Chronik/Wien

Valentinstag: Wien, die wahre Stadt der Liebe

Während Wien (mit Stolz) sämtliche Bestenlisten der grantigsten Orte weltweit anführt, wird die Stadt mit der Liebe kaum in Verbindung gebracht. Immer nur Paris, Paris, Paris. Oida (ja, man muss das mit der gehörigen Portion Grant sagen), da wird Wien mal wieder unterschätzt.

Zum nahenden Valentinstag am 14. Februar sei darum festgestellt: In Wahrheit wäre die Liebe nichts ohne Wien. Das zeigt nicht nur der verklärte Blick durch eine rosarote Brille, sondern lässt sich auch historisch belegen.

Man denke nur an Walther von der Vogelweide, dem wohl bedeutendsten deutschsprachigen Minnesänger des Mittelalters. Der Minnesang dreht sich um die Lobpreisung der Minne, also der Liebe, vor allem, wenn sie unerreichbar ist. Der schmachtende Walther ist, wenn man so will, also der Vorgänger von Popstar Adele.

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Man könnte nun einwenden, dass der Geburtsort des Minnesängers unbekannt ist und er vermutlich in Würzburg (Bayern) gestorben ist. Aber er wirkte jahrelang am Wiener Hof von Babenberger-Herzog Friedrich I. und sagte selbst: ze Ôsterrîche lernt ich singen unde sagen. Und ehrlich: Dass sogar Würzburg romantischer ist als Wien, so weit kommt’s noch.

Auch beim Küssen macht man den Wienern nicht so schnell was vor – und das sogar schon Jahre vor „Bussi, Baby“ der Band Wanda.

Bei den bekanntesten Küssen der Welt wird zwar oft Rhett Butlers und Scarlett O’Haras Schmuserei im Film „Vom Winde verweht“ angeführt, aber auch da muss man als Wiener sein Veto einlegen. Der golden-verschlungene Kuss von Gustav Klimt ist ja wohl bitte noch ein bisschen bedeutender.

Alles Walzer

Die Liebe ist natürlich auch nichts ohne das Tanzen. Und das Tanzen wiederum ist nichts ohne den Wiener Walzer. Das ist eigentlich schon Argument genug.

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Aber in diesem Zusammenhang lohnt sich auch gleich ein weiterer vergleichender Blick gen Frankreich. Manche sagen, der Wiener Walzer hätte – angelehnt an die französische Nationalhymne – als „Marseillaise der Herzen“ Wien die Revolution erspart. Nicht von der Hand zu weisen ist außerdem, dass man in Wien nicht nur tanzend lieben darf, wenn man den Dreivierteltakt beherrscht. Wer frei von Talent ist, der darf auch mittels L’Amour-Hatscher ungeschickt über die Tanzfläche (der Name verrät es) hatschen. Hauptsache, man hält sich dabei im Arm.

Entgegen aller Klischees

Auch bei großen Liebesgesten sind die Wiener nicht zu unterschätzen. Und das Beste daran: Dabei wird manchmal sogar mit allen Klischees gebrochen. Wer sagt denn, dass Blumen immer nur Männer den Frauen schenken müssen?

Kaiserin Maria Theresia überraschte zum Beispiel ihren Gatten Franz Stephan im Jahr 1764 zum Namenstag mit einem monströsen Blumenstrauß. Er bestand aus 61 glitzernden Blüten und 12 funkelnden Insekten, die wiederum aus 2.102 Diamanten und 761 farbigen Edel- und Schmucksteinen gefertigt waren.

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Weil, wie schon Goethe feststellte, „jedermann wusste, dass Kaiser Franz eine große Neigung zu Juwelen, besonders auch zu farbigen Steinen hege“. Also von wegen Diamonds are a girl’s best friend. Der Edelsteinstrauß ist übrigens am Valentinstag bei einer Spezialführung um 18 Uhr im Naturhistorischen Museum zu sehen. (Mehr Veranstaltungen siehe unten).

Wem das alles bis jetzt zu romantisch war, darf nun getrost weiterlesen. Denn auch beim Schmuddelfaktor spielt Wien ganz vorne mit. Der US-amerikanische Film „Fifty Shades of Grey“ hielt 2015 die Welt mit pikanten, teils sadomasochistischen Szenen in Atem. Auch dafür wurde in Wien der Weg geebnet.

Tatsächlich geht die Bezeichnung Masochismus auf den Wiener Autor Leopold von Sacher-Masoch zurück, der in seinem Buch aus dem Jahr 1870 „Venus im Pelz“ die Lust, sich erniedrigen zu lassen, beschreibt.

Unbeholfene Gedichte

Manch großer romantischer Text ist auch dank Wiener Schriftstellern in die Geschichte eingegangen – etwa der (oft verzweifelte) Briefwechsel der beiden Dichter Ingeborg Bachmann und Paul Celan.

Literarisch nicht ganz so astrein ist hingegen das Liebesgedicht, das Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) im Jahr 2019 zum Valentinstag auf Facebook an die Wiener schrieb. Ein Auszug: Euch gehört mein erster Gedanke/wenn ich morgens erwache/Ihr seid es, und dafür Danke/Dass ich gerne meine Arbeit mache.

Nun ja. Da sei auf das gleiche Argument wie beim Tanzen verwiesen: Auch auf dem literarischen Parkett darf man sich ein wenig unbeholfen bewegen, wenn die Liebe stimmt. In Wien, der wahren Stadt der Liebe, ist eben alles erlaubt.

Flanieren
Bei „Walk in a Box – Love in Vienna“ wird man  mit Auf-gaben und Fragen auf einer vorgeschlagenen Route durch die  Innenstadt geführt. Am 
13. Februar, also einen Tag vor dem Valentinstag, gibt es auch einen Blind-Date-Spaziergang.  www.walkinabox.com 

Staunen
Im Planetarium Wien (2., Oswald Thomas Platz 1) gibt 
es am 14. Februar um 17 Uhr ein „Star Date“. Dabei wird unter anderem der atemberaubende „Herz und Seelen Nebel“  am Nachthimmel gezeigt. Kosten: 12,50 Euro pro Person
vhs.at/planetarium

Erkunden
Im Jüdischen Museum Wien 
(1., Dorotheergasse 11) gibt 
es um 17 Uhr die Führung „Unsere Stadt – zu zweit“ . Erzählt wird von Hochzeitsreisen, Eheringen, Verträgen, Trauhimmeln und berühmten Beziehungen. Anmeldung 
unter tours@jmw.at 

Planschen
Die Therme Wien (10., Kurbadstraße 1) bietet ein eigenes „Valentinstags-Ticket“ an. Es enthält ein Vier-Stunden-Ticket sowie einen Gutschein für das Thermenrestaurant und ein Leih-Badetuch um 29 Euro. Es ist in der Zeit von 1. bis 14.Februar erhältlich und nur am Valentinstag einlösbar. www.thermewien.at

Anschauen
Die Gruppenausstellung „Utopie:Liebe“ in der Produzentengalerie (Marc-Aurel-Straße 10) beschäftigt sich 
von 14. bis 28. Februar mit modernen Liebesgeschichten