Chronik/Welt

Absturz mit 737-MAX8: Junge Ärzte aus OÖ und NÖ tot

Eine Maschine der Fluggesellschaft Ethiopian Airlines ist nach einer offenbar nicht stabilen Fluglage in der Startphase am Sonntagmorgen kurz nach dem Start abgestürzt. Die Boeing 737 befand sich bei beste Wetter (20 km/h Wind, keine Wolken) auf einem Linienflug zwischen Addis Abeba und der kenianischen Hauptstadt Nairobi.

Wie ein Sprecher der Fluglinie bestätigte, befanden sich 149 Passagiere und acht Besatzungsmitglieder an Bord. Es sind alle 157 Personen aus 35 Ländern ums Leben gekommen, darunter auch vier UNO-Mitarbeiter. Ein Augenzeuge berichtete BBC, dass das Feuer nach dem Aufprall so stark war, dass man nicht zum Flugzeug vordringen konnte. Als die Feuerwehr nach knapp drei Stunden ankam, sei bereits alles niedergebrannt gewesen.

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Bei einer Pressekonferenz der Fluglinie um 13 Uhr war auch von drei österreichischen Passagieren die Rede. Laut Außenamt handelt es sich dabei um drei Linzer Ärzte, "drei Männer Anfang 30". Das Außenministerium steht mit den Familien in Kontakt. KURIER-Informationen zufolge soll es sich bei einem der Opfer um eine 31-jährigen Kardiologen aus Wieselburg (NÖ) handeln. Das Trio wollte offenbar ihre fixe Anstellung als Fachärzte mit einer Reise nach Sansibar feiern. Von Nairobi wäre ein weiterer Flug an ihr Endziel gegangen. Bei einem davon soll es sich laut Kleiner Zeitung um einen Kärntner handeln.

Jedenfalls sind zahlreiche Europäer an Bord gewesen, etwa Briten, Franzosen und Slowaken, weil Addis Abeba ein großer Verkehrsknotenpunkt auf dem Weg von Europa nach Afrika ist. Bei vier UNO-Mitarbeitern ist die Nationailität darüber hinausgehend noch unklar.

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Wie mittlerweile bestätigt wurde, handelt es sich erneut um eine Maschine des Typs 737-MAX8. Erst im Oktober war der gleiche Flugzeugtyp (Lion-Air) abgestürzt. Auch diesmal deuten erste Aufzeichnungen - unter anderem der Luftfahrtseite flightradar24 - daraufhin, dass es wieder zu problematischen Schwankungen bei der Steigrate in der Startphase gekommen sein könnte.

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Offenbar brach sechs Minuten nach dem Start bei Flug ET320 auch der Funkkontakt ab - kurz zuvor funkte der Pilot noch, dass er zum Startflughafen zurückkehren wolle. Der erst vier Monate alte Jet (mit der Kennung ET-AVJ) hatte jedenfalls laut einer ersten Analyse der Aufzeichnungen eine "nicht stabile vertikale Geschwindigkeit" während fast der kompletten Startphase. Das bedeutet, dass der Jet offenbar mit der Nase nach oben und unten geschwankt haben könnte.

Laut einem vom KURIER befragten Luftfahrtexperten war das Flugzeug am Abflugweg Shala 2A auch viel zu schnell unterwegs. An der letzten bekannten Position hat die MAX8 offenbar 383 Knoten Geschwindigkeit, normal sollten es auf dieser Höhe laut dem Fachmann nur 215 bis 230 Knoten sein.

Wieder MCAS?

Es ist denkbar, dass wie schon im Oktober erneut das berüchtigte MCAS-System eingegriffen hat. Jedenfalls soll dem Jet noch teilweise eine Rechtskurve gelungen sein, die für eine Rücklandung in Addis Abeba eingeleitet wurde. Danach krachte er so fest auf den Boden, das ein ungewöhnlich tiefer Krater übrig blieb. Ein Indiz für einen sehr raschen Sinkflug.

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Bestätigt sich das alles, wären das erschreckende Parallelen zum Unfall der Lion-Air im vergangenen Jahr: Elf Minuten lang versuchten damals die Piloten nahe Jakarta verzweifelt gegen den drohenden Absturz anzukämpfen. 35 Mal zogen sie laut den Aufzeichnungen die Nase der fast fabriksneuen Boeing-737-MAX8 nach oben, das erste Mal auf rund 400 Metern Höhe, also unmittelbar nach dem Start. Das MCAS-System, das einen Absturz eigentlich verhindern soll, arbeitete laut bisherigem Erkenntnisstand genau entgegen. Auch dieser Jet stürzte ab, nachdem der Pilot per Funk eine Rücklandung angekündigt hatte.

Ähnliche Probleme waren bereits beim Flug davor aufgetreten, aber nicht ordnungsgemäß repariert worden. 189 Insassen starben beim Absturz kurz nach dem Start. Der Flieger wurde nachträglich als "nicht flugtauglich" eingestuft und hätte nie abheben dürfen.

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Ethiopan Airlines ist die größte Fluglinie Afrikas und gilt als die sicherste des Kontinents, sie ist (wie Austrian) auch Mitglied des Staralliance-Verbundes. Großteils werden hochmoderne Maschinen eingesetzt, die im Schnitt unter sechs Jahre alt sind. Im Gegensatz zu Lion-Air gibt es keine Hinweise darauf, dass es problematische Wartungen geben könnte. Ein Airlinevertreter betonte auch, dass die Fluglinie auf eine rasche Klärung der Unfallursache hofft.

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Der Hersteller Boeing hat jedenfalls in einem ersten Statement bereits angekündigt, dass die aktuellen Entwicklungen genau beobachtet werden. Laut KURIER-Information aus Luftfahrtkreisen sollen am Sonntag Nachmittag bereits erste Gespräche zwischen der europäischen und der US-Luftfahrtbehörden laufen, ob es zu einem kompletten Grounding der Flotte aller 738-MAX8 kommt. Diese sollen heuer eigentlich im großen Stil in Europa ausgerollt werden - etwa bei Ryanair, Turkish Airlines oder der deutschen TUIfly. Isländische, polnische und norwegische Fluglinien haben sie bereits im Einsatz.

Auch auf dem Twitter-Account von Boeing fordern viele bereits ein sofortiges Grounding der Flotte oder ein Abschalten des MCAS-Systems, falls dies möglich ist.

Der Absturz der Lion-Air: