Steilste Zahnradbahn ist jetzt schneefrei
Von Sabine Salzmann
Der Nebel hängt tief. Langsam arbeiten sich die Räumfahrzeuge durch den Schnee. Eine Schneefräse und ein geländegängiger Schreitbagger sind im Einsatz. Während unten im Tal und mittlerweile auch entlang der Strecke alles grün ist, türmt sich an der Einfahrt zum Tunnel (1.730 Meter) der Schnee noch rund sechs Meter hoch. Schneeverwehungen haben erste Frühlingsspuren überdeckt. „Heuer waren wir in zwei Tagen von der Schafbergalm bis auf den Berg durch“, schildert Betriebsleiter Martin Bahr.
Höhepunkt: Der Durchstich beim Tunnelportal. Der Bagger gräbt sich von Norden her durch, die Fräse vom Süden. Zur Bergstation sind es dann nur noch wenige Meter. Auch die Schutzhütte „Himmelspforte“ und das Hotel „Schafbergspitze“ werden jetzt aus dem Winterschlaf geweckt: Von Reinigen und ersten Lieferungen bis zum Auswintern der Möbel: „Dort machen wir jetzt alles startklar“, schildert Bahr.
Bewegte Geschichte
Bald können Ausflügler mit Österreichs steilster Zahnradbahn wieder bequem auf den Berg gelangen. Und mit einem frischen Gebirgslüfterl weht am Schafberg immer auch ein Hauch von Nostalgie mit: Wer in der Geschichte zurückblättert, findet sich im 19. Jahrhundert wieder.
Als die ersten Pläne für die Bahn am Tisch lagen, reisten Sommerfrischler noch mit der Postkutsche an den Wolfgangsee. Die noble Wiener Gesellschaft buchte gern sogenannte Sesselträger. Das waren starke Burschen aus dem Ort, die Urlauber in einer Art Sänfte auf den Berg trugen. Sogar Kaiser Franz Joseph I. soll auf einem „Schafberg-Sessel“ Platz genommen haben.
Mit der Bahn – 1893 war Start – brach ein neues Kapitel an. Ein Gipfelsieg, ohne groß Fitness beweisen zu müssen, war schnell begehrt. Kaum wo lässt sich ein so gigantischer Ausblick erleben wie am Schafberg: Bei guter Sicht eröffnet sich eine Vogelperspektive auf 14 Seen. Die Region wirbt gern mit dem „See-Seh-Rekord“.
Für Nostalgiefahrten sind bis heute alte Dampfloks im Einsatz. Es gehört zu den touristischen Markenzeichen am See, dass es einige Male im Jahr ordentlich dampfen und zischen kann. Der reguläre Betrieb wird mit Diesel-Elektro-Loks abgewickelt. Die Namen der alten Loks sind naturnah – von Enzian bis Arnika und Almrausch.
Touristisches Potenzial
Der sanfte Tourismus in der Region boomt. „In der Pandemie merken wir einen klaren Trend zur Sommerfrische mit einem Plus von 30 Prozent bei der Schafbergbahn und der Wolfgangsee-Schifffahrt“, informiert Daniela Kinz, Geschäftsführerin der Salzburg AG Tourismus. Urlaubsgäste können sich seit Kurzem auch mit dem neuen „Pocket Guide“ Informationen einholen: Gestaltet wurden kurze, auch mobil konsumierbare „Info-Happen“ in Form eines Dialogs zwischen Opa und Enkelin. Den digitalen Reisebegleiter gibt es für alle fünf Attraktionen der Salzburg AG: Neben Bahn und Schifffahrt gehören auch Festungsbahn, Mönchsbergaufzug und „Museum WasserSpiegel“ in der Stadt Salzburg dazu.
Die Schafbergbahn ist trotz des nostalgischen Flairs auch voll auf Kurs in die Moderne: Die Talstation wird gerade in ein Erlebnisquartier mit Gastronomie und Museum umgebaut. Wermutstropfen: Wegen der allgemeinen Lieferprobleme in der Baubranche muss die Eröffnung auf das Frühjahr 2023 verschoben werden.
Jetzt werden erst einmal die Schienen gereinigt. Betriebsstart in den Sommer 2022 ist der 30. April.