Missbrauchsverdacht in Wiener Kindergarten: Leitung abgesetzt
Nach dem Bekanntwerden von Missbrauchsverdachtsfällen in einem Wiener Kindergarten in Wien-Penzing Anfang der Woche gab der zuständige Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr (Neos) am Freitag erste Konsequenzen bekannt.
So werde es eine neue Leitung am Standort geben, "um das Vertrauen wieder herzustellen und den Standort zu stabilisieren". Glücklicherweise würden viele Eltern ihre Kinder weiter in dem Kindergarten lassen wollen.
Alte Leitung nicht suspendiert
Die alte Leitung sei bereits versetzt, jedoch nicht suspendiert worden. Das sei eine arbeitsrechtliche Frage, so Wiederkehr. Solange das Verfahren noch laufe, sei das die einzige Möglichkeit, den betreffenden Mitarbeiter "aus dem Kinderdienst herauszunehmen".
Auch eine neue Regionalleitung kündigte Wiederkehr an, zudem werde die Stadt ein Kinderschutzkonzept für die Wiener Kindergärten ausarbeiten.
Psychologische Unterstützung
Es werde auch zusätzliche psychologische Unterstützung für Eltern, Kinder und Pädagoginnen und Pädagogen am Standort durch das Kinderschutzzentrum geben, kündigte Wiederkehr an. Die Expertinnen und Experten sollen auch Auffälligkeiten bei den Kindern beurteilen. Diese könnten viele Ursachen haben, müssten aber jedenfalls sehr ernst genommen werden.
Das alles seien Sofortmaßnahmen, um das Vertrauen der Eltern zurückzugewinnen und die Arbeit der angekündigten Untersuchungskommission zu unterstützen. Ein am gestrigen Donnerstag abgehaltener Elternabend habe ihm gezeigt, dass das Verhältnis zu den Eltern auch darum "zerrüttet ist", weil die Kommunikation nicht funktioniert habe. Er, Wiederkehr, sehe es nun als seine Aufgabe, dieses Vertrauen wiederherzustellen.
Auch weitere Konsequenzen hielt sich der Vizebürgermeister offen, zuvor müsse aber der Bericht der Kommission vorliegen. Diesen erwartet er spätestens Anfang Juli.
Dringliche Anfrage der Grünen
Die Grünen kündigten unterdessen eine dringliche Anfrage an Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) an. Vertrauen sei eine Grundvoraussetzung für das Funktionieren der Institution Kindergarten, sagte Klubobmann David Ellensohn in einer Aussendung. Der aktuelle Fall stelle eben dieses Vertrauen in Frage. "Die Aufklärung, wie die Verwaltung in einem solchen Fall handelt oder wie sie handeln sollte, ist dringend geboten“ so Ellensohn.
Für FPÖ-Klubobmann Maximilian Krauss gehen die Maßnahmen zu wenig weit, er fordert die sofortige Suspendierung der Abteilungsleitung: "Fakt ist, die Leiterin der zuständigen MA 10 hat über ein Jahr geschwiegen, die Eltern nicht darüber informiert, dass ihr Kind möglicherweise ebenfalls Opfer von Missbrauch geworden ist. Um hier Fehlverhalten zu erkennen, braucht man nicht auf einen Kommissionsbericht warten auf dessen Basis dann gehandelt wird, hier muss der Bildungsstadtrat sofort tätig werden.“