Neue Wiener Lehrerzuteilung sorgt auch zu Schulschluss für Frust
Die Reform der Lehrerzuteilung an Wiener Pflichtschulen sorgt zu Schulschluss weiter für Frust. Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr (Neos) hat zwar als Ausgleich für Schulen, die durch die Systemumstellung besonders große Einbußen haben, zusätzliche 2.200 Lehrerstunden (das sind 100 Posten) versprochen. "Hier wurden aber nur die absoluten Härtefälle etwas entschärft", kritisiert der oberste Wiener Pflichtschullehrer-Personalvertreter Thomas Krebs (FCG) gegenüber der APA.
Bei wienweit 12.500 Dienstposten im Pflichtschulbereich seien 100 Stellen gerade einmal genug, um nach der "chaotischen Verteilung" der Ressourcen an manchen Standorten überhaupt den Betrieb aufrecht zu halten, so Krebs. "Was wir jetzt zusätzlich bekommen haben, macht nicht das wett, was durch die Umstellung verloren gegangen ist", schildert eine betroffene Schulleitung im APA-Gespräch.
Für Krebs ist außerdem rätselhaft, wo die versprochenen 100 zusätzlichen Lehrer herkommen sollen. Wien kämpfe schon jetzt mit einem Personalmangel. Dazu komme, dass die Schülerzahlen an den Pflichtschulen im Herbst üblicherweise noch steigen, weil es "Rückfluter" aus den AHS gibt, und damit der Personalbedarf ohnehin noch zunehme.
Unsicherheit
Nun hätten durch die Systemumstellung zahlreiche Lehrer zwei Wochen vor Schulschluss erfahren, dass sie im kommenden Schuljahr nicht mehr an ihrem bisherigen Standort bleiben können. "Wir schicken diese Leute auf die Reise in dem Wissen, dass wir sie im September dringend brauchen werden", kritisiert Krebs. "Ich erwarte mir, dass die Kollegen so schnell wie möglich erfahren, wie es für sie weitergeht."
Auch über die Zuteilung der 100 zusätzlichen Posten herrscht Unmut, berichten Elternvertreter der APA. Wiederkehr hatte zwar nach einem diese Woche abgehaltenen "Runden Tisch" versprochen, dass diese nach einem transparenten Verfahren an jene Schulen gehen sollen, die durch das neue System besonders große Einbußen haben. In der Praxis scheine es allerdings so, dass diejenigen Standorte bedacht würden, die sich am besten für ihre Interessen einsetzen können, berichten Elternvertreter.
Die Schulqualitätsmanager seien sicher bemüht, die Mittel fair zu verteilen, meint auch eine Schulleitung gegenüber der APA. Nachdem es aber keinen Verteilungsschlüssel gebe, sei die Gefahr da, dass diejenigen, die besser argumentieren, mehr bekommen.
Positives Feedback
Aus Sicht von Bildungsstadtrat Wiederkehr wurden die zusätzlichen Stunden hingegen "sehr fair verteilt", er habe dazu auch viel positives Feedback erhalten. "Wir haben viele Gespräche mit Schulleitungen und Eltern geführt und konnten dadurch viele Missverständnisse und Unsicherheiten ausräumen", heißt es in einer Stellungnahme gegenüber der APA. Es sei sichergestellt, dass keine Klassen geteilt werden müssen. Und: "Wir stecken im Herbst so viele Ressourcen in Wiener Schulen wie nie zuvor."
Für Personalvertreter Thomas Krebs steht jedenfalls fest, dass das Thema auch im Herbst aktuell bleiben wird. Nach dem "verkorksten Start" brauche es intelligente Korrekturen, um zu einer wirklich guten neuen Lehrerverteilung zu kommen. Wiederkehr und Wiens Bildungsstadtrat Heinrich Himmer hätten mit ihrem Befund vollkommen recht, dass es bei der Lehrerverteilung in Wien mehr Transparenz braucht. Denn bisher hätten manche Standorte unter dem Titel "Feinsteuerung" nach nicht nachvollziehbaren Kriterien sehr viele Mittel bekommen.
Kritik an Berechnungsmethode
Auch die Idee, dass Schulen ihr Basiskontingent schon im Voraus selbst berechnen können, unterstützt Krebs. Allerdings sei die Berechnungsmethode völlig ungeeignet. Für die Zahl der zu finanzierenden Klassen wird die Gesamtschülerzahl eines Standorts durch 25 geteilt. Das heißt aber laut Krebs auch, dass man etwa bei Integrationsklassen mit körperlich oder psychisch beeinträchtigten Kindern keine kleineren Klassen führen könne, wenn man nicht um Mittel umfallen will.
Außerdem ändere sich die Zahl der Klassen bereits bei kleinen Schwankungen der Schülerzahlen. Dazu komme, dass die Vergabe aller Zusatzmittel (etwa für pädagogische Projekte) keineswegs transparent sei. Auch die Höhe des Übergangsbonus für 2021/22 sei nicht nachvollziehbar, einige Schulen würden über diesen Posten sogar mehr Mittel erhalten als zuvor.
Von der Stadt Wien erwartet Krebs, dass sie mit den vom Bund zugeteilten Mitteln für jede Schule eine gute Basisausstattung bietet. Für das, was darüber hinaus angeboten werden soll, weil es der Stadt besonders wichtig ist (Mehrstufenklassen, Zusatzmittel für Sonderpädagogik) solle Wien - wie andere Bundesländer auch - dann auch selber bezahlen.