Chronik/Wien

U-Kommission zu KH Nord: Ex-Beraterin schwieg zu "Energiering"

Ein selbst ernannter "Bewusstseinforscher", der gegen 95.000 Euro auf der Krankenhaus-Nord-Baustelle "Energieflüsse reinigte": Als dieses skurril anmutende Detail des Pannen-Projekts im heurigen März bekannt wurde, waren Häme und Aufregung groß.

Nun musste Sylvia Schwarz, ehemalige ärztliche Leiterin des Spitals, vor der gemeinderätlichen Untersuchungskommission zu dieser Causa aussagen. Die Medizinerin hatte nach ihrer Pensionierung als Beraterin für den Wiener Krankenanstaltenverbund ( KAV) gearbeitet - und als solche den Energetik-Auftrag unterzeichnet.

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Der KAV löste den Vertrag nach Auffliegen der Affäre. Kurz darauf trat Schwraz als Präsidentin des Obersten Sanitätsrats (OSR) - eines Beratungsgremiums des Gesundheitsministeriums - zurück.

Keine Antworten zu "Energiering"

Gleich zu Beginn ihrer Einvernahme als Zeugin machte Schwarz klar, nicht alle Fragen der Mandatare zu beantworten. „Gestatten Sie mir ein kurzes Eingangsstatement. Gegen mich ist ein Strafverfahren bei der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft anhängig“, erklärte sie. Daher werde sie von ihrem Recht Gebrauch machen, Fragen, die in dieses Verfahren hineinspielen, nicht zu beantworten.

Dass Schwarz diese Ankündigung ernst meint, demonstrierte sie nur wenige Minuten danach. Als Neos-Klubchef Christoph Wiederkehr fragte, wie der Auftrag an Fasching zustande kam, blieb sie eine Antwort schuldig.

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Ob Schwarz "esoterische Fortbildungen" besucht habe, wollte ÖVP-Gesundheitssprecherin Ingrid Korosec daraufhin wissen. Schwarz: "Ich bitte um Verständnis, dass ich diese Frage nicht beantworten kann."

Von FPÖ-Mandatar Günter Koderhold auf den im Jahr 2015 avisierten Fertigstellungstermin 2017 angesprochen, gab sie sich etwas auskunftsfreudiger. "Ich habe mich gewundert, dass man einen so frühen Termin ansetzt hat", erklärte sie. Ihre Bedenken habe sie aber nur "sich selbst mitgeteilt."

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Gebäude formal fertig

Für Lacher im Saal hatten zuvor nur mäßig kritische Fragen von SPÖ-Gemeinderätin Silvia Rubik zur Größe der Patientenzimmer und des Gartens sowie zum Fächerangebot gesorgt. Schwarz nutzte diese, um das Krankenhaus Nord zu loben.

Aus medizinischer Hinsicht sei das Haus „sehr sehr schön“ aufgesetzt, beteuerte sie und freute sich über die Nachricht, dass es nun auch formal fertig sei. 

Am Gelände des Krankenhauses wurde während der Sitzung nämlich offiziell der Schlüssel an Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) übergeben. Laut  Krankenanstaltenverbund (KAV) ist die Fertigstellungsanzeige bei der Baupolizei erfolgt, der Bau ist damit abgeschlossen.

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Fassade als Problemfaktor

Weiters am Vormittag als Zeuge geladen war Porr-Generaldirektor Karl-Heinz Strauss. Sein Unternehmen hat den Rohbau des KH Nord errichtet. Der Baumanager berichtete heute von jener Phase, in der sich das Projekt um mehr als zwei Jahre verzögert hat.

Ursache seien etwa unvollständige Pläne und Schwierigkeiten mit der Fassade gewesen, sagte Strauss. Das habe auch für die Porr eine große Herausforderung bedeutet: „Wir haben mehr als 300.000 zusätzliche Stunden aufgewendet.“ Somit sei der Bau auch teuer geworden.

Strauss plädierte dafür, Ausschreibungen der öffentlichen Hand künftig anders zu gestalten. Statt die einzelnen Abschnitte einzeln zu vergeben, sei es international inzwischen üblich, sich vor dem Start für einen Generalplaner und auch für ein ausführendes Unternehmen zu entscheiden - wofür auch ÖVP-Mandatarin Korosec plädiert.

 

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Energetiker sagte ab

Nicht erschienen ist Energetiker Fasching. Er hätte am Dienstagnachmittag als Zeuge befragt werden sollen, meldete sich aber kurzfristig krank.

"Trotz aller energetischer Anstrengungen wird es ihm nicht gelingen, uns Rede und Antwort zu stehen", erklärte Johannes Klackl, Vorsitzender der Kommission, zur Eröffnung der Sitzung.

Wie berichtet, war der gelernte Autohändler engagiert worden, um auf der Spitalsbaustelle in Wien-Floridsdorf unter anderem die "Schwingungen" auf das "höchstmögliche Niveau" anzuheben. Zudem war in einem  Leistungsprotokoll von einem möglichen „ Schutzring“ rund um das Gebäude die Rede, um das Haus vor negativen Energien abzuschirmen.

 

KAV will 95.000 Euro zurück

Dieser "Schutzring" brachte Energetiker Fasching übrigens zuletzt zweifelhaften Ruhm ein: Vergangene Woche wurde er mit dem „Goldenen Brett vorm Kopf“ - einem Negativ-Preis für antiwissenschaftlichen Unfug - ausgezeichnet.

Der Wiener Krankenanstaltenverbund ( KAV) fordert das an ihn bezahlte Honorar inzwischen zurück. Der Auftragnehmer sei zum einen "gewerbebehördlich nicht befugt" und zum anderen sei die erbrachte Leistung nicht überprüfbar, argumentiert der Spitalsträger. 

Hintergrund: Pannen-Projekt

Zu Beginn der 2000er-Jahre beschloss die Stadt Wien die Errichtung des Krankenhauses Nord. Es soll über 789 Betten verfügen und rund 2500 Mitarbeiter beschäftigen.

Die Grundsteinlegung erfolgte 2012. Im Laufe der folgenden Jahre kam es zu einem stetigen Anwachsen der Kosten und einer wiederholten Verschiebung des Eröffnungstermins. Laut derzeitigem Plan soll das Haus im Herbst 2019 in Vollbetrieb sein.

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