Chronik/Tirol

Gletscherskigebiete öffnen Pisten: "So gut wie schon lange nicht"

Dem Osten Österreichs hat Tief "Anett" am Wochenende eine Jahrhundertflut gebracht, dem Westen Österreichs große Schneemengen und einen frühen Wintereinbruch. Der Kontrast, der daraus entsteht, ist hart. Während in Niederösterreich die Aufräumarbeiten laufen, öffnen in Tirol die ersten Gletscherskigebiete ihre Pisten.

"Wir wollten eigentlich erst in 20 Tagen beginnen", sagt Reinhard Klier vom Stubaier Gletscher in Tirol. Nun wurde der Skibetrieb allerdings am Freitagmorgen aufgenommen - mit 5 Liften und einer Abfahrt. Möglich macht es die unerwartete Schneelage. "Wir haben 50 cm", so der Geschäftsführer der Seilbahnen.

Eklatanter Schneemangel im Vorjahr

"So gut sind wir schon lange nicht mehr gestartet", freut sich Klier. Im Vorjahr sah die Lage ganz anders aus. Da ging es erst am 16. Oktober in die Skisaison - "so spät wie noch nie", wie Klier damals gegenüber der KURIER erklärte. Im Herbst 2023 herrschte eklatanter Schneemangel.

Manche Gletscherskigebiete konnten zunächst gar nicht starten. Auch im Ötztal präsentierte sich der Rettenbachferner in jenem Herbst unmittelbar vor dem Weltcupauftakt wie eine Marslandschaft, die von einigen Bändern aus Alt- und Kunstschnee durchzogen war. 

Und eine lebhafte Diskussion entbrannte, ob der Saisonstart bei derartig warmen Temperaturen auf Biegen und Brechen durchgezogen werden muss. „Ist jetzt die Zeit für ein Skirennen in Österreich? Macht es Sinn? Vermutlich nicht“, kritisierte mit Mikaela Shiffrin das weibliche Aushängeschild des Sports aus den USA.

Jack Falkner, Chef der Bergbahnen Sölden, verteidigte den Event mit kommerziellen Gründen: „Das sind die ersten Bilder des Schnees. Bilder erzeugen Emotion, Emotion ist Urlaub und insofern ist der Auftakt für uns immer wichtig." Am Freitag startete nun auch am Rettenbachferner der Skibetrieb.

Die Lust auf Winter

Webcam-Bilder von verschneiten Gletschern und geöffneten Pisten: Auch Klier, der auch Sprecher der Tiroler Seilbahnbranche ist, setzt wie andere Skigebietsbetreiber darauf, dass dadurch möglichst die Lust der Skifahrer auf den Winter geweckt wird. 

Zum Start wird das Angebot vor allem von Skimannschaften genutzt, die nicht in Übersee trainieren können. "Heute werden wir ein paar hundert Skifahrer haben", schätzt Klier. 

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Dass es heuer kein Gletscherskigebiet war, dass den Auftakt in die Saison eingeleitet hat, sondern am vergangenen Wochenende am gerade einmal 1.782 Meter hohen Hochkeil im Pongau Skifahrer die ersten Schwünge zogen, nimmt Klier mit einem Schmunzeln zur Kenntnis. Und gönnt das den Kollegen.

Wenn Pisten schmelzen

Er gibt sich aber auch keinen Illusionen hin, dass mit dem ersten Wintereinbruch bereits die Saison in trocknen Tüchern ist - auch wenn der Schnee im Wortsinn eine gute Grundlage ist: "Es kann auch noch einmal warm werden."

Dass sich grundsätzlich auch das Klima ändert, steht für den mit 44 Jahren jungen Geschäftsführer der von seinem Vater gegründeten Stubaier Gletscherbahnen außer Frage. Deswegen hatte man sich im Unternehmen eigentlich auch entschlossen, den Saisonauftakt von - wie früher üblich - September auf Oktober zu legen. Nun kam es anders. 

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Noch zwei Tage früher als am Stubaier war man am Hintertuxer Gletscher im Zillertal dran, wo bereits am Mittwoch erste Anlagen in Betrieb gingen. "Wir haben schon eine große Nachfrage und erwarten ein gutes Wochenende", sagt Ines Eberl, Marketingleiterin des Skigebiets. 

Wanderer, Skifahrer und Snowboarder

Während sie von ihrem Büro im herbstlich-warmen Tal hinaus blickt, sieht sie am Freitag "einen bunten Mix an Wanderern, Skifahrern und Snowboardern." Oben am Berg stehen bereits 19,5 Kilometer Pisten zur Verfügung, am Wochenende sollen es noch mehr werden.

Und auch Eberl setzt auf den Werbeeffekt der verschneiten Szenerie: "Das macht schon Lust auf Winter." Mit Hintertuxer, Stubaier und Ötztaler Gletscher sind bereits in drei von fünf Gletscherskigebieten die Lifte angelaufen. Pitztaler und Kaunertaler Gletscher wollen am 28. September bzw. 4. Oktober nachziehen.