Chronik/Österreich

Wahltag und Lauftag: Slalom ins Wahllokal an den Läufern vorbei

Wenn sich die Grazer am 9. Oktober auf dem Weg in ihr Wahllokal machen – es geht um den Bundespräsidenten – , könnten sie auf Hürden treffen. Absperrgitter oder -bänder nämlich: Zusätzlich zu den Wahlgängern sind Tausende Läufer unterwegs, weite Bereiche der Stadt deshalb von Sperren oder Umleitungen betroffen – es ist Marathon.

Erstmals treffen zwei solche Großereignisse zusammen. „Wir werden uns das im Detail anschauen“, versichert Wolfgang Schwartz, Leiter der Wahlbehörde im Magistrat. „Natürlich wird mit gewissen Behinderungen zu rechnen sein, aber es wird für alles eine Lösung geben.“

Startzeit des Marathons ist um 10 Uhr, die Strecke wird um 16 Uhr wieder für alle freigegeben, die Wahllokale haben zwischen 7 und 16 Uhr geöffnet.

Da die Sperren vor allem Fahrbahnen betreffen – und damit Kfz-Lenker –, sollten sich die Probleme beim Weg in eines der 274 Wahllokale aber in Grenzen halten. So gibt es beispielsweise kein Wahllokal, für dessen Erreichung der in dem Sprengel wohnende Grazer die Mur queren müsste. Das wäre tatsächlich knifflig, denn: Die meisten Brücken sind wegen der Laufveranstaltung gesperrt.

Kurze Umwege möglich

In der Innenstadt müssen aber auch Fußgänger mit kurzen Umwegen rechnen. „Wir werden im Vorfeld überlegen, was wir als Stadt tun können“, betont Schwartz, der auf einen Ausweg hinweist: Wem der mögliche Slalomlauf zwischen den Läufern am Sonntag zu stressig ist, könnte per Briefwahl die Stimme abgeben oder am Sonntag mit Wahlkarte ein bequemer zu erreichendes Wahllokal besuchen.

Michael Kummerer, Veranstalter des Graz Marathon, sieht die Doppelbuchung das 9. Oktober mit Wahlen und Laufen gelassen. „Wir werden schauen, ob wir die Situation nicht auch nützen können und positiv integrieren: Erst wählen gehen und dann laufen“, überlegt Kummerer. „Wir werden mit der Stadt eine gute Lösung finden.“

Das Problem Teuerung

Mehr Sorge als die zeitgleich stattfindenden Wahlen bereitet Kummerer aber der Zulauf zur Veranstaltung selbst: „Verglichen mit dem Vorjahr sind wir gut unterwegs, aber verglichen mit 2019 haben wir bisher nur 80 Prozent der Anmeldungen erreicht. Das tut natürlich weh.“

Bei der Veranstaltung „Kärnten läuft“ am Wochenende sind es 70 Prozent. Das habe mehrere Gründe, vermutet der Veranstalter: Wegen Covid seien viele Teilnehmer noch nicht fit genug, andere wiederum meiden nach wie vor Massenveranstaltungen. Die Hauptursache vermutete Kummerer aber in der Teuerungswelle. „Die finanzielle Sicherheit für viele Menschen steht infrage. Wenn man plötzlich 160 Euro für einen vollen Tank zahlt statt 80, dann wird das für viele knapp.“ Da werde eben anderweitig gespart, etwa bei einem Startplatz für eine Laufveranstaltung. „Viele Menschen können 200 Euro Mehrkosten im Monat nicht einfach so wegstecken, das bekommen wir jetzt zu spüren.“