Chronik/Österreich

Neue Plattform: „Die Zeit der Großparteien ist vorbei“

Sandra Lindtner nahm seit ihrem Querstart in die Gemeindepolitik schon verschiedenste Projekte in Angriff: Eine Anti-Mobbing-Initiative an Volksschulen zum Beispiel, oder ihre Aktion „Bleib im Ort, lauf nicht fort!“, wo sie und ihr Mann Christian lokale Unternehmer mit Image-Videos unterstützten. Als Zinkenstüberl-Wirtspaar sind die beiden weit über Hallein hinaus bekannt.

Nach der Wahl 2019 zog sie zuerst für die ÖVP in die Gemeindepolitik ein, kehrte der Partei aber schon nach einem Jahr wieder den Rücken. „Für mich waren die Abläufe zu starr.“ Sie vermisste Gestaltungsmöglichkeiten. „Der Klubzwang war nichts für mich. Warum soll eine Idee von vornherein schlecht sein, nur weil sie vielleicht vom falschen politischen Mitbewerber vorgeschlagen wird?“ Sie gehört nicht zu jenen, die sich ein Blatt vor den Mund nehmen.

Die Wirtin und Gemeindepolitikerin setzt nun viel Energie in ihr eigenes Projekt: Das FMÖ (Freies Mandat Österreich) sei keine eigentliche Partei, sondern eine Plattform, wo sich unabhängige Mandatare austauschen können. „Ohne Parteimachenschaften, ohne Spielchen, ohne Hierarchie.“

Plattform für Parteifreie

Im Prinzip wird jeder beitreten können. Es gibt bereits mehrere Unterstützer in Salzburg und Oberösterreich. Einzig eine Gesinnung, die zu weit rechts oder zu weit links angesiedelt ist, könnte Ausschließungsgrund sein, so Lindtner. Als Parteifarbe hat sie weiß gewählt, Symbol ist eine weiße Rose. Das Partei-Programm des FMÖ steht in den Grundzügen auch bereits fest. Ganz oben auf der Liste stehen Familien. Lindtner: „Wir wollen leistbares Skifahren in der Region ermöglichen.“ Außerdem: eine Stärkung der regionalen Betriebe oder leistbares Wohnen. Und: Pensionen sollen erhalten bleiben. „Mandatare aus anderen Gemeinden können aber genauso ihre auf die Region zugeschnittenen Programme aufsetzen.“ Man netzwerke und unterstütze sich bei Werbung oder organisatorischen Fragen gegenseitig. Der Parteizwang falle jedenfalls weg.

Das Projekt FMÖ erfordert viel Zeit und auch Geld: „Sponsoren haben wir nicht. Da ist es schwierig, mit den Großen mitzuhalten“, meint sie. Know-how kommt unter anderem aus der eigenen kleinen Werbeagentur. Auf Social Media stehen heute auch kleinen Partei-Projekten wie dem FMÖ attraktive Werbekanäle offen.

Unzufriedenheit bei Wählern groß

Sandra Lindtner will mit ihrem Projekt vor allem auch unzufriedene Wähler abholen. „Ich glaube, dass die Zeit der Großparteien nach den vielen Skandalen der letzten Zeit vorbei ist. Die Leute wählen mehr die Person, der sie vertrauen.“ Lindtner setzt sich bereits jetzt ein großes Ziel: Das FMÖ wird auch auf Landesebene antreten. In Zahlen will sie ihre Erwartungen noch nicht festmachen. „Jetzt geht es erst einmal darum, dass wir überall bekannt werden.“