Chronik/Wien

Streit um Gehälter: Oberster Gewerkschafter unter Druck

Der Streit um das Gehaltsschema für Stadt-Wien-Mitarbeiter erreicht am Mittwoch den Gemeinderat: „Gleicher Lohn für gleiche Arbeit“, heißt ein Neos-Antrag mit der Forderung, dass Mitarbeiter freiwillig vom alten ins neue, seit 2018 gültige System wechseln können. Derzeit gilt es nur für Neueinsteiger.

Wie berichtet, wuchs zuletzt der Unmut der Bediensteten über die enormen Unterschiede zwischen den beiden Gehaltsmodellen. Das Einstiegsgehalt ist im neuen System zum Teil um mehrere hundert Euro höher.

Mitarbeiter des Krankenanstaltenverbunds (KAV) haben eine Petition gestartet, in der sie ebenfalls eine Optierungsmöglichkeit fordern. Laut Initiator Heinrich Schneider hätten in nur fünf Tagen 900 Menschen unterschrieben, bis Ende März peilt er mehr als 10.000 Unterstützungserklärungen an.

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Damit wächst der Druck auf Christian Meidlinger, SPÖ-Gemeinderat und Chef der Gewerkschaft younion. In dieser Funktion hat er das Gehaltsschema 2017 mit der rot-grünen Stadtregierung verhandelt. Er sorgte schon vor einigen Wochen für Schlagzeilen, als bekannt wurde, dass er sich als ehemaliger Präsident des Schwimmverbandes gemeinsam mit sechs anderen Angeklagten wegen eines möglichen Missbrauchs von Fördermitteln vor Gericht verantworten muss. Meidlinger bestreitet alle Vorwürfe.

Nun ist er auch noch mit einem Aufstand der Basis konfrontiert. Und das alles vor den für Mitte Mai anstehenden Personalvertretungs- und Gewerkschaftswahlen. „Ziemlich sicher wird Meidlinger dabei einen Denkzettel verpasst bekommen“, ist in Gewerkschaftskreisen zu hören.

„Rücktrittsreif“

„Pro Jahr verdiene ich im Vergleich zu Neueinsteigern um rund 6000 Euro brutto weniger“, sagt ein KAV-Mitarbeiter, der seit zweieinhalb Jahren im Unternehmen ist. „Für mich ist Meidlinger rücktrittsreif. Er sollte eigentlich ein Gewerkschaftsvertreter im Gemeinderat sein, in Wahrheit ist er aber ein Gemeinderat in der Gewerkschaft.“

Meidlinger hatte zuletzt auf die zweijährige Evaluierungsphase der Neuregelung verwiesen. Eine Argumentation, der sich am Dienstag auch Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) anschloss: „Ich halte sie für eine gute Lösung.“

Kritik kommt von der ÖVP: „Während beim Krankenhaus Nord zumindest eine halbe Milliarde aus dem Fenster geworfen wurde, ist es völlig unverständlich, dass für verdiente Mitarbeiter des KAV keine freiwillige Optiermöglichkeit in das neue Besoldungssystem besteht“, sagt Gesundheitssprecherin Ingrid Korosec. Ein Blick nach NÖ zeige, dass dies problemlos möglich sei.