Chronik/Wien

Kleinkrieg im kleinen Haus der Kunst: Rechtsstreit um Ho-Pizzeria

„404 – Don’t ask why“: Frag nicht warum. Das war der Name der Pizzeria, die im denkmalgeschützten Haus gegenüber der Secession – ehemaliges Novomatic-Forum, heutiges „Kleines Haus der Kunst“ – im Mai 2021 einzog.

Rund zwanzig Monate später steht man vor einem Gitter anstatt vor einer Luxus-Pizzeria. Die Fenster sind mit Holz verbarrikadiert. Ein Medienkrieg ist zwischen Pächter Lukas Neugebauer, der im Haus auch sein Büro hat, und Promi-Gastronom Martin Ho ausgebrochen. Aber was ist eigentlich passiert?

Laut Pächter und Immobilieninvestor Lukas Neugebauer soll der Gastronom Martin Ho vergangenes Wochenende selbst in das Haus eingebrochen sein. Als Beweis dafür zeigt er ein Video von den Aufnahmen der Sicherheitskamera, die angeblich Martin Ho beim Aufschrauben der Tür zeigen.

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Besitzstörungsklage

Die Pressestelle von Martin Ho verweist hingegen auf eine Besitzstörungsklage, die eingebracht wurde. Darin wird klargestellt, dass es einen laufenden Mietvertrag bis 2031 gäbe und man Hos Dots-Group den Eintritt verweigert und die Schlösser getauscht habe. Außerdem habe der Pächter, die im Lokal stehende Sachen eigenmächtig geräumt und vor die Tür gestellt, so der Vorwurf. Bei einem Rundgang um das Haus sieht man etwa noch Flaschen und Mistkübel, die auf Grünflächen neben dem Haus abgelegt wurden.

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Für Neugebauer ist das Verhalten von Ho unerklärlich. Er behauptet, dass schon in der Woche davor mit einem Geschäftsführer der Dots-Group die Rücknahme des Lokals vereinbart wurde. „Unter der Voraussetzung, dass die letzten Fahrnisse von uns, der LNR Development, noch ausgeräumt werden. Für nicht entfernbare Einbauten haben wir eine Ablöse gezahlt“, so Neugebauer. Für den Pizza-Ofen habe man etwa mehr als 10.000 Euro Ablöse gezahlt. Einen schriftlichen Beweis für dieses Gespräch habe Neugebauer nicht. Es soll aber ein Video von dem Handschlag geben.

Laut dem Anwalt von Ho soll es dieses Gespräch nicht gegeben haben. Und Geld soll einfach überwiesen worden sein – ohne dass es dafür eine Abmachung gab. Übrigens sei man noch Mieter und daher sei es kein Einbruch der Dots-Mitarbeiter gewesen.

Geschichte
In den Jahren 1922 und 1923 wird das Art-déco-Gebäude als Repräsentanz des Verkehrsbüros errichtet.

Gegenwart
2007 kaufte der Glücksspielkonzern Novomatic das Haus; im Jahr 2021 kaufte es Investor Lukas Neugebauer für 
23 Millionen Euro, 2022 verkaufte er für 22,4 Millionen Euro an eine Immobiliengesellschaft. Martin Ho wurde 2021 Mieter des Restaurants 

Räumungsklage

Neugebauer sagt, er sei nicht beunruhigt. Denn immerhin habe er schon im November eine Räumungsklage eingebracht: „Wenn wir die Räumungsklage gewinnen, wird der Vertrag rückwirkend aufgelöst, spätestens dann wird sich alles auflösen“, sagt er. Damals waren noch Mieten offen und ein hoher Betrag an Strom- und Gaskosten. Diese Stromkosten, in der Höhe von 40.000 Euro, hinterfragt wiederum die Dots-Group.

Die Kosten seien in keiner Weise nachvollziehbar und daher nicht bezahlt worden, heißt es in der dem KURIER vorliegenden Klage. Während die Dots-Group bis Ende des Mietvertrages Essen für Bedürftige ausgeben wollte, habe Neugebauer bereits einen neuen Mieter, der Brillen ausstellen wolle. Gestritten wird auch über die weiß gestrichene Fassade des denkmalgeschützten Hauses. Und in all dem Chaos sollte man vielleicht doch einmal fragen: Warum?