Bogen am Karlsplatz: Denkmal zur Erinnerung an homosexuelle NS-Opfer
Von Nina Oezelt
In Wien ist am Montag das Denkmal zur Erinnerung an homosexuelle NS-Opfer präsentiert worden. Die Skulptur im Resselpark trägt den Titel „ARCUS (Schatten eines Regenbogens)“ - sie zitiert also das Symbol der LGBTIQ-Bewegung. Die gebogenen Stäbe weisen zwar die Form eines Regenbogens auf, sind aber nicht bunt. Stattdessen wurden von den Künstlern Sarah Ortmeyer und Karl Kolbitz Trauerfarben, also verschiedene Grauschattierungen, gewählt.
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Das Denkmal solle die dunkle Vergangenheit in Erinnerung rufen und auch eine Auseinandersetzung mit der Gegenwart ermöglichen, wurde beim Medientermin mit Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ) und Vizebürgermeister Christoph Wiederkehr (NEOS) betont. Es solle, so hob Wiederkehr hervor, ein Statement darstellen, das laute: „Nie wieder solche Zeiten.“ Vielfalt sei eine Bereicherung, versicherte er.
Dass die Skulptur nicht ganz grau sei, sondern zumindest unterschiedliche Farbtöne aufweise, lasse auch einen „Rest von Widerstand“ erkennen, sagte Kaup-Hasler. Sie beklagte jedoch, dass Homophobie wieder zunehme und homosexuelle Handlungen in vielen Ländern unter Strafe stünden - etwa in Uganda, wo sogar die Todesstrafe drohe.
Hannes Sulzenbacher, der Vorsitzende jener Wettbewerbsjury, die den Entwurf ausgewählt hat, verwies auf die Geschichte und damit den langen Leidensweg schwuler und lesbischer Personen. Denn Homosexualität sei von 1852 bis 1971 verboten gewesen. Die Verfolgung betroffener Männer habe sich nach dem „Anschluss“ dramatisch erhöht. Viele seien verurteilt worden und rund 100 Menschen seien ins Konzentrationslager deportiert worden. Von ihnen überlebte weniger als ein Drittel.
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Doch auch nach dem Ende des NS-Regimes sei den Opfern die Anerkennung verwehrt worden, etwa von den Opferverbänden oder den Parteien, kritisierte Sulzenbacher. Die Überlebenden seien schlicht vorbestrafte Sexualtäter gewesen. Erst 2005 sei die entsprechende Anerkennung erfolgt, zu einem Zeitpunkt, als vermutlich kein Betroffener mehr gelebt habe, vermutete der Jurychef.
Erster Denkmalentwurf wurde zurückgezogen
Die Pläne zur Umsetzung eines Denkmals für homosexuelle NS-Opfer in Wien waren wiederholt mit Hürden konfrontiert. Der erste Siegerentwurf für den Resselpark wurde vom britischen Künstler Marc Quinn wieder zurückgezogen. Es war geplant, überdimensionale Hände zu errichten, die auf einem verspiegelten Tisch hätten postiert werden sollten. Auf den Rückzug folgte eine Neuausschreibung.
Homosexualität unter erwachsenen Personen war in Österreich von 1852 bis 1971 strafbar. Nach dem „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich im März 1938 erhöhte sich die Anzahl der als Homosexuelle verfolgten Männer und Frauen dramatisch, die Strafmaße stiegen deutlich. Die nationalsozialistischen Behörden kriminalisierten die Beschuldigten, verbrachten sie ins Gefängnis, in die Nervenklinik, den Operationssaal oder in Konzentrationslager. Allein aus Wien wurden mehr als hundert Männer in Konzentrationslager deportiert, weniger als ein Drittel der Verfolgten überlebte. Nach der Befreiung Österreichs wurde niemand von ihnen als Opfer des Nationalsozialismus anerkannt.
Das Denkmal formt den imaginären Schatten eines Regenbogens auf einem schwaneneiförmigen Grund. In der Natur ist der Regenbogen eine komplexe Erscheinung – kraftvoll und fragil zugleich. Er erscheint nur, wenn ganz bestimmte Bedingungen erfüllt sind. Der sechsfarbige Regenbogen ist heute international als Symbol der queeren Bewegung bekannt, aus deren Mitte heraus er in den 1970er-Jahren entstanden ist. Durch die Abwandlung der Farben in unterschiedlich schattierte Grautöne wird ein mehrdeutiges Bild geformt, das Trauer und Hoffnung vereint. Gesellschaftliche Gleichberechtigung und Akzeptanz sind auch heute noch keine Selbstverständlichkeit. Das Denkmal soll das Gedenken an die als Homosexuelle diskriminierten, verfolgten und ermordeten Menschen lebendig halten. Die Skulptur steht für eine solidarische Erinnerung – jetzt und in der Zukunft.
Ursprünglich hätte das Mahnmal überhaupt am Morzinplatz - also dort, wo sich einst die Gestapo-Zentrale befand - errichtet werden sollen. Doch das Vorhaben, das auch ein Becken mit rosa Wasser vorsah, war auf dem Areal technisch nicht umsetzbar. Später gab es temporäre Installationen, etwa am Naschmarkt. Das Gesamtbudget für das nun fertige Denkmal in der Höhe von 300.000 Euro wird von der Stadt und dem Nationalfonds der Republik Österreich zur Verfügung gestellt.