Chronik/Österreich

Prozess: Glückloser Roulettespieler drohte mit Bombe

Drei Jahre muss er in Haft. Der Angeklagte ist entsetzt. „Des kann’s jetzt aber net sein“, schaut er verdutzt zu Richterin Anna Marchart. „Wieso? Ich hab mich eh entschuldigt.“

Doch eine Entschuldigung reicht einfach nicht. Der 34-Jährige hat im vergangenen Juni dafür gesorgt, dass ein Casino in Wien und eines in Niederösterreich evakuiert werden mussten. Der Österreicher mit rumänischen Wurzeln hatte 500.000 Euro gefordert – andernfalls werde er die Casinos „in die Luft jagen.“

Kein Bombenbauer

„Das stimmt alles nicht“, erklärt er Montagvormittag im Landesgericht für Strafsachen. Angerufen habe er zwar schon, aber: „Ich kann ja gar keine Bomben bauen.“ Entsprechend sei er nicht schuldig. Und auch mit den Zeugen hat er so seine Probleme. „Die hab ich noch nie gesehen.“ Was daran liegen könnte, dass er sie telefonisch bedroht hatte. Glaubt man den Ausführungen von Herrn C., hat er schon sehr viel Geld verspielt. „Sicher 1,2 Millionen Euro.“

Woher das Geld stammt? Nicht aus beruflichen Tätigkeiten. Denn Herr C., er kommt in kurzen Sporthosen und Sportschuhen, gibt als Beruf an, freiberuflich nationale Tennis-Meisterschaft zu spielen. „Damit verdienen Sie Geld?“, ist die Richterin irritiert. „Nein, ich habe Mindestsicherung.“

Vorstrafen hinterließen wenig Eindruck

Ob er Schulden hat, will die Richterin ebenfalls wissen. Da fehlt Herrn C. der Überblick. „Ich bin nicht so oft Zuhause.“ Vorstrafen? „Weiß ich nicht.“ Es sind zwei, wird die Richterin feststellen. „Aber die haben offensichtlich keinen großen Eindruck bei Ihnen hinterlassen.“

Er sei sehr erfolgreich beim Online-Glücksspiel, erklärt der Angeklagte schließlich. „Alles was ich dort gewonnen hab, hab ich im Casino verloren.“ Und deshalb, das bekräftigt er auch während seiner Verhandlung mehrfach, stehen ihm zumindest 500.000 Euro als Wiedergutmachung zu.

Erst forderte er das Geld vom Casino persönlich vor Ort – „Morgen regle ich das mit ihm (einem Mitarbeiter, Anm.). Ich werde das Casino in die Luft jagen.“ Als er Hausverbot bekam, griff er zu seinem Handy.

Warten auf Geldregen

„Hier spricht Stefan Ronacher. Herr C. ist ein einflussreicher Mann, ihm gehört halb Wien. Lassen Sie ihn sofort wieder ins Casino“, erklärte er erst. Das brachte keinen Erfolg. Also wurde er beim nächsten Anruf deutlicher: „500.000 Euro in einer Stunde. Ich warte beim Lugeck. Sonst wird etwas passieren und in die Luft fliegen.“

Sowohl im Casino in Wien als auch in NÖ brachte er seine Drohung an. Doch er geriet an die Falschen. „Das geht sich schon allein zeitlich nicht aus“, bekam er in NÖ zur Antwort. „Was mach ma da?“, antwortete Herr C. verdutzt. Immerhin eine halbe Stunde wartete Herr C. auf den Geldregen. Doch der kam nie.

Ob er spielsüchtig ist? „Nein. Ich hab seit zwei Monaten nicht gespielt. Also kann ich nicht spielsüchtig sein.“ – „Seit zwei Monaten sitzen Sie in Untersuchungshaft“, ruft Richterin Marchart in Erinnerung.

Das Urteil ist rechtskräftig.