Finale der Euro: Auch Wien war im Fußballfieber
Von Nina Oezelt
"Meritato - das haben wir uns verdient", jubelte Francesco, Restaurantchef im 7. Bezirk in Wien. Beinahe wäre der gebürtige Italiener nicht zu verstehen gewesen, so laut erklang die italiensiche Hymne Sonntagnacht auch mitten in Wien.
Italien, nach dem Elfmeter-Krimi Europameister, wurde gebührend gefeiert. Schon lange vor dem Anpfiff waren viele Wiener unterwegs, um beim Public Viewing oder in Lokalen das Euro-Finale gemeinsam zu genießen.
Im Cafe "Leopold" saßen bereits knapp vor 19 Uhr Sebastian und Nini, drei weitere Schüler nahmen an ihrem Tisch Platz. Das Lokal war gut besucht, unter den zahlreichen Fußballfans saß Philipp: Er hielt zu Italien. Seine Begründung: "Wenn Italien gewinnt, dann sind wir de facto Vize. Weil Italien ja Österreich rausgeschmissen hat." Sein Freund Clemens wollte dagegen England gewinnen sehen: Seine Eltern leben nämlich dort.
Teresa kommt aus Südtirol: Ihre Wiener Freunde wie auch sie selbst drückten Italien die Daumen. Strenge Kontrollen gab es auch in der Fanzone: Wer keinen 3-G-Nachweis hatte, durfte nicht hinein.
In einem Pub beobachtete Adam Barwell das Match - und das war zumindest ein bisschen wie daheim, denn: Adam ist Brite, er kommt aus Coventry. Er blieb nach dem Match in Rom (gegen die Ukraine) in Wien, in Großbritannien hätte er zehn Tage in Quarantäne gehen müssen, das wäre beruflich aber nicht umsetzbar gewesen.
Doch Adam blieb auch so am Ball: “In London geht's gerade ab, meine Freunde schicken mir die ganze Zeit Videos. Ich hoffe, es gibt kein Elfmeterschießen, aber ich wünsche mir natürlich, dass wir gewinnen."
Alice und Stella, beide 17, verfolgten das Match beim Public Viewing beim Alten AKH. Wenn es um den Sieger ging, waren die Freundinnen allerdings nicht einer Meinung: Alice drückte Italien die Daumen, weil sie dort Familie hat. Stella unterstützte England - weil sie "die Spieler mag". Beide hatten aber das Gefühl, dass vor Ort mehr Leute auf der Seite der Italiener jubeln würden.
Im 7. Bezirk trafen einander zahlreiche Italiener im Pub "Shamrock", also quasi auf gegnerischem Terrain. Die Freunde hofften auf einen italienischen Sieg und fieberten dennoch im britischen Pub mit. "Damit wir noch patriotischer werden, müssen wir gewinnen", sagte Francesco aus Monza. Er ist schon seit zehn Jahren in Wien und in einem Lokal Chefkoch. "Auch, um das Jahr mit Covid zu vergessen, deshalb ist es diesmal noch wichtiger zu gewinnen."
Pizzabäcker Bernardo stammt aus Neapel und lebt seit fünf Jahren in Wien. "Fußball ist für uns alles, ich schaue alle Matches an." Fußball sei für Italiener "eine wichtige Beschäftigung. Das Leben ist oft schwer in Italien, aber Fußball hält uns irgendwie am Leben."
Beim Ausgleichstor für Italien brandete unter den italienischen Zuschauern Jubel auf. “Jetzt sind wir ein wenig entspannt”, strahlte Francesco.
Am Burggassenanger, vor der Art-Gallery Plain-Art des ehemaligen Nationalspielers Rubin Okotie sah man Sonntagabend auch Promis: Sebastian Prödl mischte sich hier ebenso unter die Zuschauer wie Bezirksvorsteher Markus Reiter (Grüne).
Fabianne aus Paris und Victor aus Moskau freuten sich über das rasche erste Tor: „Man sieht, wer besser spielt. England ist das ausgeglichenere Team“, analysierte Victor.