videos veröffentlicht wurden, konnte man im Café Monic einen "Glock Shot" bestellen. Also Vodka mit Red Bull. Und zwar gegen "freie Parteispende". 

Und als die sogenannte Schredder-Affäre der ÖVP bekannt wurde, konnte man im Monic seine Festplatte schreddern - im übertragenen Sinn. 

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"Für mich sind Politiker schon lange kein Vorbild mehr", sagt Frei.

Anmerkung: Die Abstandsregel und die Sperrstunde werden im Café Monic natürlich eingehalten. Auch wenn der Präsident oder der Kanzler vorbeikommen.