"Echte Wiener" und Zuwanderer: Wer wohnt in welchem Bezirk?
Die Wiener Melange ist nicht nur ein Kaffee mit Milch. Als Melange – also als Mischung – könnte man im übertragenen Sinn auch die Vielfalt der Wiener Bevölkerung bezeichnen: Zwar sind rund 47 Prozent der Stadtbewohner auch in
Wien geboren – aber immerhin 36 Prozent kamen im Ausland zur Welt, und weitere 17 Prozent stammen aus anderen Bundesländern.
Doch wer wohnt wo? Das Statistikamt der Stadt Wien, die MA 23, hat nun eruiert, wie sich die Wiener verschiedener Herkunft im Stadtgebiet verteilen.
Vorausgeschickt sei, dass die gebürtigen Wiener in 15 von 23 Bezirken die Mehrheit stellen.Und sie bevorzugen – zumindest statistisch gesehen – die Außenbezirke. Sie leben etwa gerne in oder Liesing, vor allem aber in der Donaustadt: 58,4 Prozent der Bewohner des 22. Bezirks sind in Wien geboren. Um die Freihofsiedlung beim Kagraner Platz liegt der Anteil der gebürtigen Wiener übrigens sogar bei 72,2 Prozent.
Menschen mit ausländischem Geburtsort wiederum wohnen vor allem in Rudolfsheim-Fünfhaus, in der Brigittenau, in Margareten sowie in Favoriten. Der Anteil liegt in diesen Bezirken bei über 40 Prozent. Die meisten Einwanderer leben in Rudolfsheim-Fünfhaus: 48,4 Prozent der Menschen sind nicht in Österreich geboren. Zum Vergleich: Dort gibt es 34,8 Prozent gebürtige Wiener.
Auf Grätzel-Ebene findet sich der höchste Einwanderer-Anteil allerdings in Döbling, und zwar zwischen dem Bahnhof Heiligenstadt und der Muthgasse: 68,2 Prozent der dortigen Bewohner sind im Ausland geboren – aber nur 16 Prozent in Wien. Dies dürfte aber am dort angesiedelten Studentenheim liegen.
Und wohin zieht es die Menschen aus anderen Bundesländern, wenn sie nach Wien übersiedeln? Die „Zuagrasten“ zieht es in die Bezirke innerhalb des Gürtels – sagt zumindest die Statistik.
Konkret wohnen viele in Mariahilf, in Neubau, in der Josefstadt und am Alsergrund. Rund um die westliche Lerchenfelder Straße im 7. Bezirk stammen etwa 27,5 Prozent der Bewohner aus anderen Bundesländern.
Übrigens zeigt sich auch, dass sich Burgenländer besonders gerne im Süden von Wien ansiedeln. Menschen aus Oberösterreich wiederum bevorzugen den Westen oder den 9. Bezirk. Und die Niederösterreicher leben – ähnlich wie die gebürtigen Wiener – gerne in den äußeren Bezirken. Bei weiter entfernten Bundesländern verschwimmt das Bild etwas – also Steirer ziehen etwa nicht unbedingt bevorzugt in den Süden der Stadt.
Und welche Bundesländer sind in Wien stark vertreten? Hier ist Niederösterreich klarer Sieger: 140.000 Niederösterreicher leben in der Bundeshauptstadt. Rechnet man die rund 190.000 Tagespendler dazu, halten sich an Arbeitstagen bis zu 330.000 Menschen mit Niederösterreich-Hintergrund in Wien auf. Platz zwei und drei belegen Oberösterreich (46.000 leben in Wien) und die Steiermark (41.000 in Wien).
Übrigens: Wien ist sozusagen die größte Stadt des Burgenlandes und Niederösterreichs. Denn mehr Burgenländer leben in Wien (27.059), als Eisenstadt Einwohner hat (14.476) – nur in Chicago leben schätzungsweise mehr Burgenländer (zirka 30.000). Ebenso wohnen mehr Niederösterreicher in Wien, als St. Pölten Einwohner zählt.
Der „echte Wiener“ wird aber nicht untergehen. Laut Prognosen der MA 23 dürfte der Anteil der in Wien Geborenen künftig wieder steigen. Und die Stadt wird jedenfalls in den kommenden Jahren wachsen – und weiterhin eine spannende Wiener Melange ergeben.