Chronik/Wien

Der bekannte Strafverteidiger Wolfgang Blaschitz wurde tot aufgefunden

Der bekannte Wiener Strafverteidiger Wolfgang Blaschitz ist am Nachmittag im Alter von 62 Jahren tot hinter dem Steuer seines Wagens beim Landesgericht Wiener Neustadt aufgefunden worden.

Reanimationsversuche blieben erfolglos. Laut Polizei wird ein Verbrechen ausgeschlossen. Es wurde keine Obduktion angeordnet.

Gefunden wurde der Wagen vor dem Gefangenenhaus in Wiener Neustadt. "Es deutet alles auf ein medizinisches Problem hin, vermutlich ein Herzinfarkt. Ein Fremdverschulden wird ausgeschlossen. Die Leiche ist daher von uns freigegeben", sagt Staatsanwalt Erich Habitzl.

Geschockt reagierte seine Kollegin Astrid Wagner auf die Nachricht von Blaschitz Tod. Es sei ihm bereits am Wochenende nicht gut gegangen. Er habe ihr erzählt, dass er unter massiven Magenproblemen gelitten habe, sagt sie im Gespräch mit dem KURIER. "Er hat befürchtet, sich eine Lebensmittelvergiftung zugezogen zu haben."

Aufsehenerregende Prozesse

Bekannt wurde Blaschitz als Strafverteidiger bei einigen aufsehenerregenden Prozessen. So verteidigte er den Dschihadisten Lorenz K. Der junge Mann war zu neun Jahren Haft verurteilt worden, weil er unter anderem einen zwölfjährigen deutschen Buben zu einem Selbstmordanschlag auf einen Weihnachtsmarkt in Ludwigshafen (Deutschland) bringen wollte. Zuletzt soll er aus dem Gefängnis heraus ähnliche Pläne verfolgt haben.

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Zudem machte er sich als Verteidiger von IS-Anhängern und tschetschenischen Sittenwächtern einen Namen. Auch bei dem Prozess gegen jenen Banker, der seine 86 Jahre alte Kundin mit einer Frischhaltefolie erstickt hatte, übernahm er die Verteidigung (gemeinsam mit Astrid Wagner). Der 62-Jährige wurde zu 16 Jahren Haft verurteilt.

Beim sogenannten "Dreifachmord in Kottingbrunn" vertrat er jenen 31-Jährigen, der seine Frau und seine beiden Kinder tötete.

Morddrohungen

Mit seinen Verteidigungen machte er sich nicht immer beliebt – Morddrohungen bekam er laufend. Blaschitz galt als einer, der nie eine Pause einlegte. Selbst an Samstagen und Sonntagen saß er in seiner Kanzlei, oft bis Mitternacht. „Sonst komm’ ich ja zu nichts.“ Er war bekannt für seinen besonders trockenen Humor und nahm sich auch in Sachen Justiz-Kritik kein Blatt vor den Mund. 

„Wolfgang Blaschitz war ein sehr engagierter, fleißiger Kollege. Auch, wenn ich mit seinen Verteidigungen nicht immer einverstanden war – er war ein erfolgreicher Strafverteidiger“, sagt Manfred Ainedter, Präsident der Vereinigung Österreichischer Strafverteidiger.

 

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