Chronik/Österreich

Die Nase geht tief, der Hund ist auf der Spur

Ein Jaulen ist aus dem weißen Kleinbus am Waldrand zu hören. Michael Kühberger geht hinüber und öffnet die Kofferraumklappe: Ein schwarzer Hund mit zwei braunen Flecken über den Augen sitzt darin auf seinen Hinterpfoten. Er ist sichtlich ungeduldig. Denn mit seiner trainierten Spürnase riecht er schon den Schweiß (waidmännisch für das Blut des Wilds, sobald es aus dem Körper des Tieres austritt, Anm.) des zu suchenden Wilds.

Ares, ermahnt sein Herrchen den einjährigen Vieräugl (Hunderasse, Anm.) beim Namen, bevor er sich seinen Schülern widmet. Denn Herrchen Kühberger ist leidenschaftlicher Jäger und Lehrer an der Forstfachschule in Traunkirchen (OÖ). Genauso wie sein Kollege in der rot-gelben Jacke neben ihm, Lukas Brandstätter. Heute steht Fährtensuche auf dem Programm.

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Denn das müssen sowohl Schüler als auch Hund üben, möchte man doch keinesfalls „Totengräber“ – also einen Hund, der gefundenes Wild eingräbt, anstatt es zu apportieren. „Eine gute Nase hat jeder Hund. Aber man muss ihm zeigen, was er damit machen kann“, erklärt Kühberger. Bereits ab einem Alter von 12 Wochen könne man mit dem Trainieren beginnen. Am Besten mit Futterschleppen – wie Leckerlis auflegen.

Fährtenschuhe

Heute wird es aber schon anspruchsvoller. Brandstätter hat dafür ein ganzes Arsenal an Material vor sich ausgebreitet und zeigt den Schülern, was es braucht, um einen Jagdhund zu trainieren: Einerseits eine acht bis zehn Meter lange Hundeleine – aus Leder oder Kunststoff – einen Napf, etwas Wasser, Leckerlis und Verbandszeug für den Hund. Andererseits eine „Wundertüte“ – wie Kühberger sie nennt – in der sich eine Plastikflasche voller Schweiß, das Haupt und die Decke des Wilds und die Fährtenschuhe, an denen die Läufe des Wilds angebracht sind, befinden. „Damit lege ich meine Fährte“, sagt Brandstätter.

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Sprich: er schnallt sich die Fährtenschuhe an die Füße und geht über Stock und Stein durch den Wald. Verteilt dabei auf der Strecke Schweiß – je weniger umso schwieriger für den Hund – und legt nach etwa 200 Metern schließlich die Decke oder das Haupt hin.

Klare Kommandos

Und das nimmt Ares schon wahr: Freudig hüpft dieser aus dem Kofferraum und geht an der Leine zum markierten Startpunkt der Fährte. Dann ist Konzentration angesagt: Mit dem Finger zeigt Kühberger auf den Boden und gibt Ares ein Kommando. Ares Schnauze geht tief. „Jetzt hat er sie gewittert“, hört man es aus der Schülerreihe. „Man muss den Hund lesen lernen. Was will er mir zeigen“, erklärt Brandstätter.

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Ares sucht den Waldboden ab. Die Schüler dürfen ihm mit Abstand folgen. Einen eigenen Jagdhund hat von ihnen noch kaum einer. Der Grund: „Die Ausbildung eines Jagdhundes braucht viel Zeit, das geht neben der Schule schwer.“ Und das obwohl in der Forstfachschule sogar das Mitbringen von Hunden erlaubt ist – insofern sie folgen. Haben möchten später aber fast alle einen. Deshalb sei der Unterricht auch wichtig.

Stundenplan
Seit 2018 gibt es die Forstfachschule in Traunkirchen im Bezirk Gmunden (OÖ). Davor war sie in Waidhofen an der Ybbs (NÖ) angesiedelt. In zwei Jahren erhalten die Schüler die Ausbildung zum Forstwart. Neben Fächern wie Waldökologie und Forst- und Arbeitstechnik, steht auch Jagd auf dem Stundenplan

Berufsfelder
Nach der Ausbildung können  sie forstliche und jagdliche Betriebe bis zu 1.000 Hektar führen, sind Berufsjägeranwärter und können auch als Waldpädagoge arbeiten

Aufnahme
Um die Ausbildung anzufangen, muss man mindestens 16 Jahre alt sein und die 9. Schulstufe absolviert haben. Der älteste Schüler ist 42. Weitere Infos unter: www.forstfachschule.at

„Viele Jäger haben einen Hund, weil es halt dazugehört. Trainiert sind die wenigsten“, sagt Kühberger, nachdem Ares erfolgreich nach ein paar Minuten das Haupt des erlegten Tieres gefunden hat. Dabei sind ausgebildete Spürnasen hilfreich im Jägeralltag: Fährt etwa ein Autofahrer ein Reh an und läuft dieses verletzt davon, kann es ein gut trainierter Hund ohne Probleme finden.

Streicheleinheiten

„Ein Jagdhund braucht Arbeit“, sagt Brandstätter. Bereits bei der Wahl der Rasse, sollte man sich deshalb überlegen, ob „ich mit dem Aufgabenbereich den Hund auch erfülle.“ „Besten Hund“ gebe es keinen. Er müsse immer auf den Jäger abgestimmt sein. „Wenn ich ein Revier im Gebirge habe, wird sich ein Dackel mit kurzen Beinen schwertun“, sagt Kühberger.

Brandstätter hat sich passend zu seinem Revier für eine steirische Rauhhaarbracke entschieden – Aron sein Name, drei Jahre ist er alt. Geduldig musste er warten. Nun ist er an der Reihe. Andere Fährtenlegung, gleiches Prozedere. Auch er findet schnell das Haupt und sitzt stolz daneben. „Aron hält Wache“, sagt Brandstätter zu den Schülern, wendet sich dann aber an Aron: „Ja Waidmannsheil! Bin stolz auf dich. Gib laut!“ „Es muss nicht immer ein Leckerli als Belohnung sein. Auch Streichel- oder Spieleinheiten zählen.“