Chronik/Wien

Rotenturmstraße: Nadelöhr für 14 Millionen Passanten

Sie gehören zur Rotenturmstraße wie die riesigen roten Weihnachtskugeln im Advent: Die vollen Gehsteige, auf denen sich Passanten durch Touristengruppen drängen, die von der Reisebus-Haltestelle am Schweden- zum Stephansplatz flanieren. Wie hoch das Fußgängeraufkommen ist, zeigen neue Zahlen der Stadt: Über 14 Millionen Menschen passierten im Vorjahr den rund 400 Meter langen Straßenabschnitt.

Diese Daten beruhen auf einer neuartigen Messmethode: Automatische Zählgeräte auf beiden Straßenseiten erfassen mittels Infrarot-Technik jeden Passanten. Radfahrer zählt die Stadt bereits seit Jahren mit technischer Hilfe – über Induktionsschleifen im Boden. Mit den neuen Anlagen will das Verkehrsressort einen genauen Überblick über den Fußgängerverkehr einer Straße erhalten, heißt es aus dem Büro der zuständigen Stadträtin Maria Vassilakou (Grüne).

Die Fußgänger-Spitze von rund 82.400 Personen wurde in der Rotenturmstraße am Silvestertag 2017 verzeichnet, als sich dort die Silvesterpfad-Besucher tummelten. Platz zwei (65.000) und drei (59.000) belegen zwei Einkaufssamstage im Advent. Vergleichszahlen für andere Straßen gibt es aufgrund der neuen Erhebungsmethode nicht. Die aktuellste händische Passantenzählung im mittleren Bereich der Mariahilfer Straße ergab für 2016 eine samstägliche Frequenz von 70.400 Personen.

Eng wird es auf der Rotenturmstraße auch im Sommer, besonders im unteren Bereich. „An sonnigen Tagen ist schnell eine Schlange da“, erzählt Magdalena Sandoval, Leiterin der Eis-Greissler-Filiale. Manchmal rücken sogar Ordner an, um die Eingänge der Nachbar-Geschäfte freizuhalten. Sandoval: „Vor unserer Türe ist ein Nadelöhr. Für uns ist daher eine Begegnungszone wünschenswert.“ Eine solche strebten die Grünen 2015 an – derzeit hängt das Vorhaben aber in der Warteschleife. Mit ein Grund dürfte der Plan Vassilakous sein, den Verkehr im Grätzel großflächiger zu beruhigen – sie lässt derzeit Fahrverbotszonen in der City prüfen.

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Weiter gediehen ist die Umgestaltung der Mündungen der Rotenturmstraße: Seit Ende November ist der Stephansplatz neu gepflastert, derzeit werden die Details zum Umbau des Schwedenplatzes geplant. Bevor dieser nicht abgeschlossen ist, wolle man sich aus budgetären Gründen der Rotenturmstraße nicht annehmen, heißt es aus dem Büro von Bezirkschef Markus Figl (ÖVP). Zwar gebe es keine nennenswerten Beschwerden; dass die Fußgänger Platz brauchen, stehe aber außer Zweifel. „Wir wollen die sachlich sinnvollste Lösung“, betont ein Sprecher. Im Hinblick auf eine Verkehrsberuhigung sorge man sich aber vor einer Ausdehnung der Schanigärten und des Bermudadreiecks – mit negativen Folgen wie Lärm.

Diese Bedenken teilt Constanze Feigl von Alligator-Lederwaren. „Es wäre unangenehm, wenn Sonnenschirme die Sicht auf unsere Auslage versperren würden“, sagt sie. Früher oder später, ist die Taschenhändlerin überzeugt, werde die Verkehrsberuhigung aber sicher kommen.