Chronik/Wien

Stöckl im Park eröffnet: Zwei Jahre Streit um ein Stück Wiese

1,3 Millionen Euro Zusatzkosten für Gutachten, Sachverständige und Umplanungen. 66 Auflagen von der Behörde. Und eine um zwei Jahre verschleppte Eröffnung.

Das ist die Bilanz einer erbitterten Fehde zwischen der Bürgerinitiative „Kein Ballermann beim Belvedere“ und dem Wiener Gastronomen Walter Welledits.

Worum es in dem Streit geht? Auf den ersten Blick: Um das neue Lokal Stöckl im Park, das Welledits in wenigen Tagen im barocken Schwarzenberggarten in der Prinz-Eugen-Straße aufsperren wird. Auf den zweiten Blick: Um das Stück Wiese, auf dem die Gaststätte steht.

Und damit auch um die Frage, wer in der dicht verbauten Innenstadt Zugang zu Grünflächen hat.

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„Ich habe versucht, mir noch zu Lebzeiten ein Denkmal zu setzen“, sagt Seniorchef Walter Welledits zum KURIER. So ganz scheint er noch nicht zu glauben, dass er das auch geschafft hat.

Obwohl im großen Saal seines neuen Lokals – er bewirbt es als „Restaurantbrauerei zu Belvedere“ – eigentlich nur noch die Gäste fehlen.

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Sessel und Tische sind aufgestellt, aus den Zapfhähnen an der Schank sprudelt bereits Bier (zum Beispiel Pils, G’mischtes und Weizen), die Vitrine neben dem Eingang ist mit Bierkrügen mit Stöckl-im-Park-Logo für Fans bestückt.

Anhänger werde sein Gasthaus genug haben, ist Welledits überzeugt. Immerhin befinde es sich in einem „Paradies“: dem Schwarzenberggarten, zu dem die Wiener Dank ihm nun erstmals Zugang bekommen.

Zugang zu Grünraum

Aussagen wie diese ärgern Hellmut Schneider. Er ist Anrainer und kämpft mit besagter Bürgerinitiative gegen das Stöckl im Park. Genauer: Gegen seine „Wahnsinns-Dimensionen“, wie er sagt. Damit meint Schneider: 270 Sitzplätze im dreistöckigen Gasthaus und 610 im Park.

Plus hauseigene Brauerei, untergebracht in dem historischen Gebäude an der Parkmauer.

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Aus Angst vor Lärm und Gestank machen er und seine Mitstreiter seit Bekanntwerden von Welledits Plänen im Jahr 2017 dagegen mobil. Vor Gericht – und mit Unterstützung von UNESCO und Denkmalschützern.

Ohne Erfolg: Im Sommer wurde Welledits’ Betriebsanlagengenehmigung rechtskräftig – der KURIER berichtete.

„Dass Welledits den Park für alle öffnet, stimmt einfach nicht“, sagt Schneider. „Dort herrscht Konsumzwang.“

Welledits bestätigt das zwar auf Nachfrage. Aber dennoch könnte der Schwarzenberggarten bald öffentlich zugänglich werden.

Schlüsselpark könnte geöffnet werden

Zur Erinnerung: Der kleine Park gehört der Privatstiftung der Familie Schwarzenberg. In der Vergangenheit hat sie gegen eine Gebühr von 90 Euro Zugangschips an Anrainer ausgegeben.

Rund 250 Personen aus dem – an Grünflächen nicht gerade reichen – Grätzel nutzen diese Möglichkeit. Im Februar 2018 zog die Stiftung die Chips allerdings ein.

Der Grund: Sie ließ den Teich und die Grotte im mittleren Teil des Schwarzenberggartens sanieren.

Und genau dieser Abschnitt (er ist nicht Teil von Welledits’ Pachtvertrag) könnte im Sommer geöffnet werden. Dem Vernehmen nach finden bereits Verhandlungen mit der Burghauptmannschaft über einen Zugang über den angrenzenden Belvederegarten statt.

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Die Stiftung bestätigt das offiziell nicht. Ein Sprecher verrät aber, dass derzeit an einem Konzept für den Garten gearbeitet werde.

Wie groß das Bedürfnis der Bewohner in den betroffenen Bezirken Landstraße und Wieden nach Parks ist, zeigt die KURIER-Bezirksumfrage: 82 Prozent der Befragten wären mehr Grünanlagen „sehr wichtig“.

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Deutsche bauen Hotel

Für das angrenzende Palais Schwarzenberg liegt übrigens bereits ein fertiges Konzept auf dem Tisch. Die Privatstiftung Schwarzenberg hat Baurechte an die Stiftung der deutschen Schiffsbauer-Familie Lürssen vergeben.

Diese will das Palais in ein Hotel mit 75 Zimmern umbauen – nächste Woche findet die Bauverhandlung statt.

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Man wolle das Hotel so rasch wie möglich eröffnen, heißt es vonseiten der Lürssen-Stiftung auf Anfrage des KURIER. Einen Zeithorizont könne man aber nicht nennen. Noch sei man auf der Suche nach einem Betreiber.

Eröffnung nächste Woche

Das Stöckl im Park wird spätestens nächsten Donnerstag aufsperren. Für diesen Termin ist das Lokal nämlich gebucht – und zwar für eine Weihnachtsfeier. „Vielleicht eröffnen wir auch ein paar Tage früher“, sagt Welledits.

Schneider von der Bürgerinitiative wird nicht kommen. Er hat bei Welledits nämlich Lokalverbot. Lebenslang.

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