Ein Wiener Winzer ist der Biolandwirt des Jahres
Einer der führenden Wiener Winzer wurde mit dem renommiertesten Preis für nachhaltige Landwirtschaft im deutschen Sprachraum ausgezeichnet: Fritz Wieninger erhielt gleich bei seinem ersten Antreten den Ceres-Award 2020 und darf sich „Biolandwirt des Jahres“ nennen.
Der Ceres-Award wird jedes Jahr vom Fachverlag agrarheute unter Schirmherrschaft des Deutschen Bauernverbandes in insgesamt zehn Kategorien vergeben. 200 Bewerber stellten sich heuer dem Urteil der 34 Juroren, die Kandidaten kamen aus Deutschland, der Schweiz, Österreich und Luxemburg.
Für den Namen des Awards stand übrigens die römische Göttin Ceres Pate, die Schutzherrin des Ackerbaus und der Fruchtbarkeit. Als Symbol des Einklangs zwischen Mensch und Natur soll sie die Bedeutung einer verantwortungsvollen Landwirtschaft unterstreichen.
"Eine Art zu denken"
Wieninger ist auf dem Gebiet jedenfalls kein Newcomer. Er bewirtschaftet den Familienbetrieb im Floridsdorfer Weinort Stammersdorf schon seit 2006 biologisch, seit 2011 sind seine Weine biodynamisch zertifiziert.
Seine Herangehensweise ist dabei eine gesamtheitliche, "ich bin umfassend in die Materie eingetaucht", sagt er. Er setze nicht nur im Weingarten auf biodynamischen Betrieb, also etwa auf Spritzmittel, die nicht in die Pflanzen einziehen und Kompost statt Kunstdünger, sondern auch bei der Buschenschank am Nussberg.
"In der Kellerei fahren wir zudem ein duales Wasser-System: Für Küche und Duschen verwenden wir Leitungswasser, für Toiletten und Gartenbewässerung Brunnenwasser. Darüber hinaus haben wir eine riesige, 180 Quadratmeter große Photovoltaikanlage, die uns am Weingut in der Stammersdorfer Straße sauberen Strom liefert. Und geheizt wird mit einer Biomasseanlage, die wir mit alten Rebstöcken und Schnittmaterial aus den Weingärten speisen."
Eine andere Art zu denken und zu arbeiten könne er sich gar nicht vorstellen, sagt der Winzer. 75 Hektar Rebfläche werden von ihm kultiviert, darunter einige der besten Lagen auf dem Bisamberg und dem Nussberg.
Seit einigen Jahren führt Wieninger zudem einen zweiten Betrieb, wo er unter der Marke Hajszan-Neumann maischevergorene Weine, also sogenannte "Orange Wines" produziert. (Dabei wird Weißwein wie Rotwein hergestellt: Die Weißweintrauben werden mit den Beerenschalen (Maische) vergoren, wodurch sie mehr Tannine und Farbstoffe aus den Schalen extrahieren. Daher hat der meist etwas trübe Orange Wein seine dunkelgelbe Färbung.)
Insgesamt füllt Wieninger an die 460.000 Flaschen pro Jahr und exportiert sie in mehr als 50 Länder. Der Ceres-Award sei für ihn "die schönste Bestätigung meines Weges", sagt er zum KURIER.
Naturbelassene Weine
Das Streben nach noch höherer Weinqualität führte Wieninger vor rund 15 Jahren zur Umstellung auf den biologischen Weinbau einerseits – und zur Wiederbelebung der Wiener Weinkultur andererseits. Denn noch zu Anfang dieses Jahrhunderts waren Weine aus Wien eher unpopulär. Heute ist Wiener Wein ein international gefragtes Qualitätsprodukt. Unter anderem, weil Wieninger 2006 mit einer Handvoll Gleichgesinnter die Gruppe WienWein gründete, die den Wiener Gemischten Satz aus dem Dornröschenschlaf holte.
Seit dem Jahr 2009 ist der Winzer Mitglied von „respekt-BIODYN“, einer Gruppe von 23 Weingütern in Österreich, Deutschland, Italien und Ungarn, sie sich zusammengetan haben, um in engem Austausch mit ihren biodynamischen Methoden qualitätsvolle und naturbelassene Weine zu erzeugen.
Und seit 2017 ist das Weingut Wieninger Mitglied der Vereinigung „Österreichische Traditionsweingüter“ und hat sich damit dem Jahrhundertprojekt der „Lagenklassifikation“ angeschlossen. Bis dato wurden in Wien 12 Lagen zu „Ersten Lagen“ klassifiziert.
Auch Stadtweingut ist bio
Fritz Wieninger ist aber nicht das einzige Mitglied der WienWein-Gruppe, das auf biologische Landwirtschaft setzt. Wie berichtet, stellte heuer auch das Stadtweingut Cobenzl komplett auf bio um.
Für das Weingut bedeutet das nun eine komplette Änderung des Pflanzenschutzes im Weingarten, wie Betriebsleiter Thomas Podsednik erklärt. So dürfen etwa keine Mittel verwendet werden, die in die Pflanze eindringen, sondern nur solche, die auf der Rebe bleiben.
Das bedeutet auch mehr Arbeit. Denn jeder Regenguss wäscht das Schutzmittel ab, die Mitarbeiter müssen es danach neu aufbringen.
Zudem darf kein Kunstdünger verwendet werden. Das ist der Grund, warum die Umstellung mehrere Jahre dauert, denn auch der Boden muss sich umstellen. Für den notwendigen Stickstoffanteil sorgt bei Bio-Betrieben kein Dünger. Dafür werden Klee und Luzerne verwendet. Gedüngt wird mit Biokompost.
Verkosten kann man den bio-zertifizierten Wein vom Cobenzl dann in drei Jahren.