Chronik/Welt

"Titan"-Suche: Ein Wettlauf, der nie gewonnen werden konnte

Nach fünf Tagen dramatischer Suche steht fest: Die Insassen des Tauchboots sind nicht mehr am Leben. Sie sind wohl schon kurz nach ihrem Verschwinden getötet worden. Warum trotzdem weiter gesucht wurde, lesen Sie hier. 

Am Sonntag, den 18. Juni, meldete das private US Tauchexpeditions-Unternehmen OceanGate das Verschwinden seines Tauchboots "Titan" – Viele Stunden nachdem der Kontakt zum Mutterschiff "Polar Prince" abgerissen war. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt, der nie gewonnen werden konnte.

Superreiche tauchen zur "Titanic" ab

Die "Titan" war am Weg zum 1912 versunkenen Wrack der "Titanic" vor Neufundland, ein besonderes Abenteuer für betuchte Passagiere in 3.800 Metern Tiefe.

An Bord sind der britische Abenteurer und Milliardär Hamish Harding, der aus Pakistan stammende Geschäftsmann Shahzada Dawood und sein Sohn Suleman, Sie haben sich den Tauchgang jeweils eine viertel Million Dollar kosten lassen. Außerdem der Titanic-Experte Paul Henry Nargeolet und der CEO von OceanGate Stockton Rush.

Die Luft wird knapp, Hoffnung keimt auf

Unter Führung der US-Küstenwache beginnt eine dramatische Such- und Rettungsaktion. Nach Angaben der Betreiber reicht der Sauerstoff an Bord für 96 Stunden. Als Deadline wird Donnerstag, 13:08 Uhr, berechnet. Immer mehr Schiffe begeben sich auf den Weg in das Suchgebiet. Und nicht nur Schiffe:

Am Mittwoch schüren von einem kanadischen Suchflugzeug aufgezeichnete Geräusche Hoffnungen, es könnte sich um regelmäßige Klopfgeräusche handeln,
Tauchroboter werden hinuntergeschickt, um die Ursache herauszufinden. Erfolglos. 

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Kritik am Betreiber "OceanGate" wird lauter

Die etwa Kleinlastergroße "Titan" ist nie behördlich überprüft und genehmigt worden. Ehemalige Expeditionsteilnehmer berichten von regelmäßigen Pannen unter anderem mit den Batterien, aber auch dem Kommunikationssystem.

Wesentliche Teile des Tauchbootes wirken improvisiert, etwa die Steuerung mit einem Computerspiele-Controller, Neonröhren aus dem Baumarkt, auch dass die Titan kein GPS-System hat, sorgt für Verwunderung.

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Trümmer werden gefunden, US-Navy zeichnet "Implosion" auf

Wenige Stunden nach Ablauf der berechneten Zeit, in der man an Bord – theoretisch – noch atmen kann, entdeckt ein Tauchroboter am Donnerstag Trümmerteile ganz in der Nähe der "Titanic", nur 500 Meter entfernt - darunter auch die Druck-Kammer, in der die Insassen gewesen sind.

Wenig später wird bekannt, dass die US-Navy schon am Sonntag mit ihrem geheimen, für die U-Boot-Überwachung gedachten, Überwachungssystem in der Tiefsee vermutlich die "Implosion" des Tauchbootes aufgezeichnet hat.

Das habe zwar dazu geführt, das Suchgebiet einzugrenzen, war aber andererseits so unklar, dass man bis zuletzt die Hoffnung auf eine Rettung nicht aufgegeben hat.

Rettungsaktion wird abgebrochen

In dieser Tiefe herrscht enormer Wasserdruck, 380 Kilogramm auf jeden Quadratzentimeter. Ob die Titan diesen Druck von sich aus nicht mehr ausgehalten hat, oder ob es zu einer Kollision gekommen ist, soll noch geklärt werden. Als sicher gilt jetzt aber, dass die Insassen schon vor fünf Tagen, und das sehr schnell, getötet worden sind.  

Aus der Such- und Rettungsaktion ist nun eine reduzierte Ermittlungsmission geworden. Weder die Leichen noch die Wrackteile werden wohl jemals geborgen.

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Warnungen wurden ignoriert

Titanic-Regisseur und Tiefseeforscher James Cameron erkennt unheimliche Parallelen zum Unglück vor 111 Jahren. Warnungen seien in den Wind geschlagen worden,
die Urgewalt des Ozeans hat letztlich über vermeintlich unzerstörbare Technik obsiegt.

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