„Reisesegen to go“: Mit Festival-Armband bereit für einen Urlaub
Von Agnes Preusser
Bunte Stoffarmbänder werden ja gemeinhin eher mit Festivals in Verbindung gebracht – und nicht mit der katholischen Kirche. Bei der Aktion „Reisesegen to go“ der Erzdiözese Wien und den Österreichischen Ordensgemeinschaften wurden sie trotzdem ausgeteilt. Rot sind sie und „Du bist gesegnet“ steht darauf.
Auch Pater Markus Inama sieht ein bisschen cooler aus, als man es normalerweise von einem Geistlichen erwartet. Lässig, in normaler Alltagskleidung mit blauem Hemd, grauer Hose und Sneakers, erteilte er vor dem „Quo Vadis?“, dem Begegnungszentrum am Stephansplatz, den Segen an urlaubsfreudige Gläubige. „Soll ich meine Stola überhaupt umhängen?“, fragte er gleich zu Beginn Mitorganisatorin und „Quo vadis?“-Leiterin Lisa Huber. „Wenn man die umhat, erkennt man gleich an der Reaktion der Leute, ob sie positiv zur Kirche stehen“, so Inama. Für den Segen wurden nämlich auch vorbeigehende Passanten angesprochen, um noch für mehr Schäfchen sicheres Geleit zu gewährleisten.
Die Stola blieb dann herunten. Deswegen gab es auch ein paar Gespräche, bei denen nicht alle Feuer und Flamme für das christliche Festival-Armband waren. „Wir segnen uns dauernd selbst – mit vielen Reisen“, sagte ein Pärchen im Vorbeigehen. Gottes Segen haben sie jetzt zwar nicht, aber jedenfalls Humor. Gleich danach bat aber ein Herr mit sommerlichem Strohhut um den Segen und bekam sofort ein Band von Pater Inama umgebunden.
Die Aktion fand heuer bereits zum zweiten Mal statt. Im Sommer 2020 wurde der „Reisesegen to go“ wegen der Pandemie ins Leben gerufen.
In der Theologie sei es ein Leitspruch, dass kleine Begegnungen ein Ort der Heilung seien. „In der Coronazeit hatten viele plötzlich gar keine Begegnungen mehr, da war diese Segnung, eine Möglichkeit dieser Einsamkeit kurz zu entfliehen.“ Das kam bei den Leuten gut an: „Der Zuspruch war sehr hoch“, sagt Huber. Rund 150 Menschen hätten sich damals den Segen im „Raum der Stille“ am Hauptbahnhof abgeholt.
Aktive Einladung
Ins „Quo Vadis?“ könne man zwar immer kommen, wenn man alleine ist. „Aber manchmal erleichtert eine direkte Einladung, diesen Schritt auch wirklich zu setzen“, erklärt Huber, warum sie aktiv Menschen auf der Straße ansprechen.
Dass nicht jeder erfreut darauf reagiert, wisse sie: „Der Erstkontakt ist oft schwierig.“ Zum Valentinstag hätten sie etwa Rosen verteilt. Da hätten die Leute gedacht, dass man ihnen etwas andrehen wolle. „Danach gab es aber oft Dankbarkeit. Das ist eine schöne Entwicklung in so einem kurzen Gespräch.“
Mit dem Reisesegen wolle man die Menschen ermutigen, „ihre Sorgen vor Gott hinzulegen und loszulassen, damit sie sich im Urlaub wirklich erholen können.“
Die Aktion „Reisesegen to go“ ist zwar beendet, im „Quo vadis?“ ist man aber trotzdem willkommen, einfach so – und vor allem auch dann, falls man gerade nicht weiß, wo die weitere Reise überhaupt hingehen soll.