Chronik/Wien

Primar kündigt wegen Personalnot in der Klinik Floridsdorf

Ein Problem mehr hat das Management der Klinik Floridsdorf: Der Leiter der dortigen Abteilung für Kinder- und Jugendheilkunde wirft das Handtuch, wie der KURIER aus Spitalskreisen erfahren hat.

Ausschlaggebend dürften die dramatischen Personalengpässe auf seiner Abteilung sein. Wie berichtet, fehlen in der Neonatologie mittlerweile so viele Fachärzte aufgrund von Abgängen und Erkrankungen, dass Dienste nicht mehr besetzt werden können. Um die Versorgung aufrecht zu erhalten, müssen Kinderärzte einspringen, die allerdings für diesen Aufgabenbereich nur beschränkt ausgebildet sind. Aus diesem Grund haben die Mitarbeiter auch eine Gefährdungsanzeige eingebracht.

Der scheidende Primar war für den KURIER nicht erreichbar. Bei der Wiener Ärztekammer schildert man die Lage vor Ort so: „Die Neonatologie ist ein zusammengewürfeltes Team, dessen personelle Situation immer schon schwierig war“, sagt George Zabaneh, Sektionsobmann der angestellten Fachärzte. „Mit Corona ist die Belastung zusätzlich gestiegen. Nun ist der Punkt erreicht, an dem die Lage kippt“, schildert der Ärzte-Vertreter. Er kritisiert, dass die Hilferufe vom Management nicht ernst genommen worden sind.

Wie angespannt die Lage auf der Abteilung ist, zeigt ein weiteres Detail: Die 1. Oberärztin soll schon angekündigt haben, den Job des scheidenden Primars nicht übernehmen zu wollen.

Zusammenlegung

„Die personelle Situation ist unangenehm“, bestätigt eine Sprecherin des Gesundheitsverbundes – ebenso den Abgang des Primars per März. Als Notlösung wird das medizinische Personal der Neonatologie nun dem Leiter der Kinder- und Jugendheilkunde der Klinik Donaustadt unterstellt, ab März wird er auch das restliche Ärzteteam (also die Kinderärzte) übernehmen. An der genauen Ausgestaltung dieser Zusammenlegung werde noch gearbeitet, sagt die Sprecherin.

 

Fix ist jetzt schon: In einem ersten Schritt werden neben der Klinik Donaustadt auch die Kollegeen aus den Kliniken Favoriten und Ottakring unterstützen, kündigt die Generaldirektorin des Wiener Gesundheitsverbundes, Evelyn Kölldorfer-Leitgeb, an.

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Der Leiter der Kinder- und Jugendheilkunde der Klinik Donaustadt, Herbert Kurz, kann sich vorstellen, dass die Neustrukturierung durchaus Vorteile mit sich bringt:  „Wir behandeln in der Klinik Donaustadt schwer kranke Kinder mit allen Krankheitsbildern und verfügen über die größte Neonatologie im Wiener Gesundheitsverbund. Durch das breite Spektrum, das wir in der Klinik Donaustadt in der Kinderheilkunde anbieten, werden sicher viele junge Kollegen für die Ausbildung im Mangelfach Neonatologie zu gewinnen sein.“

Zudem könne man bei großen Teams viel flexibler sein, was den Personaleinsatz betrifft. Rotationen, gemeinsames Lernen aber auch das Eingehen auf persönliche Lebenssituationen sind im großen Team deutlich einfacher.

Ähnliche Modelle

Eine ähnliche Lösung wurde für die Kliniken Favoriten und Landstraße bereits 2019 umgesetzt und funktioniere laut Wigev sehr gut.