Coronavirus: Fledermaus-Suppe kommt weiter auf den Teller
Fledermäuse, Ratten, Schlangen - ihr Fleisch wird auf exotischen Märkten in Indonesien weiterhin angeboten. Von Angst vor einer Ansteckung mit dem neuartigen Coronavirus gibt es hier keine Spur. Obwohl die Behörden Händler aufgefordert haben, Wildtiere wie diese nicht länger anzubieten, laufen die Geschäfte auf einem Markt in Tomohon auf der Insel Sulawesi bestens.
Auch neugierige Touristen schreckt die Epidemie nicht von einem Besuch dort ab. An den schmuddeligen Ständen in Tomohon ist so ziemlich alles zu finden, was im Westen niemals auf einem Teller landen würde: riesige Schlangen, aufgespießte Ratten und verkohlte Hunde, deren Fell mit Lötkolben versengt wurde. Manch einer vergleicht einen Besuch auf dem Markt deshalb mit einem "Gang durch die Hölle".
Spezialität Fledermaus
Während Wissenschafter davon ausgehen, dass das Coronavirus ursprünglich von Fledermäusen stammt und wahrscheinlich von in China begehrten Schuppentieren übertragen wurde, laufen die Geschäfte von Fledermaus-Verkäufer Stenly Timbuleng wie immer. Er verkauft ihr Fleisch für 60.000 Rupien pro Kilogramm, umgerechnet gut vier Euro. Fledermäuse gelten als Spezialität in der einheimischen Küche.
"Ich verkaufe jeden Tag zwischen 40 und 60 Kilogramm", sagt der 45-Jährige der Nachrichtenagentur AFP. "Das Virus beeinträchtigt mein Geschäft nicht. Meine Kunden kommen weiterhin."
Fledermaus-Suppe ist auch im Restaurant von Lince Rengkuan eine Spezialität. Die Tiere werden dort inklusive Kopf und Flügeln mit Gewürzen in Kokosnussmilch gekocht. Das Geheimnis sei dabei die Zubereitung, sagt sie. "Wenn man die Fledermaus nicht gut genug kocht, kann das natürlich gefährlich sein", räumt Rengkuan ein. "Aber wir kochen sie durch." Die Zahl ihrer Gäste sei bisher nicht zurückgegangen.
Und das, obwohl die örtliche Regierung und die Gesundheitsbehörden wegen des Coronavirus fordern, Fledermäuse und andere exotische Tiere nicht mehr zum Verzehr zu verkaufen. "Auch wir appellieren an die Menschen, kein Fleisch von Tieren zu essen, die Überträger der tödlichen Krankheit sein könnten", sagt Ruddy Lengkong, Chef der örtlichen Handels- und Industriebehörde. Doch die Mahnungen verhallen ungehört.
Auch in der Hauptstadt Jakarta machen sich Händler auf exotischen Märkten keine Sorgen um ihr Geschäft. Sie verkaufen weiter gehäutete Schlangen und Kobrablut - und haben dabei keinerlei Probleme, Abnehmer zu finden. "Heilt und verhindert sämtliche Krankheiten", preist einer der Verkäufer sein Angebot gar.
Bisher hat Indonesien auch noch keinen Fall einer Infektion mit dem Covid-19-Erreger gemeldet. Am Donnerstag setzte das südostasiatische Land wegen der Infektionsgefahr zumindest den Import lebender Tiere aus China vorerst aus, wie Handelsminister Agus Suparmanto mitteilte.