Frühling 2020: Zu wenig Regen, zu frühe Blüte
Von Nikolaus Tuschar
Still sitzen. Nichts tun. Der Frühling kommt. Das Gras wächst.
Heuer klingen die Zeilen dieser alten buddhistischen Weisheit fast schon prophetisch. Doch 2020 wäre nicht 2020, wenn nicht auch das Frühlingswetter in diesem Jahr aus der Norm fiele. Eine Auswertung der ZAMG zeigt: Der bisherige meteorologische Frühling ist unter den wärmsten und trockensten der Messgeschichte.
In der österreichweiten Auswertung liegt die Niederschlagsmenge derzeit um rund 50 Prozent unter dem Durchschnitt. Vor allem in Vorarlberg, in Tirol, in Oberösterreich, in Niederösterreich und im Burgenland ist es extrem trocken.
Verdeutlicht wird das am Beispiel einiger Landeshauptstädte. „In Linz regnete es seit 1. März nur 33 Millimeter – im Durchschnitt sind es hier im selben Zeitraum 115 Millimeter“ sagt Alexander Orlik von der ZAMG. In Bregenz liegt man 60 Prozent unter dem Schnitt und in Wien gar 66 Prozent.
Absoluter Spitzenreiter in der Zusammenfassung ab 1. März ist Innsbruck mit nur 27 Millimeter Niederschlag. Das sind 72 Prozent weniger als im Durchschnitt. Keine signifikanten Ausreißer gab es bloß in Klagenfurt, wo man nur leicht unter dem Durchschnitt der Vergleichsjahre liegt.
Frühlingserwachen
Viele Böden sind heuer nicht nur wegen des Mangels an Regen sehr trocken. Die hohen Temperaturen und der frühe Beginn der Vegetation verstärken die Trockenheit. „Je wärmer es ist, desto mehr Feuchtigkeit verdunstet aus dem Boden in die Luft“, erklärt Orlik.
In der warmen Witterung begannen viele Pflanzen um zwei bis drei Wochen früher auszutreiben als im Mittel, dementsprechend größer ist heuer der Wasserverbrauch der Vegetation. Und auch die frühlingshafte Sonne versteckte sich nicht: Insgesamt gab es zwischen 30 und 70 Prozent mehr Sonnenschein als für gewöhnlich.
Nach aktuellem Stand der Prognosen ist zumindest bis Mitte nächster Woche kein nennenswerter flächendeckender Regen in Sicht.
Aufgrund der Trockenheit ist auch die Gefahr eines Wald- oder Wiesenbrandes derzeit enorm hoch. Vor allem entlang der Donau und im Burgenland herrscht erhöhte Alarmbereitschaft.