Chronik/Wien

Kampf gegen die Stadtstraße in brütender Hitze

Am Dienstag begannen in der Hausfeldstraße die Vorarbeiten für die umstrittene Stadtstraße in der Donaustadt. Ein Fahrstreifen sollte für den Verkehr frei bleiben. Jedoch nicht gestern. Denn ab sieben Uhr standen hier acht Aktivisten von Extinction Rebellion und anderen Gruppierungen und blockierten samt Transparenten die Straße. Die Bauarbeiter seien ein paar Minuten nachdem die Demonstraten sich hergelegt haben wieder heimgegangen, erzählt einer der Aktivisten.

Um elf Uhr sitzen oder liegen sie im spärlichen Schatten ihrer Transparente oder von aufgestellten Regenschirmen, um der prallen Sonne nicht völlig ausgesetzt zu sein. Die Sonnencreme wird regelmäßig herumgereicht. „Jetzt ist die Frage, wie lange wir dableiben müssen, damit sie nicht wiederkommen“, sagt selbiger Aktivist, während er sich die letzten Reste der Creme im Gesicht verteilt.

Die Forderung von Extinction Rebellion: „Nein zu diesem Wahnsinns-Projekt aus der Alt-Betonzeit“. Gemeint ist die Lobauautobahn, die Spange Seestadt Aspern und die Stadtstraße. Die Projekte würden zusammen gehören, ein Teil mache ohne den anderen keinen Sinn, sagt die Aktivistin Marta K.

Sie hat Anfang Juli ihren über fünfwöchigen Hungerstreik zur Verhinderung der Lobauautobahn beendet. Sie sitzt im Schatten, ihres Kreislaufs wegen. „Aber die Stadtstraße vernichten und inkompetente Politik zerlegen kann ich immer noch, auch im liegen“, sagt sie.

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Im Zuge der Vorarbeiten zur Stadtstraße entsteht in der Hausfeldstraße Ecke Kornblumenweg ein neuer Kreisverkehr. Laut Martha K. nur, damit der künftige Baustellenverkehr besser fließen könne. Er solle danach wieder rückgebaut werden. Die MA 28 (Straßenverwaltung und Straßenbau) ging auf eine Rückfrage nicht näher ein.

Stadtstraße soll Verkehr entlasten

Die Stadtstraße soll die Verbindungsstraße der Südosttangente (A23, Anschlussstelle Hirschstetten) und der S1-Spange Seestadt Aspern bei der Anschlussstelle Seestadt West bilden. Mit dem Bau soll Ende dieses Jahres begonnen werden.

„Die Verkehrsinfrastruktur der Donaustadt, dem flächengrößten Wiener Gemeindebezirk, kann der täglichen Verkehrslawine nicht länger standhalten“, sagt Thomas Keller, der Chef der MA 28, gegenüber der APA. Die Stadtstraße würde die verkehrsgeplagten Wohngebiete „massiv“ entlasten.

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Martha sieht das anders: „Wenn man die Kapazitäten des Straßennetzes erhöht, wird der Verkehr solange zunehmen, bis die Straßen genauso verstopft sind. Man kann den Stau nicht wegbauen.“

Um die Mittagszeit bildeten 25 Protestteilnehmer die Straßenblockade. Die Polizei, die sich vor und nach der Blockade positionierte, löste die nicht angemeldete Versammlung auf. Fünf Aktivisten weigerten sich, den Platz zu räumen und wurden vorläufig festgenommen.