Chronik/Österreich

Hernals: Den Manner-Umbau mag man eben nicht

Eine grüne Wand aus hohen Laub- und Nadelbäumen verhüllt das Grundstück im Hernalser Neuwaldegg. Dahinter lässt sich ein Blick auf die abbröckelnde Fassade einer über hundert Jahre alten Villa erhaschen. Hier lebte bis zu seinem Tod im Jahr 2017 Carl Manner, der letzte Erbe des Mannerschnitten-Imperiums.

Spaziert man an der ruhigen Adresse Klampfelberggasse 2-4 vorbei, ahnt man noch wenig von der derzeit brodelnden Debatte rund um das Gebäude.

So gern man die Mannerschnitten laut Werbung eben mag, so ungeliebt ist offenbar der anstehende Umbau der Villa. Denn zwischen Bauträger und Baumschützern wird heftig gestritten.

Umbau ab Herbst

Vor dem Streit stand aber die Finanzierung. Für die Neugestaltung der Manner-Residenz in eine Immobilie mit zehn Luxuswohnungen musste im Vorfeld nämlich viel Geld in die Hand genommen werden.

Der Projektbetreiber, die M 17 GmbH & Co KG, suchte (mittlerweile erfolgreich) Investoren für das rund 19 Millionen Euro schwere Projekt.

Hinter dem Umbauvorhaben steht die Firma K&K Immobilien von Inhaber Michael Kuenburg, zu der „M 17“ gehört. Laut Kuenburg soll ab dem Spätherbst mit dem Umbau der Villa und dem Verkauf der Wohnungen begonnen werden.

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So weit, so gut. Auf das vermeintliche Problem stößt man jedoch im Keller, denn hier soll eine Tiefgarage mit 20 Stellplätzen entstehen. Für  diese muss der Kellerbereich aber erweitert werden  
Als die Initiative „Baumschutzverein Hernals“ davon erfuhr, wurde diese aktiv. Wurzelwerk und angrenzende Bäume seien dadurch in Gefahr, warnt sie. 

„Gesetz ist Papierleiche“

Diese Auffassung weist Bauherr Kuenburg zurück. Man wolle so viele Bäume wie möglich erhalten, denn der alte Baumbestand mache erst den Reiz des Grundstückes aus.

„Es kommen nur tote Bäume weg, die eine Gefahr für die Umwelt darstellen und laut Gutachten des Magistrats zum Fällen freigegeben wurden“, sagt Kuenburg.

Ein Sprecher des Baumschutzvereins sieht die Baumgutachten der zuständigen MA 42 (Stadtgärten) aber kritisch: „Das Wiener Baumschutzgesetz ist eine Papierleiche. Das Gesetz ist bauträgerfreundlich ausgelegt“.

Für Christoph Huber, Architekt der neuen Manner-Villa, stellt das Projekt hingegen eine positive Verdichtung des „innerstädtischen Gebiets“ dar. „Dort können dann mehr Menschen wohnen – anstatt nur eines Reichen“, sagt Huber.

Sollten dafür tote Bäume gefällt werden müssen, werde man diese mit Ersatzpflanzungen am selben Grundstück ausgleichen.

Der Baumschutzverein traut all dem aber nicht: Bäume werden von der zuständigen MA 42 viel zu schnell als „tot“ deklariert, sagt ein Sprecher.

Das befürchtet man nun auch auf dem Manner-Grundstück. Laut Fachleuten aus dem Verein seien die dortigen Bäume jedenfalls gut erhalten, betont der Sprecher.

1910
war der Baustart für das Gebäude. Vier Jahre dauerte es, bis sie fertig war. Ent-worfen wurde sie von Architekt Peter Paul Brang. Ihr Stil wird als Mischform  des Heimatstils und des  Sezessionismus beschrieben 

3.650
Quadratmeter ist das Grundstück, auf dem sich die Villa befindet, groß

10
Luxuswohnungen sind in der Villa geplant. Hinter dem Projekt steht K&K Immobilien
 
 

Ilse Pfeffer (SPÖ), Bezirksvorsteherin in Hernals, kennt diese Art von Konflikt bei Bauvorhaben gut. Bäume würden viel zu oft für Wohnungen geopfert, sagt sie im Gespräch mit dem KURIER. Bei besonderen Bauobjekten – wie der Manner-Villa – gebe man allerdings mehr Acht.

Was es brauche, seien strukturelle Änderungen. „Ich bin nicht gegen das Bauen, aber das Baumschutzgesetz muss adaptiert werden“, sagt Pfeffer. Bauträger müssten in die Pflicht genommen werden, um sich aktiv für den Erhalt von Bäumen einzusetzen.

Im Fall der Manner-Villa habe sie kaum Handlungsspielraum: Einsprüche ihrerseits können nämlich angefochten werden, so Pfeffer.