Josef B.: "Er war ein richtiger Eigenbrötler"
"Seit die G’schicht bekannt wurde, ist hier der Teufel los." Der weltweit für Aufsehen sorgende Fall um die weggesperrte holländische Familie beschere seinem beschaulichen Ort Riedersdorf Scharen von Reportern, schildert Josef Kranzer. Er ist einer der wenigen, die im kleinen Mühlviertler Dorf in der Gemeinde Pabneukirchen freimütig Auskunft über den früheren Bewohner Josef B. geben, der eine Familie versteckte.
"Josef von Österreich", wie der gebürtige Oberösterreicher in den Niederlanden genannt wird, wurde 1961 in der knapp 20 Kilometer entfernten Gemeinde Waldhausen geboren. Dort will seine Familie am elterlichen Hof nichts mehr mit ihm zu tun haben.
Bevor er wegzog, bewohnte er gut acht Jahre lang das alte Gehöft der Erbtante Theresia S. Er zog ins rustikale Kellerstöckl ein, während die Tante im alten Haus lebte. Nach und nach verkaufte er die Gründe und zuletzt den Hof. Die 93-jährige demente Tante lebt heute im Heim. "Der war auf das Geld aus. Er war ein Eigenbrötler", berichtet ein jüngerer Einheimischer. Andere schließen sofort wieder das Haustor und wollen nicht darüber sprechen.
Sektierer
Kranzer, dessen Hof direkt an jenen von B. angrenzte, möchte „nichts Schlechtes über ihn sagen. Aber er war schon eigen“. An den Geschichten, dass B. in einer Sekte aktiv war, werde schon etwas dran sein, meint Kranzer. „Einmal hat er mich auf das Thema angesprochen und ausgetestet. Ich hab’ ihm gleich gesagt, dass mich das nicht interessiert“, erinnert sich der Nachbar. Man habe sich gegrüßt, ansonsten habe es aber wenig privaten Kontakt gegeben.
Bei Hochzeiten, Begräbnissen oder Feiern in der Nachbarschaft habe B. nie mitgemacht. "Er war nirgends dabei. Auch von seiner Frau und seinen zwei Töchtern hat man nichts mitbekommen", erzählt eine Nachbarin. Einmal habe sie B. direkt auf dessen Familie angesprochen, "Antwort habe ich keine bekommen".