Übergabe in der Steiermark an Drexler: "Ich muss noch viel lernen"
"Weil grad Halbzeit ist." So simpel begründete Hermann Schützenhöfer, warum er sich just diesen 3. Juni auserkoren hat, seinen Rückzug aus der steirischen Landespolitik kund zu tun. Freitagnachmittag segnete der 22-köpfige Landesparteivorstand ab, was Schützenhöfer am Vormittag bereits in einer Presseerklärung bekannt gab: Landesrat Christopher Drexler, 51, folgt ihm ab sofort als geschäftsführender Obmann der Steirer-VP, Anfang Juli dann auch als Landeshauptmann.
Drexlers Wahl zum Landeschef wird am 4. Juli in einer Sondersitzung oder am 5. Juli bei der regulären Landtagssitzung geschehen, die Stimmen des Koalitionspartners SPÖ hat er sicher. Am 16. und 17. September findet dann der Landsparteitag der ÖVP statt, an dem Drexler zum Parteichef gewählt wird.
Schützenhöfer betonte, er wüsste keinen besseren Nachfolger als Drexler, der seit 30 Jahren in der Landespolitik aktiv sei. "Er ist ein Stratege und hat Verbindungen nach Wien wie kein anderer." Auch wenn man an dessen Beliebtheitswerten noch arbeiten müsse, wie Schützenhöfer anmerkte. "Ein Landeshauptmann fällt nicht vom Himmel. Aber er hat die Hälfte der Legislaturperiode dafür Zeit."
Er selbst gehe durchaus mit Wehmut. "Ich habe heute meiner Frau gesagt, wurscht, wann ich gehe - ich werde nachher nicht zufrieden sein damit", sinnierte der 70-Jährige, der seit 2015 Landeshauptmann der Steiermark ist. "Es ist mir schon recht, dass so viele heute auch gefragt haben, warum gehst du? Bleib." Aber das seien dann wohl dieselben, die sich wundern würden, wenn er bei den nächsten Landtagswahlen - voraussichtlich 2024 - erneut kandidiere.
"Ich hab' so eine Angst entwickelt, dass man den richtigen Zeitpunkt nicht erwischt", gestand Schützenhöfer ein. "Es wäre jetzt am Schönsten im Amt - aber man soll ja dann aufhören, wenn es am Schönsten ist."
"Nicht ausgelernt"
Drexler betonte, 30 Jahre lang an Schützenhöfers Seite politisch arbeiten zu dürfen, sei ein Privileg. "Ich durfte 30 Jahre lang lernen. So gesehen liegt der Verdacht nahe, ausgelernt zu sein, aber der ist falsch. Ich muss noch viel lernen, um die Größe meines Vorgängers zu erreichen." In den kommenden Wochen wolle er Gespräche führen, um zu erfahren, "was die Steirerinnen und Steirer bewegt", kündigte der 51-Jährige an. Mit welchen Zielen, Perspektiven und Konzepten er seine Amtszeit als Landeschef angehen wolle, werde er aber erst nach seiner Wahl verraten.
Er habe jedenfalls "viel Respekt vor dieser Aufgabe", versicherte der Landesrat. "Aber ich bin auch von Freude durchflutet." Schützenhöfer indes hofft, nach der Amstübergabe abschalten zu können. "Ich war ja 24 Stunden am Tag unterwegs." Künftig für seine Familie kochen werde er seiner Frau aber nicht antun, scherzte er. "Und Tauben füttern werde ich auch nicht."