Chronik/Österreich

Landau: „Dürfen uns mit verborgener Not von Frauen nicht abfinden“

Die Zahl ist alarmierend: 1,22 Millionen Menschen in Österreich leben in Armut oder sind armutsgefährdet. „Armut ist weiblich – nicht nur, aber die Statistik zeigt: Frauen sind zu einem viel größeren Teil armutsgefährdet“, sagt Anna Parr, Generalsekretärin der Caritas Österreich beim Besuch von Caritas-Einrichtungen in Salzburg. 501.000 von Armut Betroffene sind Frauen, um 71.000 mehr als Männer, 291.000 sind Kinder.

Das größte Risiko in Armut abzurutschen haben Alleinerziehende – rund ein Drittel sind betroffen. „An die Caritas wenden sich Frauen, die bereits jahrelang physisch und auch psychisch belastende Situationen ausgehalten haben. Es sind Frauen die ihre Kinder nicht gut ernähren können, Frauen die sich selbst nicht gut ernähren können“, betont Parr.

Caritas-Präsident Michael Landau fordert: „Wir müssen uns auch als Gesellschaft dem Thema Frauenarmut stellen, dürfen uns mit der verborgenen Not von Frauen nicht abfinden, wir müssen hinschauen und handeln, denn Frauenarmut geht uns alle an – auch und gerade die Männer“ – und er ist sich sicher: „Wir können etwas ändern, gemeinsam, wenn wir das wollen.“

Schwachstellen

Die Pandemie habe Schwachstellen im Sozialsystem aufgezeigt, viele wenden sich erstmals an die Caritas. In der Pandemie wurden auch zahlreiche Frauen arbeitslos – von Februar 2020 bis März 2021 ist die Zahl der Frauen ohne Job um 40 Prozent gestiegen.

„Wir müssen sicherstellen, dass die Menschen trotz Jobverlusts genug Geld für Mieten und Heizkosten haben“, so Landau in Richtung Bundesregierung. Wo Existenzsicherung durch Erwerbsarbeit nicht möglich sei, müssten Sozialleistungen ein menschenwürdiges Leben ermöglichen, was aktuell nicht durchgängig der Fall sei. Landau fordert eine Reform der Sozialhilfe Neu, eine dauerhafte Erhöhung des Arbeitslosengeldes, um vor Armut zu schützen, und eine faire Ausgestaltung des Familienbonus, der nicht, wie derzeit der Fall, mittelständische Familien bevorzugt.