Diebstähle auf Baustellen: 88 Prozent der heimischen Bauunternehmen betroffen
Neben der Corona-Krise und dem Mangel an Rohstoffen haben Bauunternehmen ein weiteres Problem: Baustellendiebstähle. Nach Angaben des Bundeskriminalamtes gab es vor Corona jährlich bis zu 3.500 Anzeigen, diese sind mittlerweile auf 2.700 zurückgegangen. Die Dunkelziffer soll laut einer Untersuchung des Kuratoriums für Verkehrssicherheit (KFV) jedoch deutlich höher sein.
Im Vergleich zu den Vorjahren wurde heuer zwar weniger oft eingebrochen, jedoch stiegen die Schadenssummen. Wurde im Jahr 2013 noch eine Schadenssumme von zehn Millionen Euro verzeichnet, stieg diese 2017 auf einen Höchstwert von 18,5 Millionen Euro an.
In den Folgejahren bewegte sich der Wert um 17 Millionen Euro und fiel pandemiebedingt 2020 auf 11,6 Millionen Euro. "Die Schadenssumme entwickelt sich mittlerweile in Richtung 20 Millionen Euro", sagte KFV-Experte Armin Kaltenegger in einem Mediengespräch am Donnerstag.
Preissteigerungen am internationalen Markt sowie Krisen seien mitverantwortliche Faktoren. "Wir werden große Unterbrechungen von Lieferketten aufgrund der Ukraine-Krise haben", konstatierte Kaltenegger.
Kleingeräte, Holz und Kupfer werden entwendet
Eine Befragung im Juni vergangenen Jahres ergab, dass rund 88 Prozent der Bauunternehmen von Diebstählen betroffen waren. Im Durchschnitt verzeichneten die befragten Unternehmen bis zu fünf Diebstähle pro Jahr. Tendenziell werden immer mehr hochwertigere Güter wie Fahrzeuge und Bagger gestohlen.
Am häufigsten werden nach wie vor Kleingeräte wie Bohrmaschinen, Kleinwerkzeuge, Holz und Kupfer entwendet. Die meisten Diebstähle wurden auf Autobahnen sowie in Wien und Linz verzeichnet.
Grund für die Diebstähle sind nach Meinung der KFV-Experten eine unzureichende Absicherung von Baustellen. So wurden bei 117 beobachteten Baustellen zwar ein Schild mit "Betreten verboten" als Sicherungsmaßnahme montiert, welches die Täter aber nicht an den Diebstählen hindern konnte.
Anzeigen werden nur selten erstattet
Ein Drittel der Befragten sehe zudem aufgrund einer gering vermuteten Schadenssumme und der meist erfolglosen Fahndungen nach den Tätern von einer Anzeige ab. Hinzu kommt, dass, sobald ein Diebstahl bei der Versicherung gemeldet und die Summe ausbezahlt wurde, der Fall für die Baufirma als abgeschlossen gilt. Laut Bundeskriminalamt lag im Vorjahr die Aufklärungsquote bei nur zehn Prozent, auch weil die Opfer kaum mit der Polizei kooperierten.
Auch ein hoher logistischer Aufwand bei Diebstählen von Baggern oder Paletten mit Holz oder Sand schreckte Täter nicht ab. Zwischen Mitte 2018 und Anfang 2020 baute eine siebenköpfige kroatische Bande in der Steiermark in den Stauraum eines Kleinbusses eine Seilwinde ein, um damit schwere Maschinen und gesamte Paletten mit Material einladen zu können. Der Schaden belief sich dabei auf 250.000 Euro.
Der Tätergruppierung wurden auch Diebstähle in Kroatien und Deutschland nachgewiesen. Der Haupttäter wurde im Herbst 2021 zu 24 Monaten Haft verurteilt.
Des Weiteren beobachtet das Bundeskriminalamt einen Schwarzmarkt für Arbeitsmonturen. Viele ehemalige Mitarbeiter von Bauunternehmen verkaufen die Dienstkleidung illegal im Internet, die dann von Betrügern bei Diebstählen oft benutzt werden.
Präventionstipps
Laut Bundeskriminalamt sei eine Liste mit Individualnummern sämtlicher Wertgegenstände, die verlässliche Versperrung von Containern und Schränken von wertvollen Materialien, sowie die Einrichtung von Sicherheitskameras und Alarmanlagen als Abschreckung und Hilfe für darauffolgende Ermittlungen nach einem Diebstahl ratsam.