Chronik/Wien

Der Kampf in der Bäderkantine: Avocadobrot gegen Pommes

Im Freibad gibt es klare gastronomische Traditionen. Zu diesen gehören die Schnitzelsemmel, die Fleischlabersemmel, das Langos und nicht zu vergessen die geliebten, frittierten Pommes. Doch mittlerweile gibt es eine Gegenbewegung: eine neue Gastronomen-Generation, die versucht, die Freibad-Kulinarik auf ein anderes Level zu heben.

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Teil dieser Generation sind Architekt Heinz Holzmann (Chef von „Kaffeefabrik“ im 6. Bezirk) und David Zoglitz (Chef des thailändischen Restaurants „Es gibt Reis“ im 8. Bezirk). Sie haben diese Woche „Die Fischerin" im Strombad Kritzendorf vor den Toren Wiens neu eröffnet. Dort gab es früher Schnitzel, jetzt wird erstmals laotisches Beef Tatar, Lab Sien genannt (12,50 Euro), oder Grilled-Pork-Neck mit Kohlrabi-Salat (7 Euro) aufgetischt. In dem Bad im 30er-Jahre-Stil wurden einige Gebäude von Adolf Loos errichtet. Kein Wunder also, dass Gastronom und Architekt Holzmann (wie auch schon Loos) etwas Mondänes in ein etwas zurückgelassenes Areal bringen will. „Endlich mal was Neues“, sei das Feedback der Gäste.

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Anders sieht das Robert Riemer, einer der ältesten Pächter in Wiens Schwimmbädern. Seit 1972 führt die Familie des 59-Jährigen Gastrobetriebe im „Latschi“, wie Wiener das Laaerbergbad nennen.

Kein Schwimmbad ohne Pommes

„Ein Schwimmbad kann nicht ohne Pommes bestehen“, sagt er. Aus diesem Grund hat er sich auch die „Kartoffelgruft“ – ein uriges Buffet gleich neben dem Schwimmbecken – behalten. Früher verkaufte seine Familie dort durchs Fenster ausschließlich Pommes (2,50 Euro), Langos (3 Euro) und Kartoffelpuffer (2,50 Euro). Und auch heute seien genau diese Speisen die beliebtesten.

„Ein Asiate hat sich hier ausprobiert, aber er ist gescheitert“, sagt Riemer. Das Geheimnis hinter den Speisen im Bad sei für ihn klar: Schnell, sättigend und gut. Pommes seien die klaren Gewinner.

3-G-Regel: Seit 19. Mai sind die Bäder wieder geöffnet. Beim Eintritt gelten für alle, außer für Kinder unter 10 Jahren, die 3-G-Regeln (getestet, geimpft, genesen). Außerdem gibt es die Bäderampel. Sie ist online abrufbar und zeigt, wie viele Menschen bereits im Bad sind. Die Eintrittspreise sind wegen der Beschränkungen reduziert.

Kartoffelgrotte im Laaerbergbad: 10., Ludwig-v.-Höhnel-G. 2;  Eintritt Erwachsene: 3 Euro

Buffet Mayer im Kongressbad: 16., Julius-Meinl-Gasse 7A; Eintritt Erwachsene: 3 Euro

Luv Beachclub im Schönbrunner Bad:  13., Schloss Schönbrunn, Eintritt Erwachsene: 15 Euro

Donaubrise im Gänsehäufel: 22., Moissigasse 21, Eintritt Erwachsene: 3 Euro

Donaubrise im Strandbad Alte Donau: 22., Arbeiterstrandbadg. 91, Eintritt Erwachsene: 3 Euro

Die Fischerin im Strombad Kritzendorf3420 Klosterneuburg, Strombad Donaulände 15, Kein Eintritt

Bio Langos Boiz im Strandbad Klosterneuburg: 3400 Klosterneuburg, Strandbadstraße 16, Eintritt Erwachsene: 5,50 Euro

Ibiza an der Alten Donau

Marcus Krapfenbauer und Toni Zehetbauer gehören zu den jüngeren Gastronomen in der Bäderwelt. Und auch sie sind Vertreter des frischen Winds: Ihr Lokal im Strandbad Alte Donau nennt sich „Donaubrise“. Die beiden führen auch ein gleichnamiges Lokal im traditionsreichen Gänsehäufel und den „Luv Beachclub“ im Schönbrunner Bad.

Krapfenbauer hatte von Anfang an eine eigene Vision von Bäderkantinen: „Mykonos, Ibiza-Feeling und Nikki Beach – das waren die Vorbilder“, sagt er. Strandfeeling und ein Hauch Luxus – und das an der Donau. Palmen, Strohdecken, bauchige Vasen und weiß-blaue Sonnenschirme. Ob das Wiener Publikum dafür bereit ist? „Im Gänsehäufel haben wir eine abgeschwächte Form vom Beachclub-Feeling, aber wir wollen jüngere Gäste ansprechen“, sagt Krapfenbauer.

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Die Speisekarte spiegelt das wider: „Sexy Salad“ (8,90 Euro), Avocado-Radieschen-Brot (6,50 Euro) und kleine Sardinen namens Fishermen’s Fritz (9,50 Euro) sind dort zu finden. Die Speisen sollen „sexy“ aussehen und auch so schmecken. „Es gibt auch klassische Pommes, aber wir haben das Angebot erweitert“, sagt Krapfenbauer.

Make Langos great again

Altes neu interpretieren – das haben sich die „Bio Langos Boiz“ zu Herzen genommen Das Duo Walter Piller und Alen Sinanovic (beide 27) führen eigentlich das Restaurant Volee. Jetz läuteten sie die Renaissance des Langos ein: Die beiden machen Langos aus Sauerteig. Da gibt es etwa den Klassiker „Big Boi“ (4,50 Euro) mit Knoblauch und Salz.

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Beliebt ist auch der „Balkan Boi“ mit Ajvar, Tomaten und Oliven (7,50 Euro) oder der „Fresh Boi“ mit Sauerrahm und Gartenkresse (4,90 Euro). Im Lockdown starteten die beiden mit Pop-up-Ständen, zuerst in Klosterneuburg und dann im Prater. Jetzt bleibt ein Pop-up Stand beim Lokal „Der Garten“ im Prater (2., Spenadlwiese) für das EM-Public-Viewing bestehen. Und ein Stand ist ins Klosterneuburger Strandbad gezogen. „Wir machen Langos, das zu unserer Generation und Zeit passt“, sagt Sinanovic.

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Im Kongressbad steht hingegen die Zeit still. Seit 24 Jahren verkörpert dort Harald Mayer klassische Freibad-Küche. „Am Mittwoch gibt es Schnitzel, am Freitag Fisch“, sagt er. „Wir sind ein Unikum, weil bei uns noch bedient wird“. Dass aber auch er etwas ändern muss, merkt er an den Wünschen seiner Tochter: „Sie ernährt sich vegetarisch“. Deshalb gibt es nun auch bei Mayer pflanzliche Nuggets.