Chronik/Österreich

Hohe Energiekosten: Immer mehr exotische Tiere ausgesetzt

Australische Bartagamen brauchen Temperaturen zwischen 28 und 55 Grad. Wer schon einmal in einer Sauna gesessen ist, weiß wie warm das sein kann. Dementsprechend hoch sind auch die Heizkosten. Kein Wunder also, dass sich viele Menschen ihre Tiere nicht mehr leisten können und das Tierschutzhaus in Vösendorf einen Anstieg an Abgaben von exotischen Tieren verzeichnet.

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Ein Terrarium mit Temperaturen bis zu 55 Grad kostet rund 100 Euro, sagt Tierschutzhausleiter Stephan Scheidl. Tierarztkosten und Futter für das darin lebende Tier sind da noch nicht einmal miteinberechnet. Aquarien sind ebenfalls richtige Stromfresser: Zwischen 400 und 500 Watt benötigen sie. "Es muss beleuchtet werden und manche Aquarien sind außerdem mit Strömungspumpen ausgestattet", sagt Scheidl. Je nach Größe könnten Kosten zwischen 50 und mehreren hundert Euro anfallen.

Teure Hobbies

Nach den letzten beiden Tier-Abgabewellen aufgrund der Pandemie, könnte nun also eine weitere bevorstehen - bedingt durch die Energiekrise. Kornnattern, Leopadengeckos, Schildkröten, Chamäleons oder auch Fische ziehen derzeit ins Tierschutzhaus.

Vor allem bei Reptilien - aufgrund der hohen klimatischen Ansprüche - könnte sich der Trend abgegebener Exoten verstärken, vermutet die Tierschutzorganisation "Tierschutz Austria". "Die Mehrkosten durch diese Tiere muss man sich erst einmal leisten können. Gerade in Zeiten wie diesen sind teure Hobbies das erste, was man aufgibt", sagt Scheidl.

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Erst vor kurzem sei eine ausgesetzte "Boa constrictor", auch Königsschlange genannt, die eine Tagestemperatur zwischen 27 und 30 Gard Celsius benötigt, ins Tierschutzhaus gekommen, nachdem sie in Vösendorf auf der Straße gefunden wurde.

Im Jahr 2021 hat das Tierschutzhaus 59 Reptilien aufgenommen. Mit 116 werden die Landschildkröten am öftesten abgegeben. Außerdem haben 27 Wasserschildkröten, zehn andere Reptilien, sechs Schlangen und fünf Echsen ihr Zuhause verloren.

Sachkundenachweis

Erst am Montag verkündete der Wiener Tierschutzstadtrat Jürgen Czernohorszky (SPÖ), dass alle Halterinnen und Halter von exotischen Tieren ab 2023 einen Sachkundenachweis erlangen müssen. Um das Zertifikat zu erlangen, müssen angehende Tierhalter einen Kurs belegen. Der Sachkundenachweis muss ab 1. Jänner 2023 im Rahmen der verpflichtenden Meldung der Wildtierhaltung bei der Behörde vorgelegt werden.

Personen, die bereits exotische Tiere halten, müssen keinen Kurs belegen. Allerdings müssen bereits bestehende Haltungen bis Ende 2022 nachgemeldet werden.