Chronik/Wien

K.o.-Tropfen: Immer öfter kommt es in Wien zum bösen Erwachen

Es passiert auf Partys, in Bars, in Clubs, auf Maturareisen, bei Konzerten oder Weihnachtsfeiern – die Täter, meist Männer, mischen ihren Opfern heimlich Betäubungsmittel ins Getränk, um sie manipulierbar und wehrlos zu machen – und um Straftaten wie Raub und Vergewaltigung zu begehen.

60 Fälle

In Wien steigt die Zahl an gemeldeten Fällen: Allein heuer gab es bis zum 15. November 60 Beratungen beim 24-Stunden Frauennotruf, 2021 waren es rund 40 und 2020 20 Fälle. im Schnitt liegt die Zahl derzeit bei vier bis fünf Beratungen pro Monat zu diesem Thema. "Die Dunkelziffer ist bei dieser Straftat aber besonders hoch", weiß Heidemarie Kargl, Leiterin des Frauennotrufs.

Auffallend sei außerdem, dass sich der Einsatz von K.o.-Tropfen immer mehr ins Private verlagere. "Früher passierten solche Fälle hauptsächlich in Clubs, jetzt haben wir viele Anfragen von Frauen, die berichten, dass ihnen zum Beispiel beim ersten Date zuhause Betäubungsmittel verabreicht worden sind", schildert Kargl.

Stadt startet Kampagne

Mit einer Kampagne will die Stadt Wien nun darüber aufklären, was K.o.-Mittel grundsätzlich sind, wie man sich davor schützen kann und was man tun kann, wenn man vermutet, Opfer von K.o.-Tropfen geworden zu sein. Die Kampagne startet am 23. November. Sujets und Videos werden als TV-Spots und auf Social-Media-Kanälen gezeigt, ab 1. Dezember machen Citylights-Werbetafeln im öffentlichen Raum auf das Thema K.o.-Tropfen aufmerksam. 

Polizei unterstützt

Auch die Exekutive unterstützt die Stadt bei der Aktion. "Seit die Clubs wieder geöffnet sind und die Leute mehr feiern gehen, bemerken wir, dass K.o.-Tropfen wieder zunehmend zum Problem werden. Je voller eine Bar ist, desto höher ist die Gefahr, dass jemand Betäubungsmittel in Getränke mischt", sagt der Wiener Landespolizeivizepräsident Michael Lepuschitz.

Grundsätzlich sollte man Getränke nie unbeaufsichtigt lassen, Freunde sollten immer gegenseitig aufpassen. "Es ist extrem wichtig, sich jemandem anzuvertrauen, sobald man Symptome wie Übelkeit oder plötzlichen Schwindel spürt", betont Lepuschitz.

Substanz nur kurz nachweisbar

Da das Nachweisfenster je nach eingesetzter Substanz klein ist, sollten Betroffene so rasch wie möglich in ein Krankenhaus fahren. Wichtig sei auch eine rasche Probenahme von Blut und Harn und die damit in Zusammenhang stehende Dokumentation. Auch wenn sich jemand noch nicht zu einer Anzeige entschieden hat, ist es vorerst wichtig für ein allfälliges Strafverfahren, Proben, Befunde und Fotos von Verletzungen zu sichern.

 

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