Chronik/Österreich

Fall Lopatka: "Habe meine ganze Kindheit gelitten"

„Schraubenzieher im Bauch - trotzdem alles normal?“ Miriam Lopatka ist deutlich in ihrer Haltung zu ihrem Vater: „Ich habe meine ganze Kindheit unter ihm gelitten.“

Der Weg der nunmehr 24-Jährigen ist jedoch ungewöhnlich. Während der Prozess gegen den oststeirischen Arzt läuft, wendet sich die Tochter per Presseaussendung an die Öffentlichkeit. „Er hat uns grundlos Spielzeug oder Haustiere weggenommen und uns zum Streiten aufgewiegelt. Es hat ihm Freude bereitet, wenn wir weinten“, beschreibt die junge Frau darin ihre Sicht dessen, was vor mehr als zehn Jahren im Haus Eduard Lopatkas vorgefallen sein soll.

 

Staatsanwalt Christian Kroschl klagt Quälen von Minderjährigen an: Der Arzt soll sich etwa einen Schraubenzieher in den Bauch gerammt haben, ein Kind - Miriam - musste ihn herausziehen. Kroschl sieht auch dessen wiederkehrende Suizidankündigungen über Jahre hinweg als Qual an, einmal legte sich der Arzt sogar eine Schlinge um den Hals oder hielt sich seine Waffe an die Schläfe.

Manipulativ

Doch Psychiaterin Adelheid Kastner billigt Lopatka zu, das Quälen seiner Kinder sei „nicht vordergründig“ an den Handlungen gewesen. Vielmehr habe er Mitleid erregen und seinen Kopf durchsetzen wollen - mit allen Mitteln und Manipulationen.

 

All dies sei „schlimm für eine Kinderseele“, merkte Richter Oliver Graf gleich am ersten Prozesstag im Februar an. Er ist der zweite Richter in diesem Fall: Sein Kollege Andreas Rom sprach Lopatka im Jänner 2017 frei und wertete die Vorwürfe als „verspäteten Rosenkrieg“. Eine Einschätzung, den die vier mittlerweile erwachsenen Kinder des Mediziners so nicht belassen wollten: Sie zeigten Rom wegen des Verdachts des Amtsmisbrauchs an.

Die Wirtschafts- und Korruptionstaatsanwaltschaft Wien prüfte 17 Monate lang und befand: Es wird keine Ermittlungen gegen Rom geben. Die sogenannte Anfangsverdachtsprüfung habe nichts ergeben. Auch das empört Miriam Lopatka. „Ob diese Einstellung einen politischen Hintergrund hatte, wissen wir nicht.“ Seitens der Behörde wird dagegen betont, es liege „kein Anfangsverdacht“ gegen den Grazer Strafrichter vor.

Urteil verschoben

Doch zurück zum Prozess. Er geht am Freitag weiter, eigentlich hätte Richter Graf die Plädoyers halten lassen und das Urteil sprechen wollen. Daraus wird nichts, erneut musste er einen weiteren Prozesstag festlegen: „Aufgrund umfangreicher vorgelegter Urkundenkonvolute und Beweisanträge der Opfer wurde ein weiterer Verhandlungstermin anberaumt“, teilte das Straflandesgericht Dienstagabend mit. Fortsetzung also am 11. Juli.