Chronik/Wien

Keplerplatz: Drogenhandel floriert weiter, Schutzzone verlängert

Seit dreizehn Monaten hängt die Verordnung der Polizei nun schon an einer Laterne am Keplerplatz. Seit weit mehr als dreizehn Monaten wird versucht, der Kriminalität rund um die Johanneskirche in Favoriten endlich Herr zu werden – bereits zum zweiten Mal wurde die Schutzzone verlängert.

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Aufgrund der florierenden Drogenszene erließ die Polizei im Oktober vergangenen Jahres eine Schutzzone. „So können 150 Meter rund um eine Schule, einen Kindergarten oder einen Spiel- und Sportplatz verdächtige Personen weggewiesen werden“, erläuterte Polizeipräsident Gerhard Pürstl bei der Einführung. 

Die Maßnahme zeigte durchaus Wirkung: Seit Beginn der Schutzzone gab es 1.522 Anzeigen sowie 555 Festnahmen. 435 Betretungsverbote wurden ausgesprochen.

Sicherheit für Kinder

Die Schutzzone wurde nun erneut verlängert. Grund dafür sind unter anderem die Kinder, die sich wegen naher Schulen und der Parkanlage rund um die Johanneskirche am Keplerplatz bzw. in dessen Nähe aufhalten. Die Minderjährigen müssen aber nicht unmittelbar von strafbaren Handlungen betroffen sein.

Bei einer Schutzzone geht es um Schutzobjekte, wo für gewöhnlich im unmittelbaren Nahbereich viele Minderjährige im öffentlichen Raum unterwegs sind bzw. diese Schutzobjekte besuchen; das können bspw. Schulen, Parkanlagen und Kindergärten sein. Daher auch die zulässige Ausdehnung der Schutzzone von bis zu 150 Meter um ein Schutzobjekt, heißt es dazu auf Anfrage von der Polizei

Notlösung für Bezirksvorsteher

Eine Maßnahme, die für Bezirksvorsteher Marcus Franz (SPÖ) jedoch nur eine Notlösung darstellt: „Das größte Problem am Keplerplatz besteht darin, dass hier nicht gleich am Anfang, als sich nach der Pandemie die Szene etabliert hat, schnell genug von der Polizeiführung reagiert wurde“, sagt Franz.

„Schritt erwartbar“

Der Bezirksvorsteher sieht auch das Innenministerium in der Verantwortung. „Ich bin davon ausgegangen, dass die Wiener Polizei diesen Schritt setzen wird, da vom Innenministerium keine dringend benötigten, neuen Planstellen für Favoriten genehmigt wurden.“

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Auch viele Bewohner rund um den Keplerplatz würden sich eine langfristige Lösung wünschen. „Ich meide seit Kurzem bei meinen Spaziergängen den Keplerplatz, da eine gewisse Unkultur immer größere Formen annimmt. An der Vermüllung hat sich nichts geändert, dazu kommt eine akute Rattenplage“, sagt Johann Posch, ein 69-jähriger Wiener, der in der Nähe des Keplerplatzes wohnt.

Auch er kennt die Drogenszene vor Ort schon seit Langem. Nachhaltig verändert habe sich diese durch die Schutzzone nicht. Vielmehr habe eine Verlagerung des Handels in die Seitenstraßen rund um den Keplerplatz stattgefunden. „Momentan sieht man die üblichen Verdächtigen eher in den Seitenstraßen, etwa auf der Gudrunstraße“, berichtet der Wiener.

Winter vertreibt Besucher

Außerdem würden die niedrigen Temperaturen die „Keplerplatz-Besucher“ ohnehin vertreiben. An Regentagen werde meistens der Eingangsbereich der Erste Bank ganz in der Nähe des Keplerplatzes „von Alkohol-Konsumenten belagert“, beschwert sich Posch. Um die Attraktivität des Platzes zu steigern, kündigte Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem Polizeipräsidenten unter anderem auch eine Belebung des Platzes mit Events an. Passiert ist seitdem nicht viel.

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Was würde es brauchen, um die Kriminalität am Keplerplatz zurückzudrängen und ihn zu beleben? 

„Es bräuchte verschärfte Gesetze, sodass die Festgenommenen nicht am nächsten Tag wieder auf freiem Fuß sind. Es braucht mehr Personal, um den Park regelmäßig zu bestreifen, sowie alternative Aufenthaltsmöglichkeiten für Alkohol-Kranke“, sagt Bezirksvorsteher Franz. Vom Innenminister fordert der SPÖ-Politiker Abschiebeabkommen mit den Ländern, aus denen die Drogendealer kommen.