Hitzewelle in Urlaubsländern: Schon 360 Tote in Spanien
Auf Erholung von Hitze und Trockenheit müssen die Menschen in weiten Teilen Südeuropas am Wochenende wohl weiter vergeblich warten. Auch in vielen beliebten Urlaubsländern brennt es.
Weil der Wind heftig fegt und es vielerorts seit langem trocken ist, ist auch ein Ende der Waldbrände noch nicht in Reichweite. In Portugal gilt weiterhin der Notstand, Frankreich hat sich nun beim Löschen Unterstützung aus dem Ausland geholt.
Portugal
Schon seit einer Woche haben zahlreiche Waldbrände Portugal fest im Griff. Bis einschließlich Sonntag gilt auf dem gesamten Festland Portugals der dritthöchste Notstand. Nach Angaben der Naturschutzbehörde ICNF zerstörten die Flammen in nur einer Woche mehr als 25.000 Hektar. Die dieses Jahr bisher durch Waldbrände vernichtete Fläche erhöhte sich damit auf 38.600 Hektar - 35 Prozent mehr als im ganzen Vorjahr (28.415 Hektar).
Am Freitag ist beim Absturz eines Löschflugzeuges im Nordosten Portugals der 38-jährige Pilot ums Leben gekommen. Warum das einmotorige Wasserflugzeug abgestürzt ist, ist noch nicht geklärt. Zwischen dem 7. und dem 13. Juli wurden 238 mehr Tote als in Vergleichszeiträumen der Vorjahre gezählt worden, meldete die Nachrichtenagentur Lusa. Diese Todesfälle würden auf die extreme Hitze zurückgeführt.
Frankreich
Auch in Frankreich verbrannte seit Jahresbeginn deutlich mehr Land als zur gleichen Zeit im vergangenen Jahr. Aus dem Innenministerium hieß es, dass 13.000 Hektar den Flammen zum Opfer gefallen seien. 2021 waren es lediglich 500 Hektar bis Mitte Juli gewesen. Mehr als die Hälfte der verbrannten Fläche geht auf zwei Waldbrände südlich von Bordeaux zurück, die Feuerwehrleute seit Dienstag erfolglos versuchen, unter Kontrolle zu bringen. Auch wenn nur wenige Häuser vom Feuer getroffen wurden, mussten knapp 12.000 Menschen vorsichtshalber ihr Zuhause oder ihren Ferienort verlassen. Und auch im Rhonetal gibt es einen größeren Waldbrand.
Unterstützung für das unter heftigen Winden und Trockenheit leidende Südfrankreich kommt nun aus anderen Mittelmeerländern. Griechenland stellte zwei Löschflugzeuge zur Verfügung, Italien erklärte sich bereit, bei Bedarf auch zwei Maschinen auszuleihen.
Spanien
Seit vergangenem Sonntag sind der Hitzewelle in Spanien mit Temperaturen weit über 40 Grad mindestens 360 Menschen zum Opfer gefallen. Die Zahl der an den Folgen der Hitze gestorbenen Menschen hat sich von Tag zu Tag erhöht. Am ersten Tag sind in dem Land mit 47 Millionen Einwohnern 15 derartige Todesfälle registriert worden, am Freitag, als die Temperaturen auf bis zu 45 Grad stiegen, bereits 123.
Bei den Opfern handelt es sich in den meisten Fällen um Menschen, die wegen ihres hohen Alters oder einer Vorerkrankung bereits geschwächt gewesen seien. Am Freitag ist allerdings auch ein 60-jähriger Mitarbeiter der Straßenreinigung plötzlich zusammengebrochen. Notärzte hatten eine Körpertemperatur von 41,6 Grad gemessen. Der Mann ist noch in ein Krankenhaus gebracht worden, dort aber gestorben.
Die spanischen Behörden raten, ausreichend zu trinken, körperlich besonders anstrengende Tätigkeiten wenn möglich zu verschieben und das Haus am besten nur in den Morgen- oder Abendstunden zu verlassen. Ein klein wenig Erleichterung versprechen die kommenden Tage, wenn die Temperaturen vielerorts wieder auf Werte unter 40 Grad fallen sollen.
Am Freitag waren im ganzen Land noch 18 größere Waldbrände aktiv. Der schlimmste wütete in der Gemeinde Las Hurdes in der Provinz Cáceres nahe der Grenze zu Portugal. Die Flammen zerstörten dort wohl mindestens 3.500 Hektar Land. Bei einem Waldbrand in der Touristenhochburg Costa del Sol mussten etwa 2.300 Menschen vorsorglich in Sicherheit gebracht werden. Rauchschwaden erreichten auch einige Strände. Málaga und die nahe gelegenen bekannten Badeorte wie Marbella, Fuengirola, Torremolinos und Benalmádena waren Berichten zufolge aber nicht gefährdet, da die starken Winde die großen Flammenwände von der südspanischen Küste wegtrieben.
Griechenland
Gerade der Wind ist es in Griechenland derzeit, der die Brände anheizt und die Löscharbeiten enorm behindert. Auch für Samstag wird wieder stürmischer Wind erwartet. Die griechische Feuerwehr hat für viele Gegenden die zweithöchste Waldbrandstufe ausgerufen.
So schlimm wie im vergangenen Sommer ist die Lage in Griechenland jedoch längst noch nicht. Zum einen ist es nicht so heiß wie etwa in Spanien und Portugal, wo die Temperaturen teils auf 45 beziehungsweise 47 Grad stiegen. Für das Wochenende wird mit Höchstwerten von 38 Grad gerechnet, was für Griechenland noch keine übermäßige Hitze darstellt. Zum anderen hatte es am vergangenen Wochenende in weiten Teilen des Landes stark geregnet, so dass die Feuergefahr vielerorts bisher noch gering bleibt.
Italien
Auf Regen hoffen weite Teile Italiens hingegen noch immer. Nach dem Wiederaufflammen von Bränden im Norden des bei deutschen Touristen beliebten Gardasees, überwachen die Behörden weiter die Gegend. In der Kommune Nago-Torbole fachten Winde die Feuer wieder an. Weitere Brände konnten die Behörden in den kommenden Tagen wegen der Trockenheit nicht ausschließen.
Landesweit herrscht wegen der Trockenheit in vielen Gebieten erhöhte Waldbrandgefahr, wie auf Sizilien und Sardinien oder in Südtirol. Der Statistikbehörde zufolge haben die Dürre-Phasen in den vergangenen Jahren verglichen mit den Jahrzehnten zuvor deutlich zugenommen. Und auch die heißen Temperaturen halten an. Das Gesundheitsministerium gab für Sonntag in Florenz und Perugia die höchste Warnstufe für Hitzewellen aus. Die Experten empfehlen den Menschen dort, verkehrsreiche Gebiete zu meiden, nicht zur heißesten Tageszeit draußen Sport zu treiben und keine kalten oder alkoholischen Getränke zu trinken.
Es bleibt heiß
Während der für nächste Woche erwarteten Hitzeperiode kann auch in Deutschland laut dem Deutschen Wetterdienst (DWD) örtlich die 40-Grad-Marke überschritten werden. Wie aus der Zehn-Tage-Vorhersage vom Samstag hervorgeht, ist vor allem am Dienstag mit einer Aufheizung auf 30 bis 36 Grad zu rechnen - im Südwesten und Westen werden demnach bis zu 39 Grad erreicht. Ursache für das bevorstehende hochsommerliche Wetter ist Hoch "Jürgen", das von den Britischen Inseln südostwärts zieht und sich über Deutschland festsetzt.